Elektrochemische Doppelschicht Zustandekommen einer elektrisch geladenen Schicht Beispiel
Elektrochemische Doppelschicht Zustandekommen einer elektrisch geladenen Schicht: Beispiel: metallisches Kupfer tauche in eine Kupfersalzlösung ein: Cu 2+ + 2 e- Cu Je nach der Gleichgewichtslage wird nun entweder die Hin- oder die Rückreaktion bevorzugt ablaufen, wodurch im Metall ein Elektronenüberschuß oder – unterschuß entsteht. Oberflächenladungen im Metall, welche entgegengesetzt geladene Ionen in der Lösung anziehen! elektrische Doppelschicht aus zwei parallelen Ladungsschichten (H. v. Helmholtz 1821 -1894, 1853, 1879).
Elektrochemische Doppelschicht Zustandekommen einer elektrisch geladenen Schicht: Doppelschichten bilden sich aber auch durch Adsorption von Dipolen und nichtabgesättigten Bindungen n Das gesamte System ist elektroneutral; Jedoch an der Grenzfläche gibt es eine Ladungstrennung!!! qm + qs = 0 elektrische Doppelschicht aus zwei parallelen Ladungsschichten (H. v. Helmholtz 1821 -1894, 1853, 1879). Elektrochemische Doppelschicht
Elektrochemische Doppelschicht Findet keine elektrochemische Reaktion statt, d, h, kein e Transfer kann man eine äussere Zellspannung an das System anlegen und verändert damit die elektrochemische Doppelschicht: - + - + FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 + 3
Elektrochemische Doppelschicht Elektrochemische Zelle
Elektrochemische Doppelschicht Elektrochemische Zelle
Helmholtz war der erste , welcher versuchte, die Doppelschicht zu erklären n FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 7
Elektrochemische Doppelschicht Näherungen: man betrachtet zwei planparallele Ladungsschichten man betrachtet nur Punktladungen Ionen nähern sich der Doppelschicht bis auf Hydrathüllenabstand Es wird keine thermische Bewegung betrachtet Kapazität eines Plattenkondensators - + C = - / 4 pd r FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 8
Elektrochemische Doppelschicht Füllt man einen elektrisch nichtleitenden Stoff zwischen zwei Platten, Polarisierung wirkt dem Feld entgegen wird er polarisiert Elektrische Verschiebung: D = o E ( Abschwächung) Die Feldstärke sinkt r = Eo / E Kapazität eines Plattenkondensators - + C = - / 4 pd r FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 9
Plattenkondensator-Modell n n starre Doppelschicht von solvatisierten Ionen und Elektronen auf der Metallseite „Plattenabstand“: einige Moleküldurchmesser n Metall FU Berlin Ladungsfreier Raum zwischen den Schichten: Linearer Potentialabfall Poisson Gleichung äußere HH-Schicht Constanze Donner / Ludwig Pohlmann r : Raumladungsdichte 2010 10
Plattenkondensator-Modell konstante Feldstärke n Metall FU Berlin Ladungsfreier Raum zwischen den Schichten: Linearer Potentialabfall Poisson Gleichung äußere HH-Schicht Constanze Donner / Ludwig Pohlmann r : Raumladungsdichte 2010 11
Konsequenzen I „Plattenkondensator“ mit kleinstmöglichem Plattenabstand! n n Extrem hohe Feldstärke: = 500 m. V, d = 0. 5 nm Feldstärke E = 109 V/m ! Zum Vergleich: Durchschlagsfeldstärke: Luft: 106, Quarz: 108 V/m Diese enormen Feldstärken sind notwendig (und hinreichend), um chemische Bindungen brechen bzw. neu formen zu können! Elektrochemische Reaktionen können nur in der Helmholtzschicht stattfinden! EC ist Surface Science! FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 12
Konsequenzen II „Plattenkondensator“ mit kleinstmöglichem Plattenabstand! n n Riesige Kapazität: Kapazität pro Fläche beim Plattenkondensator: Wasser: r = 78, 5 C = 350 F/cm 2 0= 8 x 10 -12 C / V m n in Wirklichkeit kleiner, ca. 10 -50 F/cm 2, da r in der starren Doppelschicht kleiner ist Anwendung für Kondensatoren! FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 13
Doppelschichtkondensatoren n Kapazität: 10 -40 F/cm 2 Goldcaps, Boostcaps, Supercaps Seit 1971 (1957 Patent) FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 14
Superkondensatoren Kapazitäten bis zu 100 F / g ! Energiedichte: 4 Wh / kg bis zu 60 Wh / kg n n Prinzip: poröse Forschung: neue Elektrodenmaterialien, geeignetere Elektrolyte Kohlenstoffelektroden mit einer sehr großen inneren Oberfläche! Anwendung: kleinste Ströme, bzw. Schnelle Ströme (Aktivkohle, Aerogele) FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 15
Anwendungsperspektiven FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 16
Plattenkondensator-Modell konstante Feldstärke q 0 Konstante Kapazität Metall FU Berlin f äußere HH-Schicht Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 17
Plattenkondensator-Modell Widerspruch zum Experiment Konstante Kapazität nur für sehr hohe Elektrolytkonzentrationen im negativen Bereich gültig! Sie ist abhängig vom Potential. C q Ursache ist die Orientierung der Wasserdipole und Adsorption von Ionen 0 Konstante Kapazität f FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann f 2010 18
Plattenkondensator-Modell Obwohl die Ladung metallseitig nur auf die Oberfläche konzentriert ist, Muss dies nicht notwendigerweise für die Lösung gelten. Besonders für niedrige Konzentrationen bekommt die Schicht lösungsseitig mehr Ausdehnung, es entsteht eine Diffuse Doppelschicht FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 19
Gouy (1910) –Chapman( 1913) -Modell n n n Grundidee: zwei gegenläufig Prozesse Das elektrostatische Feld der Elektrode zieht entgegengesetzt geladene Ionen an Die thermische Molekularbewegung zerstört immer wieder jede Ordnung Analogie: Debye Hückel FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 20
Gouy-Chapman-Modell Analogie: Debye Hückel FU Berlin Radialsymmetrische vs ebene Geometrie Ionenwolke vs. Raumladungszone Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 21
Gouy ( 1910) –Chapman (1913) n Sie verwendeten ähnliche Näherungen: Die größte Konzentration an Ionen befindet sich nahe der Metallseite und sinkt mit zunehmendem Abstand von der Elektrode - - - n n - - - Elektrostatische / thermische Energie abstandsabhängig Die Schicht wird schmäler, wenn: die Ladungsdichte steigt die Konzentration des Elektrolyten größer wird FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 23
Gouy ( 1910) –Chapman (1913) + - - - nahe der Elektrode gilt: Elektrostatische > thermische Energie - - Im Abstand x 0 besitzt die Ionenkonzentration den Wert im Volumen: Referenzzustand n 0 x 0 Die Anzahl der Ionen in der Doppelschicht wird durch die Boltzmann-Verteilung beschrieben: f(x) = f – f (s) f(s) = 0 Elektroneutralität FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 24
Gouy ( 1910) –Chapman (1913) Die Anzahl der Ionen in der Doppelschicht wird durch die Boltzmann-Verteilung beschrieben: f(x) = f – f (s) f(s) = 0 Elektroneutralität n Summiert über alle Arten von Ionen gilt für die Ladungsdichte pro Volumen: FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 25
Gouy ( 1910) –Chapman (1913) n Die Poisson Gleichung verknüpft die Raumladungsdichte mit dem Potential ( Analogie zur Debye – Hückel Theorie) Kombination der Boltzmann- Gleichung mit der Poisson- Gleichung führt zu Diese Gleichung enthält nur noch das Potential FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 26
Gouy ( 1910) –Chapman (1913) Kombination der Boltzmann- Gleichung mit der Poisson- Gleichung Lösung unter folgenden Annahme möglich: r ist unabhängig von x ( grobe Näherung, sie gilt streng genommen nur weit weg von der Elektrode) z. F f << RT, dann gilt auch : Elektrostatische Energie < thermische Energie !!! Achtung: gilt nur für kleine Potentialdifferenzen!!! FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 27
Gouy ( 1910) –Chapman (1913) Lösungsweg in Analogie zur Debye - Hückeltheorie Linearisierte Form nach Taylor- Reihenentwicklung 1) aus Elektroneutralitätsbedingungen praktikabel FU Berlin Ionenstärke Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 28
Gouy ( 1910) –Chapman (1913) Ionenstärke 2) mit k : Debyelänge FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 29
Gouy ( 1910) –Chapman (1913) mit k : Debyelänge Gibt an in welchem Abstand das Potential auf den e- ten Teil abgefallen ist. bzw. Dicke der diffusen Doppelschicht FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 30
Gouy-Chapman Wie verhält sich der Potentialabfall? Lösung der Differentialgleichung für x = Gibt an, wann f. M auf den e-ten Teil abgefallen ist x FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 31
Gouy-Chapman Was gilt dann für die Raumladungsdichte in der Doppelschicht? Zur Erinnerung Unterschied Helmholtzschicht FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 32
Nullladungspotential Folgerungen: n Potentialdifferenz = 0 Überschußladung = 0 =PZC n Schichtdicke „Plattenkondensator“: Debye-Länge! n Minimum der differentiellen Kapazität im Nulladungspotential: FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 33
Nullladungspotential Folgerungen: n Potentialdifferenz = 0 Überschußladung = 0 =PZC !!! Achtung: Keine 0 V, kein open circuit potential OCP n Schichtdicke „Plattenkondensator“: Debye-Länge! n Minimum der differentiellen Kapazität im Nulladungspotential: Q C f FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann PZC 2010 f 34
Exkurs: Adsorption von Zusätzen Das Nullladungspotential steuert die potentialabhängige Adsorption von polaren und unpolaren Molekülen, welche selbst an der Reaktion nicht teilnehmen (Additive): n Konzentration Polare Moleküle, positive Seite negativ n Polare Moleküle, negative Seite unpolare Moleküle PZC positiv Das Nullladungspotential hat nichts mit dem Nernst-Potential zu tun, welches das elektrochemisch Gleichgewicht definiert! Und nichts mit 0 V FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 35
Synthese: GC + HH = Stern-Modell Limits des GC Modells: ist nicht unabhängig von x n n n H 2 O ca 78 und 6 -8 am Metall Die Kapazitätswerte sind viel zu hoch in der Berechnung C ~ Bei größereren Potentialdifferenzen versagt das Modell Bei großen Elektrolytkonzentrationen versagt das Modell Ionen sind keine Punktladungen FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 36
Synthese: HH + GC = Stern-Modell 1924 Limits GC und HH n Das GC-Modell ist geeignet für die Nähe des Nullladungspotentials, das HH-Modell für größere Entfernungen davon Synthese n HH-Schicht und die diffuse GC-Schicht sind geometrisch hintereinander angeordnet Logisch ist eine Synthese: Reihenschaltung beider Kondensatoren Modell von Stern 1888 -1969 (1924): FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 37
Synthese: HH + GC = Stern-Modell 1924 Logisch ist eine Synthese: Reihenschaltung beider Kondensatoren Modell von Stern 1888 -1969 (1924): Zetapotential Outer Helmholtz Plane Linearer Potentialabfall FU Berlin Exponentieller Abfall Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 38
Synthese: HH + GC = Stern-Modell 1924 Modell von Stern 1888 -1969 (1924): Differentiation FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 39
Stern-Modell 1924 Potential Entfernung von d. Grenzfläche qm = - qs = -( q. H+q. GC) FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 40
Stern-Modell FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 41
Stern-Modell Der kleinste Kondensator bestimmt, welche Kapazität im Experiment gemessen wird: n CGC wird größer mit der Ionenstärke I, da die Ausdehnung der Doppelschicht kleiner wird; CHH gewinnt an Einfluss FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 42
Kapazitätsverlauf FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 43
Reale Doppelschicht FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 44
Portraits FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 45
Doppelschichten n In allen Theorien wird nicht die spezifische (chemische) Wechselwirkung von Ionen mit der Elektrodenoberfläche betrachtet Elektrostatische WW: für Na. F, Na. Cl. O 4 etc- gute Übereinstimmung mit Theorie für Br-, J-, SO 42 -, Cl– - schlechte Übereinstimmung Weitere Einflüsse: Anionen und Kationen sind unterschiedlich hydratisiert Oberfläche ist hydratisiert an der Oberfläche wird die Wasserstruktur gebrochen Wasser ist ein Dipol mit chem. WW des Sauerstoffes LM FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 46
Doppelschichten Einige Abschätzungen und Betrachtungen: Immobilisierte Wasserdipole an der negativ geladenen Oberfläche führen durch Kompression kleine Kapazität, weil kleines zur Elektrostriktion n n Stokes Radien der Ionen im Durchschnitt: 0. 2 -0. 3 nm Wasser hat einen Radius von ca. 0. 27 nm OHP ~ 0. 47 -0. 57 nm = 7; CM = 12 F/cm 2 Positive Oberfläche: Dicke der Schicht ist schmal (spez. Ad) = C wird größer FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 47
Doppelschichten Einige Abschätzungen und Betrachtungen: Elektrische Feldstärke n U: extern angelegtes Potential FHH 0. 8 M 0. 1 M 0. 01 M PZC=0 V FU Berlin 0 PZC Constanze Donner / Ludwig Pohlmann U vs NHE 2010 48
Doppelschichten- spezifische Adsorption ( Skizze: GC =Linear) Chemische WW – 3 Grenzfälle F + + - - + + + + - - Lösungspotential + Evs NHE FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 49
Doppelschichten- Messmethoden n n Wechselspannungsmethoden – siehe auch Impedanzmethoden Messungen mit Gleichspannung – Strom- Spannungskurve im Doppelschichtbereich Scan rate Kinetik Doppelschicht Elektrolyt FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann 2010 50
n Doppelschichten- Messmethoden Scan rate Kinetik n n Der capazitive Strom hängt linear von der Scanrate ab Er ist in der Regel viel kleiner als der Faradaysche Strom I q E FU Berlin Constanze Donner / Ludwig Pohlmann E 2010 51
- Slides: 49