Eisige Unterwasserwelt 072018 oldchurch Der Meeresbiologe und Fotograf

Eisige Unterwasserwelt 07/2018 old-church

Der Meeresbiologe und Fotograf Alexander Semenov erforscht die Unterwasserwelten der nördlichen und östlichen russischen Meere. Seine Fotografien zeigen eine beeindruckende und bunte Vielfalt an Lebewesen. Semenow war einer der ersten Unterwasserfotografen, die dort auf Safari gingen: „Du tauchst ab und siehst auf einen Blick massenweise fremde Lebewesen. Ich wette, dass mindestens 50 Prozent der Tiere dort noch völlig unbekannt sind. “ Hier ein paar Exemplare, die wohl manche nicht kennen. . .

Der Schirm der Gelben Haarqualle Cyanea capillata kann einen Durchmesser von über zwei Metern erreichen, die Tentakel können sich bis auf 36 Meter ausdehnen - aber auch wieder auf wenige Zentimeter schrumpfen. Beim Berühren der Qualle lösen sich Nesselzellen, die das Opfer mit Gift injizieren. Die Aurelia limbata ist eine braun umrandete Mondqualle, die den nördlichen Teil des Pazifischen Ozeans bewohnt. Sie kann sowohl an der Wasseroberfläche als in bis zu tausend Metern Tiefe, bei warmen und niedrigen Temperaturen überleben. Manchmal versammeln sich Hunderttausende bis Millionen von ihnen, sie schweben dann praktisch unbeweglich nebeneinander, um sich nicht zu schaden.

Der Irisierende Seeringelwurm Alitta virens kann bis zu einem halben Meter lang werden und ist ungefähr so dick wie ein menschlicher Daumen. Seine Oberfläche erscheint je nach Blickwinkel in unterschiedlichen Farben - sie irisiert. In der Regel leben die Seeringelwürmer in seichtem Wasser in einer Tiefe bis zu 15 Metern, verstecken sich unter Felsen oder graben tiefe Löcher in den Boden. Der vordere Teil ihres Körpers ragt aus diesen Löchern hervor, während sie auf ihre Beute warten - die sie mit einem Schleimnetz fangen. Einen großen Teil ihres Lebens verbringen die Flohkrebse der Art Paramphithoe cuspidata auf Schwämmen. Während diese wachsen, knabbern die Flohkrebse langsam an ihnen. Nur wenn die Konkurrenz zu groß wird oder Schwamm aufhört, größer zu werden, verlassen sie ihren Wirt.

Nachts ist der Calamaris-Seeigel aktiv, tagsüber versteckt er sich. Er besitzt zwei Arten von Stacheln: Die einen sind größer und weicher, die anderen sind scharf, dünn und mit einer giftigen Flüssigkeit gefüllt, die sich nur dann ausbreitet, wenn die Stachel abbrechen. Der Körper des Seeigels erreicht meist nicht über fünf Zentimeter, doch seine Stacheln können auf bis zu 15 Zentimeter anwachsen. Dieses Exemplar ist allerdings noch recht jung. Die Godiva quadricolor gehört mit ihrern atemberaubenden Farben zu den schönsten Meeresschnecken. Sie ernährt sich von Anemonen und anderen Meeresschnecken.

Se sieht fast wie eine Zunge aus und ist doch eine Kammqualle - die Beroe forskalii. Sie schwimmt schnell durchs Wasser, besonders wenn sie Beute jagt. Kleine parasitäre Flohkrebse nisten sich häufig in ihrer Haut ein - sie sind gut zu erkennen, da sie orangefarben leuchten. Die Pazifische Riesenkrake gehört zu den größten Wirbellosen im Ozean. Die schwerste jemals gefangene wog fast 300 Kilogramm. Die Basis der Tentakel kann breiter werden als der Oberschenkel eines erwachsenen Menschen, die Sauger so groß wie Untertassen. Die Riesenkraken bewohnen kleine Höhlen und Risse in Felsbrocken, richten sich hier ein und putzen sogar.

Die langen Tentakel des Vielborsters Reteterebella queenslandia werden zum Auffinden und Sammeln von Nahrungspartikeln verwendet. Die Art wurde erst Jahr 2012 entdeckt. Die kleinen Quallen Aeginopsis laurentii verbringen die meiste Zeit ihres Lebens in außergewöhnlichen Tiefen, manchmal in bis zu 3500 Metern. Sie weisen markante Tentakel auf, die nach oben wachsen. Ihr Verdauungssystem unterscheidet sich sehr von anderen Spezies: Der breite flache Bauch bildet seitliche Auswüchse, die Magentaschen genannt werden.

Entrückt und geheimnisvoll: Ruderschnecken (Gymnosomata) sehen aus wie schwebende Engel der Tiefsee. Im Englischen werden sie auch als "Sea Angel" bezeichnet. Die Tiefen des Arktischen Ozeans sind die Heimat von faszinierenden Lebewesen: Die Löwenmähnenqualle (Cyanea capillata) ist die größte Quallenart der Welt. Ihr Schirm kann einen Durchmesser von zwei Metern erreichen. Die Tentakel des größten je gefundenen Exemplars waren 37 Meter lang – länger als ein Blauwal!

Mit ihren hakenförmigen Beinen können die Skelettgarnelen der Art Caprella septentrionalis praktisch überall haften bleiben. Sie leben in der Regel an Orten mit starkem Wasserstrom und breiten dort ihre Antennen und Gliedmaßen aus. Die Borsten an ihren Antennen wirken wie ein Netz, an dem alles, egal ob essbar oder ungenießbar, steckenbleibt. Zu bestimmten Zeiten vermehren sich die Skelettgarnelen so schnell, dass sie in bestimmten Regionen den gesamten Meeresboden bedecken. Die langen Tentakel der Kompassqualle sind mit Zellen bedeckt, die Verbrennungsnarben hinterlassen können. Es gibt viele verschiedene Arten von Chrysaora, die in fast jedem Meer und in jeder Tiefe des Weltozeans vorkommen.

Meist sitzen die Prachtanemonen der Art Heteractis magnifica an exponierten Stellen wie den obersten Regionen großer Korallenblöcke. Sie leben mit Algen in Symbiose, von denen sie einen Teil der Nährstoffe erhalten, die sie brauchen. An manchen Orten bilden sie große Kolonien von Individuen, vermutlich Klone. Die Pegea confoederata gehört zu den Salpidae, im Ozean lebenden Manteltieren. Sie bewegen sich sehr effizient, indem sie sich zusammenziehen und so Wasser durch ihren gallertartigen Körper pumpen. Die Wesen können alleine leben, werden aber meist in Kolonieketten mit einer Länge von einigen Metern gesichtet mit bis zu 2000 Individuen.

Wie aus einer anderen Welt: Mittels Biolumineszenz können Rippenquallen in den Tiefen des Ozeans Licht erzeugen. Weil sie so fragil gebaut sind, ist es schwierig, ihre Lebensweise zu erforschen. Fantasie? Wirklichkeit! In Tiefen von über 1000 Metern ist eine Qualle zuhause, deren erstaunliche Ähnlichkeiten mit dem Bösewicht aus Star Wars ihr den Namen "Darth Vader. Qualle" eingeheimst hat (Bathykorus bouilloni).

Bizarr! Über diesen Fisch, der auf Englisch „Japanese Warbonet“ heißt (Japanische Kriegerhaube), weiß die Wissenschaft bisher kaum etwas. Listig! Der Ringelwurm Alitta virens kann kleine Fangnetze aus Schleim absondern. Gesellig! Pegea confoeder ata ist ein kleines, röhrenförmiges Tier, das sich mit anderen zu einer langen Kette zusammenschließt.

Das Studium der Kaltwassertierwelt sei nichts für schwache Nerven, sagt Alexander Semenov. Da er selbst Meeresbiologe ist und seit über zwölf Jahren in den Gewässern des Nordens taucht, könnte man meinen, seine Behauptung sei ein wenig arrogant. Aber nein: Semenov, 32 Jahre jung, Wissenschaftler, Forschungstaucher und Unterwasserfotograf aus Russland, ist ganz sicher kein Angeber. Nur besitzt er tatsächlich starke Nerven. Und die sind wahrlich erforderlich für das, was er im Weißen Meer, der Barentssee und anderen eisigen Tiefen tut. Politische Karte der Arktis, die Rote Linie ist die 10 -°C-Juli-Isotherme Zusammengestellt in Bild und Text: old-church 07/2018 old-church
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