Ehrenamtliche Integrationsbegleiter Bayern Bildung begleiten III Nrnberg 14
Ehrenamtliche Integrationsbegleiter Bayern Bildung begleiten III Nürnberg, 14. Juli 2016 Dr. Thomas Röbke
Ablauf § Begrüßung und kurze Vorstellungsrunde § Grundsätzliche Überlegungen zur Tätigkeit der Integrationsbegleiter/inn/en § Struktur der Basisqualifizierung § Exemplarische Vorstellung eines Modulaufbaus § Ideen zur professionellen Begleitung § Diskussion
Grundsätzliche Überlegungen: Rolle und Tätigkeit Rahmung und grundsätzliche Überlegungen § Verständnis des Integrationsprozesses § Rolle ehrenamtlicher Integrationsbegleiter/innen § Aufgabenbereiche § Elemente des Gelingens
Grundsätzliche Überlegungen: Integrationsprozess § Zielgruppe: Einbeziehung aller Menschen mit Bleibeperspektive. Keine „künstlichen“ und praxisfernen Trennungen § Keine „Kulturalisierung“ oder „Ethnisierung“ § Integrationsprozess als komplexes Wechselspiel von - Push- bzw. retardierenden Faktoren - Pull- bzw. Enttäuschungs-/Ablehnungsfaktoren
Grundsätzliche Überlegungen: Rollenfindung Ehrenamt § Freundliche Begleitung. Keine formale Autorität, daraus besondere Chancen der Vertrauensbildung § Fachliche Grenzen achten; fachliche Rückendeckung gewährleisten § Rollenfindung zwischen Ressourcen/Talentansatz und Aufgabenbeschreibungen § Ziele Hilfe zur Selbsthilfe; Keine zu hohe „Fürsorglichkeit“
Grundsätzliche Überlegungen: Breites Tätigkeitsfeld § § § Setting: 1 zu 1 Patenschaft Verwirklichung neuer Projektideen Andocken an bestehende Einrichtungen, Vereine „Springerpool“ für besondere Projekte Breites Aufgabenspektrum bietet viele Möglichkeiten, - Wünsche zu verwirklichen - und zugleich eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, - sich aber auch zu spezialisieren (siehe auch Familienpatenschaften)
Grundsätzliche Überlegungen: Faktoren für das Gelingen (1) § Knappe Basisschulung ermöglicht schnellen Einsatz in der Praxis § Rahmencurriculum als Orientierungsrahmen § Train-the-Trainer Kurse zur Qualitätssicherung § Regelmäßige Fortbildungen und Austausch („Training-on-the-Job“) als unverzichtbare Elemente der fachlichen Begleitung
Grundsätzliche Überlegungen: Faktoren für das Gelingen (2) § Hauptamtliche Begleitung durch Integrationslos/inn/en mit Kenntnis des Freiwilligenmanagements und Netzwerkarbeit zur Implementierung erforderlich (wenigstens ein Jahr) § Kommunale Rückendeckung
Struktur der Basisqualifizierung
Die Basisqualifizierung deckt vier Bereiche ab Rahmenmodule § Begrüßung, Vorstellungsrunde, Verabschiedung Freiwilligenmanagement § Von der Vielfalt des Engagements über die Klärung von Rollen zwischen Haupt- und Ehrenamt bis hin zum Erkunden der eigenen Talente und der fremden Ressourcen Interkulturelle Kompetenz § Reflexion der Migrationsgeschichte, interkulturelle Kommunikation, Missverstädnisse und Vorurteile vermeiden Werte, Normen, Gesetze Praxis § Berichte aus der Praxis und Praxiserfahrung § Schnupperpraktika
Der modulare Aufbau ist flexibel Unsere Empfehlung: § 3 Tagesseminare im Zeitraum von 6 Wochen (Alternative 1) § Praxiserfahrung unmittelbar anschließend § Gruppe wächst zusammen, Motivation ist in diesem Zeitrahmen gut aufrecht zu erhalten Alternative: § An zwei Wochenenden, Beginn am Freitagabend (3 Stunden) + 1 Tag am Samstag (Alternative 2) § Drei Tage am Stück, z. B. in einem Tagungshaus
Beispiel eines Modulaufbaus Weißwurst-Island
Modul 11 – Reflexion von Migrationsgeschichte Inhalt: In diesem Modul geht es um die Reflexion der eigenen Migrationsgeschichte und um den Transfer zu globalen Gründen für Migration. Ziel: Durch die Darstellung der familiären und persönlichen Migrationserfahrung soll eine Sensibilisierung für die Normalität von Wohnortswechseln erfolgen. Binnenmigration und internationale Migration wird unterschieden und Push und Pull Faktoren für Migration näher beleuchtet. ! Migration/Flucht: Es zählt die besondere Geschichte
Methode – „Weißwurst Island“ § Zeit: § Anforderungen: § Material: § Technische Voraussetzungen: § Raumgestaltung: 60 Minuten Seminarraum muss ausreichend Platz für die Visualisierung der Kontinente/Länder gewährleisten. Die Seminarleitung hat sich intensiv mit deutscher Migrationsgeschichte und in Grundzügen mit internationalen Migrationsprozessen beschäftigt. Zettel in mindestens 3 verschiedenen Farben. Für jeden Teilnehmer Zettel jeder Farbe. Gegenstand um die geographische Lage von Bayern zu repräsentieren, z. B. Bayrische Flagge Keine Die Teilnehmer. Innen sitzen in einem Halbkreis. In der Mitte des Halbkreises muss ausreichend Platz vorhanden sein. In die Mitte wird der Gegenstand gelegt, der Bayern repräsentieren soll.
1 Diese Methode ist eine, in der Grundstruktur ähnliche Methode, wie der angegebenen Quellen. Sie wurde für dieses Handbuch modifiziert und überarbeitet.
Hintergrundinformationen Weißwurst Island: In diesem Modul geht es um die Reflexion der eigenen Migrationsgeschichte und den Transfer zu globalen Gründen für Migration. Zuerst sollte eine Visualisierung der Migrationsgeschichte der Teilnehmer erfolgen. Dabei können auch Migrationsprozesse der Eltern und der Großeltern miteinbezogen werden, denn dabei lassen sich verschiedene Formen der Migration besonders gut herauskristallisieren. Grundlegend wird zwischen Binnenmigration und der Migration zwischen Nationalstaaten unterschieden. Durch die Darstellung der familiären und persönlichen Migrationserfahrung soll eine Sensibilisierung für die Normalität von Wohnortswechseln erfolgen. Im Gespräch mit den Teilnehmern kann es auch um Ängste und Hoffnungen gehen, die mit Verlassen der Heimat und dem Neubeginn in einem neuen Land oder einer neuen Stadt einhergehen.
Hintegrundinformationen zu Weißwurst-Island Außerdem lassen sich Formen und Gründe für Migration differenzierter betrachten. Selbst Teilnehmer der Integrationslotsenausbildung, die selbst keine persönliche internationale Migrationserfahrung besitzen, haben oftmals zumindest persönliche oder familiäre Binnenmigrationserfahrung. Es lassen sich Gründe für den Wohnortswechsel in eine andere Stadt, beziehungsweise ein anderes Bundesland, analysieren. Push Faktoren Retardierende Faktoren Pull Faktoren Enttäuschungsfaktoren
Faktoren der Einwanderung § Push Faktoren veranlassen Migranten ihr Land zu verlassen. Retardierende Faktoren sind Faktoren, die bei den Immigranten das Gefühl auslösen, wieder in das Heimatland zurück kehren zu wollen. Diese Rückkehrorientierung erschwert eine Integration in das Einwanderungsland. § Pull Faktoren veranlassen Menschen in bestimmte Länder zu migrieren. Nachdem die in das Zielland eingewandert sind, können Enttäuschungsfaktoren dazu führen, dass der Integrationsprozess in das Einwanderungsland behindert wird.
Informationen, Literaturhinweise und Quellen: Es soll deutlich werden, dass Migration niemals willkürlich geschieht. Ob es ein berufliches Angebot in einer anderen Stadt oder eine fehlende Existenzgrundlage sein mag, Migration geschieht nicht zufällig. Oftmals ist es ein Zusammenspiel zwischen Push und Pull Faktoren. In Hinblick auf internationale Migration, muss eine Sonderform der Migration, nämlich die Flucht, besonders in den Fokus genommen werden. Diese beinhaltet die unfreiwillige Emigration aus dem Herkunftsland und die Suche nach einem neuen Land, in dem „alles besser ist“. Durch die Auseinandersetzung der eigenen Erfahrungen mit Migration und den damit verbundenen Empfindungen, sollen die Teilnehmer ein Verständnis für die Beweggründe und Erwartungen der Menschen entwickeln, mit denen sie als Integrationslotsen arbeiten.
Quellen: ACKERMANN, Zeno/AUNER, Carolin/SZCZEBAK, Elżbieta 2006: Einwanderungsgesellschaft als Fakt und Chance. Perspektiven und Bausteine für die politische Bildung. Nürnberg: Wochenschau Verlag. BUNDESZENTRALE FÜR POLITISCHE BILDUNG [BPB] 2012: Begriffliche Vorklärungen. http: //www. bpb. de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisseeine-sozialkunde/138008/begriffliche-vorklaerungen, zuletzt aufgerufen am 16. 02. 2016 DGB BILDUNGSWERK THÜRINGEN 2008: Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit. Gruppengeografie. http: //www. baustein. dgb-bwt. de/PDF/B 2 Gruppengeographie. pdf, aufgerufen am 16. 02. 2016.
Ideen zur professionellen Begleitung Wie geht es weiter?
Ideen zur professionellen Begleitung § Hauptamtliche Integrationslotsen unterstützen die ehrenamtlichen Integrationsbeleiter und arbeiten eng zusammen - Freiwilligenmanagement - Ideenbegleitung, bis sie in der Praxis ankommen - Organisation der Fortbildungen als „Training on the job“ - Unterstützung durch Kommune und Netzwerke
Beispiele für weiterführende Module § Erarbeitung von fünf exemplarischen, tätigkeitsbegleitenden Modulen - Jobpatenschaften - Deutsch als Zweitsprache - interkulturelle Familienpatenschaften - Arbeiten im Team, Netzwerken - Umgang mit Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit
Wie geht es weiter? § Überarbeitung der Basismodule nach Auswertung der Panels und Pilotdurchgänge § Fertigstellung Handout (September 2016) § Ausschreibung des Bayerischen Sozialministeriums an Kommunen. § Train-the-Trainer Tagung (voraussichtlich Mitte Oktober 2016)
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