Die Regionen Europas Metropole und Provinz Abbildungen Europer
Die Regionen Europas Metropole und Provinz Abbildungen: Europäer im Porträt 3/5/202115. 04. 2003 Helga Schultz 1
Schwerpunkte l Städte und Meere l Wandernde Zentren l Regionen und Reiche l Die Weltsystemtheorie 3/5/2021 Helga Schultz 2
Literatur Fernand Braudel: Aufbruch zur Weltwirtschaft, dt. Ausgabe der Originalausgabe Paris 1979: München 1986, S. 17 -43. l Immanuel Wallerstein: Das moderne Weltsystem, dt. Ausgabe der Originalausgabe New York / London 1974: Frankfurt am Main 1986. l Wallerstein, Immanuel: World System versus World. Systems – A critique, in: Frank, Andre Gunder/ Gills Barry K. (Hrsg. ): The World-System – Five hundred years or five thousand? , London and New York: Routledge, 1996, S. 292 -296. l 3/5/2021 Helga Schultz 3
1. Städte und Meere 3/5/2021 Helga Schultz 4
Städte und Regionen l Das vormoderne Wirtschaftsleben wurde nicht von Staaten, sondern von Städten beherrscht. l Städte und ihr Umland wirtschafteten weitgehend selbstgenügsam, über den Fernhandel locker vernetzt. l Der Handelskapitalismus beendet die Selbstgenügsamkeit der Regionen, er verbindet und integriert sie. 3/5/2021 Helga Schultz 5
Mittelmeer l Zwei Wirtschaftsräume, deren Zentren Städte waren, bildeten sich im Laufe des Mittelalters um das Mittelmeer und die Ostsee: l Venedig beherrschte das Mittelmeer und damit den Handel Europas mit der islamischen Welt. l Es vermittelt so dem inneren Europas die Reichtümer der arabischen Welt und den mittelbaren Zugang zu den asiatischen Zivilisationen. 3/5/2021 Helga Schultz 6
Dogen Giovanni Battista Tiepolo: Doge Giovanni Cornaro (1647 -1722). Museo Ca' Rezzonico Venedig 3/5/2021 Giovanni Bellini: Doge Leonardo Loredan 1501. Uffizien Florenz Helga Schultz 7
Das Mare Balticum l Die Hanse beherrschte die Ostsee und damit den Handel Norddeutschlands mit Russland, England und Skandinavien. l Im Verlaufe des späten Mittelalters entwickelte sich von der Kaufmannsgenossenschaft zum Städtebund. l Im Hanseraum blühte so ähnlich wie in Oberitalien Stadtkultur, Bürgerfreiheit und Handel. 3/5/2021 Helga Schultz 8
Hanse-Kaufmann Hans Holbein der Jüngere: Georg Gisze (1497 -1562) aus Danzig im Alter von 34 Jahren in seinem Londoner Kontor. (Gemäldegalerie Berlin) l Siehe die Bilderörterung von Arthur Imhof, der auf Details wie den anatolischen Tisch. Teppich als Zeichen der Welt-Zugewandtheit hinweist. (http: //userpage. ful berlin. de/~aeimhof/hb. htm) 3/5/2021 Helga Schultz 9
Rhein und Main l Die rheinischen und oberdeutschen Städte vermittelten zwischen dem Ostseeraum und der Levante, dem östlichen Mittelmeer. l Die Reichs- und Bischofsstädte waren zu Beginn der Neuzeit den oberitalienischen Stadtrepubliken vergleichbar an Freiheit und Reichtum und wetteiferten mit ihrem Glanz. 3/5/2021 Helga Schultz 10
Gläubiger der Könige Aus einer Weberfamilie stammend wurde er zu einem der reichsten Männer Europas. l Gläubiger von Fürsten und Königen: 1519 bezahlte er den Wahlkampf des Kaisers. l Jacob Fugger der Reiche (1459 1525), um 1500 gemalt von Albrecht Dürer. Staatsgalerie Augsburg 3/5/2021 Helga Schultz 11
2. Wandernde Zentren 3/5/2021 Helga Schultz 12
Eroberung der Weltmeere l In der Frühen Neuzeit wandert das Zentrum Europas an die Atlantikküste. l Die Osmanen erobern Konstantinopel und die byzantinische und arabische Welt um das östliche Mittelmeer (Levante). l Die europäischen Handelswege verlagern sich infolge der großen Entdeckungen auf den Atlantik und den Indischen Ozean. l Die Binnenmeere werden marginalisiert. 3/5/2021 Helga Schultz 13
Europa zur Zeit Karls IV. 3/5/2021 Helga Schultz 14
Wandernde Zentren l Genua blüht als Finanzzentrum des spanischen Weltreiches am Beginn des 16. Jahrhundert. l Antwerpen wird gleichzeitig der Handelsplatz für den spanischen Amerikahandel. l Amsterdam beerbt im 17. Jahrhundert Antwerpen. l England legt im 16. Jahrhundert durch Piraterie die Grundlage seiner Handelsmacht, die im 18. Jahrhundert Amsterdam überflügelt. 3/5/2021 Helga Schultz 15
3. Regionen und Reiche 3/5/2021 Helga Schultz 16
Spanien Warum wird Spanien nicht zum wirtschaftlichen Zentrum Europas? l Der ungeheure kriegerische Aufwand für die Eroberung und Sicherung der Neuen Welt, der unter Philipp II. dreimal zum Staatsbankrott führt. l Der Verlust seiner wirtschaftlich aktivsten Bevölkerung durch die Vertreibung der Moriscen (zwangsgetaufte Moslems) und der Juden. l Die Geringschätzung der Arbeit in der feudalen Aristokratie (Hidalgos). l 3/5/2021 Helga Schultz 17
König eines Weltreiches Diego Rodríguez de Silva y Velázquez: König Philipp IV. von Spanien (1605 -1664) im Jahre 1644. Prado Madrid 3/5/2021 Helga Schultz 18
Niederlande l Nach dem erfolgreichen Befreiungskrieg gegen das spanische Weltreich bilden die Kaufleute die herrschende Schicht der protestantischen Generalstaaten. l Das dichte Städtenetz wird zur Basis von innovativem Gewerbe und Handel. l Die Holländer werden Zwischenhändler von Warenströmen aus dem Ostseeraum, dem spanischen Amerika und Ostasien. 3/5/2021 Helga Schultz 19
Brauer, Regent und Offizier Frans Hals: Nicolaes Hasselaer (1593 -1635. ( Rijksmuseum Amsterdam 3/5/2021 Helga Schultz 20
England legt durch den Sieg über die spanische Armada 1588 den Grund für seine unabhängige See- und Handelsmacht. l Der Sturz des Absolutismus durch die Revolution von 1644 unterwirft den Staat dem Handels- und Gewerbeinteresse. l Der Adel wird zur verbürgerlichten gentry, das Großbürgertum verschmilzt mit der Aristokratie. 3/5/2021 Helga Schultz 21
Der bürgerliche Landeigentümer Thomas Gainsborough: Mr. und Ms. Andrew, 1750. National Gallery London. 3/5/2021 Helga Schultz 22
Schweden l Schweden wird im 17. Jahrhundert zur Großmacht durch seine freien Bauern, die im Reichstag einen Stand bilden und dem König Heerfolge leisten. l Der Protestantismus wirkt als Modernisierungsideologie (Alphabetisierung). l Aus der Bauernschaft entwickelt sich Gewerbe und Unternehmertum auf der Grundlage von Holz- und Erzreichtum. 3/5/2021 Helga Schultz 23
Der Bauernkönig König Gustav Adolf von Schweden (Unbekannter Maler, Deutschland, 17. Jh. ). Deutsches Historisches Museum 3/5/2021 Helga Schultz 24
Polen-Litauen Die monarchische Adelsrepublik ist nach der Fläche größter Staat Europas, aber dünn bevölkert, arm an Städten und Gewerbe. l Bauern und Bürger gehören überwiegend anderen Ethnien (Ruthenen, Deutsche, Juden, Letten und Esten) an und haben keine politischen Rechte. l Die Getreideausfuhr über Danzig nach Westeuropa ermöglicht die Renaissancekultur unter den Jagiellonen. l Nach erfolgreicher Gegenreformation wird Polen zum Eckstein der Christenheit gegen die Osmanen. l 3/5/2021 Helga Schultz 25
Der Retter Wiens König Jan III. Sobieski (16241696) in der Schlacht vor Wien 1683, gemalt von Jerzy Eleuter Szymonowicz. Siemiginowski. Nationalmuseum Warschau 3/5/2021 Helga Schultz 26
Ungarn l Nach dem Sieg der Türken bei Mohacs 1526 bis zu den Siegen des Prinzen Eugen 1686 dreigeteilt: – Die Stefanskrone mit Oberungarn (Slowakei) und Kroatien fiel an die Habsburger; – Die Tiefebene mit Buda wurde türkische Provinz; – Das Fürstentum Siebenbürgen Vasallenstaat der Osmanen. Der Adel war zahlreich wie der polnische und privilegiert gegenüber dem schwachen Bürgertum und den rechtlosen Bauern. l Das Land liefert Fleisch (Ochsen) und Wein nach Mittel- und Südeuropa. l 3/5/2021 Helga Schultz 27
Landesrichter und Verschwörer Graf Ferenc Nádasdy (16251671), 1656, wegen seiner Beteiligung am Rákóczi. Aufstand hingerichtet. Von Benjamin Blok. Nationalmuseum Budapest. 3/5/2021 Helga Schultz 28
4. Die Weltsystemtheorie 3/5/2021 Helga Schultz 29
Das europäische Weltsystem l Die Herausbildung wird als Unterwerfung peripherer Regionen unter die Interessen eines kapitalistisch organisierten Zentrums erklärt (Braudel, Wallerstein. ( l Zentrum : Holland und England ; l Peripherie: Osteuropa, Skandinavien, Lateinamerika; l Semiperipherie: Die früheren Zentren: Hansestädte, italienische Stadtrepubliken und oberdeutsche Reichsstädte. 3/5/2021 Helga Schultz 30
Struktur des Weltsystems Manufakturwaren Zentrum Positive Terms of Trade, Passive Handelsbilanz 3/5/2021 Rohstoffe, Agrarprodukte Negative Terms of Trade, aktive Handelsbilanz Helga Schultz 31
Vorläufer: Thünensche Kreise 3/5/2021 Helga Schultz Johann Heinrich von Thünen (1783 - 1850): Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie, 1826. 32
Nicht nur Ökonomie Region Wirtschaft Gesellschaft Staat Zentrum Kapitalintensives Gewerbe und intensive Landwirtschaft Freie und qualifizierte Arbeit Republik; konstitutionelle Monarchie Semiperipherie Weniger Kapital, Innovationen, Qualität Peripherie 3/5/2021 Halbpacht, Absolutismus Rentengrundherrschaft, Zünfte Schwaches Gewerbe, Gutsherrschaft, extensive Frondienste, Landwirtschaft Sklaverei Helga Schultz Schwacher Staat, keine Bürokratie, Adelsherrschaft 33
Alte Ungleichheit wächst 3/5/2021 Helga Schultz 34
Einwände l Die Ungleichheit der europäischen Regionen entstand nicht erst in der Frühen Neuzeit mit dem Kapitalismus. l Die Peripherie war nicht passiv, auch die Handelsbeziehungen außerhalb des Zentrums intensivierten sich (z. B. Ungarn - Polen). l Der Handel war nicht notwendig ungleich. Die positive Handelsbilanz der Peripherie förderte Warenproduktion und Handel. 3/5/2021 Helga Schultz 35
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