Die Jugendhilfe ist auf den Hund gekommen PD
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Die Jugendhilfe ist auf den Hund gekommen! PD Dr. Andrea M. Beetz Dipl. -Psych. , Dr. phil. habil. Institut für sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation Dept. für Verhaltensbiologie Andrea M. Beetz – 2016
Übersicht Positive Effekte von Mensch-Tier-Interaktion Zugrundeliegende psychophysiologische Mechanismen Biophilie Bindung & Fürsorge Oxytozin Motivation Optimale Aktivierung Tiergestützte Jugendhilfe Andrea M. Beetz – 2016
Entwicklung tiergestützter Interventionen Sigmund Freud Hündin Jofi, besonderer Sinn für den Charakter/ psychische Befindlichkeit/ Ruhe eines Menschen beruhigende Wirkung des Hundes auf Patient Kinder- und Jugendpsychotherapeut Boris Levinson (ab ca. 1961) Hund Jingles – sozialer Katalysator, Vertrauen Andrea M. Beetz – 2016
Tiere in der Psychotherapie Tiergestützte Psychotherapie seit ca. 1990 in Europa von Tierpräsenz bis Interaktion mit Tier als Hauptmerkmal Hund, Pferd, Katze, Kleintiere Tierhaltung in Psychiatrien (Kleintiere, Fische, Vögel) 2000: jeder 3. Klinik für Psychiatrie/Psychosomatik; (Claus 2000) 2007: ca. 40% der KJPs integrieren Tiere in die Therapie (Prothmann 2007) Andrea M. Beetz – 2016
Effekte von Tieren Für eine Übersicht s. Beetz, Uvnäs-Moberg, Julius & Kotrschal (2012): Psychosocial and Psychophysiological Effects of Human-Animal Interactions: The Possible Role of Oxytocin: Frontiers in Psychology, 2012, 3, 234. Julius, Beetz, Kotrschal, Turner, Uvnäs-Moberg (2014). Bindung zu Tieren. Psychologische und neurobiologische Grundlagen tiergestützter Interventionen. Hogrefe. Andrea M. Beetz – 2016
Effekte von Tieren: Gesundheit Heady & Grabka (2007): „Kontrolliert“ man Geschlecht, Alter, Partnerschaft und Einkommen: 7 % weniger Arztbesuche der Tierbesitzer in 2001 16% weniger Arztbesuche der langfristigen TB Tierbesitzer zeigen eine bessere Kardiovaskuläre Gesundheit Andrea M. Beetz – 2016
Gesundheit … ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit! • Andrea M. Beetz – 2016
Gesundheit … ist ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens! Salutogenese Andrea M. Beetz – 2016
Soziale Effekte von Tieren Sozialer Katalysator-Effekt, Stimulation sozialer Interaktion • Mehr freundliche soziale Aufmerksamkeit durch andere in Begleitung eines freundlichen Hundes • Mehr Sprachgebrauch in Anwesenheit eines Hundes bei Kindern mit Autismus (Sams, Fortney & Willenbring 2006) Andrea M. Beetz – 2016
Tiere reduzieren Depressionen… Signifikant, wohl auch bei klinischer Depression oder komorbiden Depressionen Andrea M. Beetz – 2016
… verbessern die Stimmung… … wichtig für Lebensqualität bei chronischer Erkrankung, Motivation bei Rehabilitation, Psychotherapie, Salutogenese Andrea M. Beetz – 2016
Verbesserung der Stimmung, Reduktion von Depressivität • AAI mit Hunden, v. a. bei Senioren oder Pflegebedürftigen, aber auch bei Kindern mit psychischen Auffälligkeiten (z. B. Kaminski, Pellino & Wish 2002; Souter & Miller 2011, Banks & Banks 2002, 2005, Colombo et al. 2006, Crowley-Robinson et al. 1996, Holcomb et al. 1997, Jessen et al. 1996, Nathans-Barel et al. 2005, Kaminski et al. 2002; Prothmann et al. 2006) Andrea M. Beetz – 2016
Tiere reduzieren Stress – Herzrate, Blutdruck, Kortisol… Andrea M. Beetz – 2016
… oft besser als ein anderer Mensch Andrea M. Beetz – 2016
Bindung, Tiere und Stressregulation s. Beetz et al. 2011/2012) DACh-Studie Kann Kontakt mit Hunden Stressreaktionen in Anforderungssituationen reduzieren? § § Unsicher gebundene Jungen (z. T. mit Verhaltensauffälligkeiten) Trierer Sozialer Stress Test 5 Speichelproben: Cortisol 3 Gruppen: Hund, Studentin, Stoffhund Andrea M. Beetz – 2016
Bindung, Tiere und Stressregulation Andrea M. Beetz – 2016
Tiere fördern Ruhe Andrea M. Beetz – 2016
Tiere fördern Vertrauen… Andrea M. Beetz – 2016
…zum Tier und zum Therapeuten auch zum Pädagogen ? ! Andrea M. Beetz – 2016
Tiere reduzieren Aggression… Andrea M. Beetz – 2016
…und Schmerzen auch Ablenkungs-Effekte Andrea M. Beetz – 2016
Hunde fördern Konzentration! • Hediger & Turner (2015): Kinder können in Anwesenheit eines Hundes länger eine hohe Konzentrations halten • Gee et al. (2011, 2012): Kinder können in Anwesenheit eines Hundes konzentrierter und motivierter Aufgaben erledigen Andrea M. Beetz – 2016
Wie machen Tiere das? Was können Tiere, was der Mensch nicht kann? Andrea M. Beetz – 2016
Was wirkt in der Mensch - Tier - Beziehung? Häufig zitierte Wirkfaktoren: • Aschenputtel-Effekt /Uneingeschränkte Akzeptanz • Authentizität • Tiere als sozialer Katalysator • Soziale Unterstützung Julius, Beetz, Kotrschal, Turner, Uvnäs-Moberg (2013): Integrative Theorie der Mensch-Tier-Beziehung: Biophilie, Bindung, Oxytozin Andrea M. Beetz – 2016
Biophilie Andrea M. Beetz – 2016
Biophilie Andrea M. Beetz – 2016
Biophilie (Wilson, 1984; Kellert 1997) Wieso interessieren sich Menschen für Kontakt mit Tieren? s. Alltagserfahrungen mit Kindern/Erwachsenen Biophilie: Interesse an Tieren und Natur • gemeinsame Entwicklungsgeschichte von Mensch und Tier • ein natürliches/angeborenes Interesse an Tieren war in der menschlichen Geschichte von Vorteil • zunehmende Technisierung: Natur- und Beziehungsverlust • keine optimale Anpassung an diese neue, künstliche Umwelt Andrea M. Beetz – 2016
Affinität zu Natur… Andrea M. Beetz – 2016
… und zu Tieren Andrea M. Beetz – 2016
Biophilie – Menschen brauchen Tiere • Zunahme an psychischen / emotionalen Störungen bzw. Bindungsstörungen im Kindes- und Erwachsenenalter • Suche nach Entspannung in der Natur und bei Tieren Ruhige Tiere vermitteln Sicherheit: Biophilie-Effekt (Stressreduktion) Andrea M. Beetz – 2016
Integratives Model der Mensch-Tier. Beziehung Oxytozin als ein Schlüsselfaktor der positiven Effekte von Tieren (Julius, Beetz, Kotrschal, Turner, Uvnäs-Moberg 2012) - hat ähnliche Effekte wie Kontakt mit Tieren - mehr Entspannung, Vertrauen, soziale Interaktion, weniger Aggression, bessere Stimmung - Reduktion von Stress, Depression, Angst Neuere Therapieansätze (Autismus, Vh. St) mit Oxytozin. Nasenspray Andrea M. Beetz – 2016
Psychophysiologische Effekte von Tieren Das Bindungshormon Oxytozin Der Spiegel des Hormons Oxytozin steigt nach der Interaktion mit einem Hund an, am meisten beim - eigenen Hund - direkten Körperkontakt Odendaal 2000 Odendaal & Meintjes 2003 Handlin et al. 2011 Miller et al. 2009 Nagasawa et al. 2009 Andrea M. Beetz – 2016
Bindung - Was kann ein Tier, was ein Mensch nicht kann? § Kaum spontane Übertragung von unsicherer oder desorganisierter Bindung auf Tiere (Kurdek 2008, 2009 a/b, Julius et al. 2010) § ein Tier kann fast jedem Menschen effektiv Unterstützung geben und helfen, Stress zu regulieren § unkomplizierte Möglichkeit zum Körperkontakt Andrea M. Beetz – 2016
Fürsorgeverhalten gegenüber Tieren • Tiere können das Fürsorgeverhaltenssystem beim Menschen aktivieren • Viele Interaktionen sind Fürsorgeinteraktionen (füttern, bürsten, versorgen) • … gehen mit den gleichen positiven Gefühlen (und wahrscheinlich Hormonreaktionen/physiologischen Reaktionen) wie Bindung einer • Caregiving in der Mensch-Tier-Beziehung ein besonderer Faktor! Andrea M. Beetz – 2016
Motivation (Wohlfarth et al. 2013) Intrinsische Motivation Extrinsische Motivation natürliche Anreize heißer Modus der Zielverfolgung erlernte Anreize kalter Modus der Zielverfolgung Tiere scheinen „heiße Stimuli“ zu sein und intrinsische Motivation zu erhöhen – sie sind interessant, Menschen wollen interagieren (Biophilie) Vorteil tiergestützter Arbeit: man kann damit auch therapiemüde Klienten wieder motivieren, die Hoffnung verloren haben oder Angst haben Andrea M. Beetz – 2016
Stress, Lernen und Selbstreflektion Lernen ist nur möglich : § in guten und vertrauensvollen Beziehungen § in Abwesenheit von akutem Stress § Stress beeinträchtigen die Exekutiven Funktionen • • • Arbeitsgedächtnis, Impulskontrolle logisches Denken Selbstmotivation Selbstreflektion Andrea M. Beetz – 2016
Tiere fördern die optimale Aktivierung (Beetz 2015) Yerkes-Dodson Law (1908) Andrea M. Beetz – 2016 Tiere als Modulatoren
Explizite/Implizite Funktionen Impliziter Erfahrungsmodus Explizit-kognitiver Modus Erfahrungen, nicht immer bewußt Verbunden mit Emotionen, Motiven Direkte Erfahrung über aktuellen sensorischen Input Verbal und bewußt repräsentiert Digitale Kommunikation: Worte, Sprache Analytisch-rationales Denken Implizite Erinnerung Alte Prozesse Andrea M. Beetz – 2016 Realität indirekt erfahren Deklaratives Gedächtnis Neue Prozesse
Explizite/Implizite Funktionen Der Kontakt mit Tieren spricht immer auf sozialer emotionaler nonverbaler Ebene an !!! Schultheiss, O. (2001) An information processing account of implicit motive arousal. In: M. L. Maehr & P. Pintrich (eds). Advances in motivation and achievement. Greenwich, CT: JAI Press, 1 -41. Andrea M. Beetz – 2016
Tiere wirken in der Pädagogik 1. Direkte Effekte des Tieres auf Angst, Stress, Entspannung – entspannte Atmosphäre (Biophilie-Effekt) 2. Das Tier kann helfen, eine gute pädagogische Beziehung herzustellen: sozialer Katalysator/Vertrauen 3. Modell für gute Beziehung: Pädagoge und sein Bezugs-Tier 4. direktes Erfahren von Körperkontakt !!! 5. Versorgen dürfen (Fürsorgeverhaltenssystem) 6. Tiere bringen Spaß – halten sich nicht an menschliche Normen!!! 7. Tiere motivieren auch therapiemüde Kinder/Jugendliche !!! Andrea M. Beetz – 2016
Tiergestützte Interventionen für… Menschen mit § Körperlichen und seelischen Erkrankungen § § § Autismus PTBS Angst Depression Stressbedingten Erkrankungen § sonderpädagogischem Förderbedarf § in der Jugendhilfe Andrea M. Beetz – 2016
Voraussetzungen • Eine gute Beziehung zwischen Mensch und Tier • Das Tier muss selbst frei von Stress sein, um einen stressreduzierenden Effekt zu haben • Das Tier muss seinen Bedürfnissen entsprechend gehalten werden ONE HEALTH Andrea M. Beetz – 2016
Die Jugendhilfe ist auf den Hund gekommen! • Wie kann ein Hund in der stationären Jugendhilfe integriert werden • Es wirken die Effekte von Hunden auf die große Bandbreite von Problematiken - sozial, emotional, kognitiv • Großes Potential tiergestützter Arbeit mit Hund in der Jugendhilfe - bei richtiger Umsetzung Andrea M. Beetz – 2016
Die Jugendhilfe ist auf den Hund gekommen! Tiere helfen Dir, Dich zu ent-falten! Andrea M. Beetz – 2016
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Kontakt: andrea. m. beetz@gmail. com Andrea M. Beetz – 2016
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