Didaktische Prinzipien und ihre Bedeutung fr den RELIGIONSUNTERRICHT
Didaktische Prinzipien und ihre Bedeutung für den RELIGIONSUNTERRICHT
Fragen: • Wie sind diese Prinzipien zu verwirklichen? • Warum werden diese vorrangigen • • Gesichtspunkte so unterschiedlich benannt? "Didaktische Prinzipien", "Unterrichtsprinzipien", "Unterrichtsgrundsätze", "Didaktische Aufgaben", "Allgemeine Aufgabenbereiche" … Immer wieder neue Aufgabenbereiche in die Lehrpläne aufgenommen, z. B. Sexualerziehung, Medienerziehung, Friedenserziehung, Umwelterziehung … "Nebenlehrplan" Wieviel Übung braucht man, um dies alles zu bedenken und zu berücksichtigen?
Struktur • a) pädagogische Gesichtspunkte • • b) theologische Gesichtspunkte c) religionspädagogische Gesichtspunkte • d) methodisch-didaktische Impulse
• Sieben „klassische Didaktischen Prinzipien“ • LPl für ASO und I Klassen: Differenzierung und • Integrierung, Besondere Lernhilfen und Therapeutisch funktionelle Übungen. Lehrplan 2000 (10 bis 14 jährigen): RU unterstützt Aufgabenbereiche der Schule und trägt zur Sinnfindung, religiösen Sachkompetenz und Gestaltung des Schullebens wesentlich beiträgt. • • • Bildungsbereiche: Sprache und Kommunikation Mensch und Gesellschaft Natur und Technik Kreativität und Gestaltung und Gesundheit und Bewegung
Lehrplan 2000 • Differenziertheit der Unterrichtssituation wahrund ernstnehmen → unterschiedliche Schwerpunktsetzungen. • RU: Prinzip Korrelation • Erfahrungen vielfältig zum Ausdruck gebracht, • • reflektiert, auf ihre religiöse Sinndimension hin erschlossen und mit der biblischen sowie kirchlichen Überlieferung wechselseitig in Beziehung gesetzt. • RU intendiert: in den Unterrichtsprozessen die christliche Botschaft erfahrbar
7 „klassische Didakt. Prinzipien“ • Gemeinschaftserziehung / Soziales Lernen • Rücksicht auf die Eigenart der Schüler und ihre • • • Entwicklungsstufe – Kindgemäßheit Lebensbezogenheit und Anschaulichkeit; Heimatnähe und Weltoffenheit, Lebens und Gegenwartsnähe Selbsttätigkeit Aktivierung und Motivierung Sicherung des Unterrichtsertrages / Festigung Konzentration der Bildung Exemplarisches Lernen Methodengerechtheit und Methodenfreiheit
1. Soziales Lernen • 1. 1. Bedingungen schaffen, die soziales Lernen ermöglichen Pädagogische Aspekte • 1. 2. Ein Gott der Beziehung Theologische Aspekte • 1. 3. Zur Kommunikation befähigen Religionspädagogische Impulse • 1. 4. Methodisch didaktische Impulse
Soziales Lernen – päd. Aspekte • Das Wort "sozial" kann man zunächst als "gemeinschaftlich" übersetzen. Sprachgeschichtlich leitet sich "sozial" vom lateinischen "socius" ab, und das bedeutet als Adjektiv "gemeinsam" und als Substantiv "Gefährte" und auch "Bundesgenosse" im politischen Sinne, aber auch "Geschäftspartner". Socius wiederum leitet sich vom Verb "sequi" ab, und das bedeutet "folgen", und zwar im Sinne von "sich anschließen"
• „die Sensibilisierung für intrapsychische und soziale Vorgänge sowie die Befähigung des Lehrers und des Schülers, in einem sozialen Verband störende Prozesse zu erkennen und konstruktive Lösungsversuche zu unternehmen
Soziales Lernen. . . • • • ist der Weg vom Ich zur arbeitsfähigen Gruppe sich selbst entfalten und die Kraft der Gruppe nutzen meint die Entwicklung einer Gruppe zum selbstorganisierten Team besteht in der Arbeit einer Gruppe an einer gemeinsamen Sache verlangt die Gleichgewichtung von Ich, Wir und Sache baut Beziehungs und Beteiligungskultur auf führt zur Verknüpfung von Selbst , Sozial und Sachkompetenz kennt nur Lernende mit unterschiedlichen Voraussetzungen bedeutet den Prozess von der Leitung zur Begleitung gründet Demokratie als Summe von Emanzipation und Gemeinschaftsorientierung ist nie zu Ende
Ziele • Im Umgang mit sich selbst: • • SELBSTKOMPETENZ entwickeln, die zu einer gelungenen Lebensgestaltung befähigt. Im Umgang miteinander: SOZIALKOMPETENZ entwickeln, um sich in einer dynamischen Welt zu bewähren und die Mitwelt verantwortlich und aktiv mitzugestalten. SACHKOMPETENZ: fachlich methodisches Know how. Schule als positiver Lebensraum und förderlicher Lernort versucht diese drei Ebenen miteinander zu verknüpfen.
Gott der Beziehung • Gen: Gott will nicht, dass der Mensch allein sei. • Jesu Handeln: gemeinschaftfördernd, • • gemeinschaftsstiftend; Bsp. Aussätzige Stiftung des Letzten Abendmahls aus der Pascha Erfahrung heraus will Gemeinschaft stiften, communio wirken. Kommunion ist der Auftrag an uns, Gemeinschaft zu ermöglichen, Kommunikation (communio facere) im Alltag zu üben.
Soziales Lernen und RU • "Das Lernklima hängt immer auch vom Gruppenklima ab“ (B. Grom) • „Der RU muss so viel Zeit und Kraft für die Förderung der Kommunikationsfähigkeit verwenden, als. . . für das Erreichen der ihm eigenen Lernziele notwendig ist“. (B. Grom)
Übungen, die das soziale Lernen • Kommunikationsübungen helfen: Gefühle zeigen • • und ausdrücken, Feed back geben und empfangen, Offenheit für partnerzentriertes Gespräch. . . Gruppenübungen: Gruppenverhalten üben und reflektieren, das Klassenklima verbessern. . . Planspiel : Probleme des gesellschaftlichen Lebens durchspielen Konfliktspiel: Konflikte zu lösen fördert die ethische Phantasie. Zum Psychodrama wird ein Rollenspiel dann, wenn eigene Lebensituation und Betroffenheit mitschwingt und ins Spiel gebracht wird.
2. Rücksicht auf die Eigenart der Schüler. Innen und ihre Entwicklungsstufe • 2. 1. Die S. sind unterschiedlich weit in ihrer Entwicklung • 2. 2. Vor Gott ist jeder Mensch einmalig • 2. 3. Vermitteln, dass jeder Mensch einmalig ist • 2. 4. Methodisch didaktische Impulse
Nicht alle „über einen Kamm scheren“ • Entwicklungsstand der Schüler einer Klasse • kann in Bezug auf körperliche und geistige Reife eine große Bandbreite auf, z. B. geschlechtsspezifische Reifung Die Entwicklungspsychologie ist hilfreich, die Eigenart der Schüler. Innen und ihre Entwicklungsstufe berücksichtigen: Abkehr von der Phasenlehre – Betonung der individuellen Entwicklung. L. Montada (Hrsg. ), Brennpunkte der Entwicklungspsychologie, Stuttgart 1979.
Konsequenzen für die Didaktik • Frontalunterricht in Frage stellen – Vorstellung • • von der Klasse als e i n denkendes Ganzes und zielt auf einen fiktiven Normschüler ab. "Die logische Konsequenz sind Überforderung der Schwachen und Unterforderung der Begabten“ Daher: Selbsttätigkeit, Projektunterricht, offene Lernformen. „Ja zur Individualisierung die eigentliche Drehscheibe der schulischen Innovation und das vorzüglichste Instrument für die optimale Förderung des einzelnen bei gleichzeitiger Sorge um die Gemeinschaft. “ (Rupert Vierlinger)
• „In der Schule wird man mich erkennen und schätzen • • • als jemanden, der einmalig ist auf der Welt, unverwechselbar. Ich werde den anderen etwas sein, etwas geben, was es ohne mich gar nicht gäbe. Aber dann müssen alle Kinder in der Klasse immerzu dasselbe tun, dasselbe sehen, dasselbe zeigen, dasselbe abgeben. Nicht das Besondere zählt, das Einmalige, Unver wechselbare, sondern das Vorgeschriebene. Erst wenn das erledigt ist, darf das Unerwartete sich melden. Welches unverstandene Elend spiegelt sich in den Fleißauf gaben, mit denen Kinder versuchen, ihrer Lehrerin zu zeigen, dass sie ganz besonderer Aufmerksamkeit wert sind, Fleißauf gaben, die nur noch einmal wiederholen, was die Lehrerin verlangt hat! Das ist es ja, das einzige, was sie schätzt, die Erfüllung ihrer Erwartungen. “[1] U. Andresen, So dumm sind sie nicht. Von der Würde der Kinder in der Schule, Weinheim – Berlin 4. Aufl. 1991, 54
Einmalig vor Gott • Zu den tiefsten Sehnsüchten gehört die Individualität, Einmaligkeit: eines der Lebensheiligtümer. • "Du kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. . . • • du bist vertraut mit all meinen Wegen. . . Du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter" (aus Ps 139, 1 3. 13). "Sieh her: ich habe dich eingezeichnet in meine Hände. “ (Jes 49, 16 a) Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist, und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder. (Jes 43, 4) Ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand ergreift und der zu dir sagt: Fürchte dich nicht, ich werde dir helfen. (Jes 41, 13) Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durch Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme kann dich verbrennen. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels, bin dein Retter. (Jes 43, 1 b – 3)
Vermitteln, dass jeder Mensch einmalig ist • Erste religionspädagogische • • • Grundaufgabe: Identitätshilfe zu leisten: Ihm geht es dabei, von Lebensangst hin zu einem Leben in Hoffnung zu befreien. (Karl Ernst Nipkow). Nächstenliebe als Maß für die Selbstliebe. Zusagen: „Du bist anerkannt, geschätzt und geliebt! Du schaust mich, wer immer ich bin … (Newman)
3. Lebensbezogenheit und Anschaulichkeit • 3. 1. Sich von einer Sache ein Bild machen • 3. 2. Gott schauen als Ziel des Glaubens • 3. 3. Glauben lernen durch schauen lernen • 3. 4. Methodisch didaktische Impulse
Wann wird etwas anschaulich? • Über die Sinneswahrnehmung … Durch Sehen: Einsicht gewinnen Durch Fühlen: Einfühlung Durch Schmecken Weisheit erlangen (sapere – sapientia) • Descartes: „Cogito, ergo sum. “ • Englische Empiristen: Locke, Hume, Berkely: Nichts ist im Geist, was nicht vorher in den Sinnen war.
Sich von einer Sache ein Bild machen • Ohne Sinnlichkeit (=Veranschaulichung) würde uns kein Gegenstand gegeben und ohne Verstand keiner gedacht werden. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. Daher ist es ebenso notwendig, seine Begriffe sinnlich zu machen (das ist, ihnen den Gegenstand in der Anschauung beizufügen), als auch seine Anschauungen sich verständlich zu machen (das ist, sie unter die Begriffe zu bringen). Der Verstand allein vermag nichts anzuschauen und die Sinne allein vermögen nicht zu denken. Immanuel Kant (1724 1804) in: "Kritik der reinen Vernunft"
• Plato: Real ist die Welt der Ideen • Hirnforschung • Vom Begreifen zum Begriff, vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Komplizierten, vom Konkreten zum Abstrakten. • "Alles möglichst mit allen Sinnen!" (Jan Amos Comenius).
• Veranschaulichung • sinnlich • geistig (durch Wort – Mimik – Phantasie) Erinnerung, Phantasie • Sinnlich: als Wirklichkeit oder Nachbildung • Wirklichkeit: echt oder beschränkt Nachbildung: plastisch oder grafisch • Grafisch: Zeichnung oder Bild • Druckbild, Lichtbild, Film, Video, Computer
Gott schauen als Ziel des Glaubens • "Jetzt schauen wir wie in einem Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich ganz erkennen, so wie auch ich ganz erkannt bin" (1 Kor 13, 12 13). • Wie anschaulich sind die Gleichnisse Jesu! In vielen Bildern wird erzählt, wie die „neue Welt Gottes“ vorstellbar ist.
Glauben lernen durch schauen lernen • Das Gehörte innerlich sehen ein Anliegen • • • des RU. Halbfas spricht von einem "dritten Auge". Jede/r Schüler. In wird sich sein/ihr „Bild machen. Das innere Geschaute ist also immer schon die Mischung von dargebotenem Glaubensgut und aufnehmender Glaubensfähigkeit. “ (A. Höfer) Arbeit mit Bildern im RU Vom äußeren Schauen zur inneren Wahrnehmung, Phantasieren und Träumen Inneres Bilderleben, Phantasiereisen …
4. Selbsttätigkeit • 4. 1. „Was man lernen soll, um es zu tun, kann man nur lernen, indem man es tut. “ (Aristoteles) • 4. 2. Der kreative Gott der schöpferische Mensch • 4. 3. Durch das eigene Tun an der neuen Welt Gottes mitbauen • 4. 4. Methodisch didaktische Impulse
Learning by doing • Sage es mir, und ich vergesse es; zeige es mir, und ich erinnere mich; lass es mich tun, und ich behalte es. Konfuzius • Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun. Goethe • Wir behalten von unseren Studien am Ende doch nur das, was wir praktisch anwenden. Goethe
Learning by doing • • • Das Kind ein durch und durch tätiges Wesen. Nicht unterdrückbares Bedürfnis an Selbsttätigkeit vgl. Sträuben gegen Bevormundung bis hin zur politischen Selbstbestimmung. "Man wird im allgemeinen durch die Gründe, die man selbst gefunden hat, besser überzeugt als durch die, welche im Geiste anderer entstanden sind. " (Blaise Pascal) Pestalozzi: "Hand, Herz und Verstand" • • „hand, heart und head“ • 3 H "Hand Herz Hirn": „Das, was man andauernd und intensiv tut, baut die entsprechende Gefühlswelt auf. . . Diese. . . wirkt. . . wie ein Magnet, der das entsprechende Wissen wie Eisenfeilspäne anzieht oder anstößt. " (Albert Höfer)
Arbeitsschulbewegung • Die Arbeitsschulbewegung forderte eine • • • Verschmelzung von manuellem Tun und geistigem Operieren (Kerscheinsteiner [1854 – 1932]) und propagierte die freie geistige Schularbeit: Handeln aus eigenem Antrieb, mit eigenen Kräften, auf selbstgewählten Bahnen zu freigewählten Zielen (Hugo Gaudig [1860 – 1923]): Sich selbst ins Passivum, Schüler. Innen ins Aktivum setzen Nichts sagen, was Schüler. Innen sagen, nichts geben, was Schüler. Innen finden können. Echte Selbsttätigkeit ist mehr als Aktivität; sie schließt auch Spontaneität ein, also Tun aus innerem Antrieb.
Bedeutung der Selbsttätigkeit: • Entwicklung der Kräfte • Steigerung des Selbstvertrauens • Selbständigkeit • Sebsttätigkeit steht im Dienste der sozialen, • • demokratischen, staatsbürgerlichen Erziehung Von direkter Lenkung befreit Arbeit planen und Eigeninitiative entfalten, Kooperation mit der Gruppe suchen. Geistige Selbsttätigkeit: echte Erkundungssituation; entdeckendes Lernen.
Der "fruchtbaren Moment im Bildungsprozess“ (Copei) • Lehren: die Selbstverständlichkeiten erschüttern, Schüler • zunächst zum Staunen und Stutzigsein zu bringen. Ihre Fragehaltung ist "die natürliche Ausgangssituation für den Bildungsvorgang". Daraus entsteht ein Suchen und Versuchen. . . In der Fragehaltung herrscht bereits eine Spannung, und diese Spannung verstärkt sich und bereitet den Augenblick vor, in dem der Durchstoß, das Überspringen des Grabens erfolgt. Das ist der fruchtbare Moment. Copei meint, die Unlust mancher Schüler kommt von unserem Unterricht, der oft nur ein Antworten auf Fragen ist, die gar nicht gestellt sind, ein Abspeisen, wo nie ein herzhafter Hunger wartet. Er erinnert an Heraklits Wort: "Viel Wissen lehrt den Geist nicht!" Bildung kann letztlich nur Selbstbildung sein. (Copei)
Handlungsorientierter Unterricht Handlungsorientierung als Basismodell? • Es gibt ein Problem / eine Dissonanz /einen Anlass, mich zielgerichtet mit einer Sache auseinanderzusetzen und zu lernen • Eine Planung wird entwickelt, wie dabei vorzugehen ist • Diese Planung wird (auch mit Sackgassen und Rückkoppelungen zum Ziel) durchgeführt • Das Ergebnis wird überprüft und der Handlungsverlauf reflektiert. (H. Gudjons).
Kennzeichen eines handlungsorientierten Unterrrichts • Denkendes Tun statt action Im Planen, in der Steuerung der Bearbeitung, in der Überprüfung des Ergebnisses und der Reflexion des Gesamtprozesses stecken erhebliche kognitive Leistungen. • Selbststeuerung statt Anweisung Lehrer. In: vom Instruktor zum Lernberater • Handeln ist mehr als Beschäftigung • Zielperspektive statt Methoden Spielerei, z. B. Lernen in Projekten
Der kreative Gott – der schöpferische Mensch • Genesis: Gott, der aus Liebe schafft. "Und Gott sah, dass • • • es gut war" (Gen 1 2). … die gute Schöpfung ist dem Menschen übergeben, dass er sie 'bebaue und behüte'. . . im Tun den Schöpfer verherrlichen "Im verantwortungsbewussten Gestalten der Erde entfaltet der Mensch … zugleich selbst. Im schöpferischen Tun weckt er die verborgenen Talente … mehr Gott ähnlich werden, 'mehr Mensch werden'. " (Sozialhirtenbrief) Am Reich Gottes mitwirken, an der neuen Erde mitbauen Propheten: Denken und Tun zu ändern. – Heilungen Jesu sind Taten, die das Reich Gottes sichtbar und spürbar werden lassen.
An der neuen Welt mitbauen • "Wir müssen zuerst einmal mit unseren Kindern • • religiös handeln, damit sie Religiöses fühlen und Religiöses überhaupt wissen wollen. “ (Höfer) „Auch das Wort kann ein Handeln sein, wenn es aus einer inneren Beziehung kommt und an einer Beziehung wie an einer Brücke baut. „ (vgl. J. Habermas: „Kommunikatives Handeln“) Daher legen wir in den Glaubensbüchern besonderen Wert auf die Arbeitsanregungen. Lehrplan 2000 für die 10 bis 14 jährigen: neben dem Tun die contemplatio, das Innehalten, das Offensein für das Wirken Gottes,
5. Sicherung des Unterrichtsertrages • 5. 1. Merkwürdiges einprägen • 5. 2. „Nicht wer sagt: „Herr, Herr. . . , sondern wer den Willen meines Vaters tut“ • 5. 3. Ein Wissen, das zu Gott führt • 5. 4. Wissen macht Freude Vielfältige Formen der Wiederholung
Merkwürdiges einprägen • Sind eigene Maßnahmen zur Sicherung des Unterrichtsertrages notwendig? • Das natürliche Lernen kennt Derartiges nicht, Z. B. übt ein Kleinkind ausdauernd. • Im besten Fall ist unsere Schule eine Erziehungsschule, die Leistungen nicht aus , sondern einschließt. Welche Leistungen? vgl. H. Gardners multiple Intelligenzen
"Nicht wer sagt: Herr, Herr. . . , sondern wer den Willen meines Vaters tut" • Der biblischen Weisheitsliteratur geht es um • altes Erfahrungswissen, das weitergegeben wurde mit dem Zweck, "Schaden und Lebensminderung vom Menschen fernzuhalten" (G. v. Rad). Nicht das Reden, nicht das Aufsagen des Gelernten ist für Jesus entscheidend, sondern das Handeln. Er zählt diejenigen, die zu seinen Brüdern und Schwestern, zu seiner Familie, die den Willen des Vaters tun (vgl. Mk 3, 35).
Ein Wissen, das zu Gott führt • Wissen als Erleuchtung: Gott ist das Licht, das • Dunkles erleuchtet, mein Leben erleuchtet, meine Existenz erhellt. Wissen um die Beziehung: Nicht ein Vielerlei, sondern eine innere Geneigtheit. • Wichtig ist, das Tun (operative Ziele) in den • Vordergrund zu stellen. Aus dem Tun wächst Freude (= emotionale Geneigtheit). Und wer gern etwas tut, will auch viel wissen. Glaube ist mehr als Wissen: Wer glaubt, weiß mehr! Wissen ist ein Aspekt des Glaubens.
• • • Ein entsprechender Eindruck Sinnvoller Inhalt Eine bewusst gepflegte Einprägung Vielgestaltige Anwendung des Gelernten, Häufige, kurze, und abwechslungsreiche Wiederholung: Jedes Jahr wiederkehrende Themen von verschiedenen Seiten beleuchten, d. h. die Akzente sollen vom jeweiligen Jahresthema her gesetzt werden.
Bewertungskriterien für den RU – Schreiben von Berichtzeugnissen • FRAGEKOMPETENZ • WAHRNEHMUNGSKOMPETENZ • GESTALTUNGS – UND URTEILSKOMPETENZ • KOMMUNIKATIVE KOMPETENZ • BIBELBEZOGENE KOMPETENZ • KORRELATIVE KOMPETENZ • INTERRELIGIÖSE KOMPETENZ • ETHISCHE KOMPETENZ • THEOLOGISCHE KOMPETENZ
Zur Benotung im RU • Unzulässig ist es, religiöse Fähigkeiten wie Glauben, Liebe, • • • Mitfühlen, Ehrfurcht usw. zu benoten. Beziehungen zwischen Gott und Mensch, die auf der dialogischen Intimbeziehung und auf dem Geöffnetsein des Menschen untereinander beruhen. Religiöse Einstellungen, affektive Lernziele, emotionales Lernen können im schulischen Raume nicht benotet werden. Das Verhalten undisziplinierter oder sehr kritischer Kinder darf nicht in die Religionsnote einbezogen werden. Dazu ist die Verhaltensnote da. Eindeutig bewerten kann man kognitive Leistungen. Es soll von vornherein zwischen Lehrer und Schülern geklärt werden, was bewertet wird: dazu gehören z. B. auch operative Leistungen wie Arbeit in Gruppen, Heftführung, Gestaltung der „Religionsecke“, Wiederholung/Test, Mitarbeit. Aufzeichnungen darüber sind regelmäßig im Handkatalog einzutragen. Die Note muss objektiv sein. Dies sieht man, wenn andere Lehrer zum gleichen Ergebnis kommen. Benotung und Leistungsmessung dürfen nicht als so wichtig erachtet werden, dass sie den ganzen Religionsunterricht betreffen, die affektiven und erfahrungsmäßigen Lernziele, wie Begegnung, Kommunikation, Gebet, Tanz, Musik, Meditation usw. auslöschen. Notengebung soll Rückmelde und Anreisfunktion für Lehrer und Schüler ausüben.
Alternative Formen der Benotung • Da die ziffernmäßige Beurteilung in der • • • fünfteiligen Notenskala so wenig über tatsächliches Wissen, Können und Lernfortschritte aussagt, rückt die verbale Leistungsbeurteilung rücken immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. An Formen der Leistungsbeurteilung werden vorgeschlagen: Portfoliobeurteilung Lernzielkatalog Direkte Leistungsvorlage Das Leistungsblatt Lernentwicklungsberichte
Ein Lernzielkatolog für den RU Der Schüler / die Schülerin hat sich mit folgenden Themen in Form von Gesprächen, Meditation, Gebet, Spiel, bildnerischer Gestaltung etc. aktiv auseinandergesetzt: • Die Verantwortung für sich und andere wahrnehmen (unsere Klasse) • Die Problematik der Mission und Entwicklungshilfe • Mein Lebensraum, meine Lebensgeschichte • Wer bin ich? Psalm 139 • Meine Familie und ich • Jesus Christus als Vorbild christlicher Lebensgestaltung • Mein persönliches Glaubensbekenntnis • Aus der Mitte leben und feiern • Gedanken zu Advent und Weihnachten (Gott wird Mensch werde Mensch) • Schöpfung: die biblische Antwort auf die Frage nach dem Ursprung der Welt und des Lebens • Die Taufe und Firmung als Grundlage unseres Lebens als Christen • Ich bin Kirche (von der Pfarre bis zur Weltkirche) • Begegnen lernen: sich öffnen, sich mitfreuen, mitleiden als Grundverantwortung für Freundschaft • Du bist geboren zum Lieben und um geliebt zu werden (vom Säugling bis zum Erwachsenen)
6. Konzentration der Bildung Das Prinzip des Exemplarischen • 6. 1. Die Fülle des Stoffes Beschränkung auf das Wesentliche • 6. 2. Suchet zuerst Gottes Reich, und alles andere wird euch dazugegeben werden • 6. 3. Das verheißene „Leben in Fülle“ erahnen • 6. 4. Methodisch didaktische Impulse
Stoff Fülle vs Wesentliches • Exemplarisch Gelerntes transferieren wie leicht / schwer ist dies möglich? • Konzentration der Bildung durch: • GU • fü / fv U • Epochal Unterricht • Projektunterricht
Suchet zuerst Gottes Reich … • Was ist für Jesus wesentlich? • Was für Paulus?
Das verheißene "Leben in Fülle" erahnen • 'Hierarchie der Wahrheiten' (II. Vat. Konzil, Dekret über den Ökumenismus Nr. 11) • „Kurzformel des Glaubens“ (K. Rahner) • Was ist Elementartheologie / Elementarisierung? Konzentration auf das Wesentliche in der Theologie Beziehungsgeschehen zwischen Person und Sache
Das vierdimensionale Modell der Elementarisierung nach K. E. Nipkow Elementare Strukturen Sache (Wahrheitsanspruch) Elementare Wahrheiten Elementare Erfahrungen Person (Wahrheitsanspruch) Elementare Anfänge
Elementarisierung als „Mini Theologie“? • Wie reduzieren? Was ist der Kern der Botschaft? • Die Gefahr eines Deduktionismus • Neue Aufgabenstellung für Lehrpersonen: Konzentration in der Sache und zugleich im Elementaren für die individuell Lernenden Die „Hierarchie der Glaubenswahrheiten“ nach dem II. Vatikanischen Konzil Der Blick auf Paulus (Röm 10, 9): Jesus ist der Herr Die Dreifaltigkeit Gottes Ostern: Der Sieg des Lebens über den Tod
Reflexion des Unterrichts • Elementare Strukturen – sachorientierter Blickwinkel unverfälschte Wiedergabe der biblischen Tradition • Elementare Anfänge – entwicklungspsychologischer Blickwinkel Bedenken der Zugangsmöglichkeiten der am schwersten behinderten Schüler. Innen • Elementare Wahrheiten Keine Wahrheit „ex Cathedra“, sondern prozessual entwickelt zwischen Sache und Person
• Elementare Erfahrungen – anthropologischer Blickwinkel Persönliche Lebenserfahrungen und –umstände • Elementare Lehr und Lernformen nach dem Tübinger Elementarisierungsmodell Genügend Zeit, Einbindung des Schülerverhaltens in Planung und Durchführung des Unterrichts Beziehungslernen Kein Starres Festhalten an Unterrichtsschritten
7. Methodengerechtheit und Methodenfreiheit • 7. 1 „Sei dein eigener chairman!“ mit Blick auf deine Klasse“ • 7. 2. „Ich bin der Weg. . . “ • 7. 3. Freiheit der Methode Freiheit der Inhalte? • 7. 4. Methodisch didaktische Impulse
Methodengerechtheit: • • • Sachgemäßheit Psychische Adäquatheit Entwicklungsgemäßheit • Können diese Kriterien mit der 5 -fachen Elementarisierung in Beziehung gebracht werden?
Methodenfreiheit: • Freiheit in der Wahl der Unterrichtswege • Der/Die Lehrer. In benötigt ein Maß an nicht reglementierbarer Freiheit. "Diese pädagogische Freiheit ist dem Lehrer nicht erst durch den Staat zu übertragen, sondern sie ihm ursprünglich zu eigen, eben da Erziehen einen Raum freier, eigenverantwortlicher Entscheidungen voraussetzt. " (P. Kral)
"Ich bin der Weg. . . "(Joh 14, 6) • Gott entlässt den Menschen in Freiheit. . . Er • • greift nicht kontrollierend in das Handeln des Menschen ein; er schreibt kein WIE vor. "Zur Freiheit hat euch Christus befreit. . . " (Gal 5, 1) "Gott hat euch zur Freiheit berufen. . . " (Gal 5, 13). – Lasst euch nicht wieder zu Sklaven machen! Sich zu Christus, „dem Weg“ auf den Weg machen.
Freiheit der Methode Freiheit der Inhalte? • VS LPl (1991): Lehrinhalt in zwei Spalten: Linke Spalte: stoffliche Grobstruktur – Rechten Spalte: konkretisiert, beispielhaft interpretiert. “ • LPl für Integration und ASO (1992): Die Inhalte „geben Beispiele an, mit deren Hilfe die Intentionen verwirklicht werden können. " • LPl 2000: fü / fv U. Projekte ? Kernstoff / Erweiterungsstoff
8. Differenzierung und Individualisierung • 8. 1. Den vielfältigen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten Rechnung tragen • 8. 2. „Was willst du, das ich für dich tun soll? “ Bedürfnisse und Charismen • 8. 3. Wahrnehmen, was ich brauche und was ein anderer braucht • 8. 4. Methodisch didaktische Impulse
Vielfältige Interessen, Neigungen und Fähigkeiten wahrnehmen • Äußere Differenzierung (z. B. nach Leistungsgruppen) und • Innere Differenzierung (Förderung der unterschiedlichen Begabungen innerhalb der Klasse).
„Was willst du, dass ich für dich tun soll? “ (Mk 10, 51) • Der Bedürftige entscheidet selber, was für ihn getan werden soll.
Wahrnehmen was ich brauche und was ein/e andere/r braucht • Vergleichen mit anderen – • vergleichen mit dem, was ich vorher noch nicht konnte, aber jetzt kann. 1 Kor 12 als Kriterium für Schule / Gesellschaft … Ermutigung für die schwächeren Teile der Gesellschaft? Die Schwächeren sind unentbehrlich, bedürfen des besonderen Schutzes; sind wichtig für die Stärkeren und für den ganzen Organismus der Gemeinschaft. Wenn nicht alle Teile des Körpers füreinander sorgen, leidet der ganze Leib Christi.
• Die Armen sind die besten Theologieprofessoren … • wenn wir ihnen zuhören. (Jean Vanier) Die Menschen, bei denen am meisten kaputtgegangen ist, die große Not oder Qualen ausstehen, die Kleinsten und Schwächsten sind die Mitte der Gemeinschaft: in ihnen ist Jesus gegenwärtig der gekreuzigte und notleidende Jesus. . . “ (123) • Diese Erfahrung … zwang mich zu der Frage, wer ich im Tiefsten eigentlich bin. Diese hinfälligen, leidenden und völlig unvoreingenommenen Menschen wischten alle meine Rollenspiele weg, mit denen ich bisher Eindruck gemacht hatte … Jetzt konnte ich bloß noch unverblümt und geradeheraus ich selber sein, dieser verwundbare Mensch, der Liebe empfängt und Liebe schenkt, unabhängig von jeder Leistung. “ (Henri Nouwen)
H. Gardner: Multiple Intelligenz
9. Besondere Lernhilfen • 9. 1. Stärkere helfen Schwächeren • 9. 2. „Versteht ihr dieses Gleichnis nicht? “ • 9. 3. Dem Verstehen nachhelfen und für die Deutungen der Schüler. Innen offen sein • 9. 4. Methodisch didaktische Impulse
• Stärkere helfen Schwächeren, Ältere helfen Jüngeren … • „Hilf mir, es selbst zu tun!“ (Maria Montessori)
„Versteht ihr dieses Gleichnis nicht? “ (Mk 4, 13) • Jesus selbst gibt Verstehenshilfen / besondere Lernhilfen • „Verstehst du auch, was du liest? “ (Apg 8, 30) • „Ich preise dich, Vater, . . . weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. “(Lk 10, 21
Verstehen helfen und für die Deutungen der Schüler. Innen offen sein • Jesus hat von der neuen Welt Gottes, von der Königsherrschaft Gottes immer wieder in Bildern und Gleichnissen gesprochen. Dies ist auch religionspädagogisch für heute die Aufforderung und der Weg, konkret, anschaulich, lebensnah von Gott zu sprechen. • In gleicher Weise wichtig ist es zu erhorchen, wie unsere Schüler. Innen die Botschaft aufnehmen und zu ermutigen, in ihrer Sprache (auch mit Musik, Tanz, Zeichnen, unkonventionellen Worten. . . ) die Gute Nachricht auszudrücken.
10. Therapeutische und funktionelle Übungen • 10. 1. Integrieren und fördern • 10. 2. Heilende Momente • 10. 3. Wusstest du schon, dass die Nähe eines Menschen gesund machen kann? • 10. 4. Methodisch didaktische Impulse
Tun und Denken kombinieren • Mit Hilfe therapeutischer und funktioneller • Übungen körperliche und geistigen Grundfunktionen stärken. Schulung der Motorik wirkt sich positiv auf das gesamte Lern und Leistungsverhalten aus. Einen besonderen Stellenwert unter diesem Übungen nimmt die rhythmisch musikalische Erziehung ein. Sie fördert die Entwicklung, steigert die Körperbeherrschung und Konzentrationsfähigkeit und trägt zu einer kontinuierlichen Formung der Gesamtpersönlichkeit wirksam bei.
Heilende Momente • „Er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie • • • auf. “ (Mk 1, 29 31) „Steh auf und stell dich in die Mitte!. . . Streck deine Hand aus!“ (Mk 3, 1 6) „Schweig und verlass ihn!“ (Mk 1, 23 – 28) „Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden befreit sein!“ (Mk 5, 24 34) „Talita kum! Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ (Mk 5, 35 43) „Effata! Öffne dich!“ (Mk 7, 31 37) Den Blinden in Betsaida nahm er bei der Hand, führte ihn vor das Dorf hinaus, bestrich seine Augen mit Speichel, legte ihm die Hände auf und frage ihn: „Siehst du etwas? “ (Mk 8, 22 26)
Spiritualität kommt von spirare • „Ein spiritueller Mensch vertraut auf eine heilende Kraft • • • in jedem Menschen. Sie wird erfahrbar, wenn wir in all unserem Sein und Tun Gottes Atem spüren. “ (P. Stutz) Meine Stimme finden Mein HANDeln vertiefen Stell dich in die Mitte Meiner Lebenskraft trauen Aufstehen zum Leben Nähe und Distanz einüben Heilendes Teilen Kraftvolle Zuwendung Das Kreuz umarmen Mit Widersprüchlichkeiten leben können Segnendes Mitsein Wohltuendes Salben
Morgensegen • Jeden Morgen mich in die Mitte des Zimmers stellen dastehen zu mir stehen. • Jeden Morgen vor aller Leistung mich erinnern dass Leben ein Geschenk ist tief ein und ausatmen aus dem Urvertrauen heraus dass Gott in mir atmet und ich dadurch mit der ganzen Schöpfung verbunden bin. • Jeden Morgen mich neu segnen lassen im Dastehen mit offenen Händen im Genießen der Zärtlichkeit im Staunen über die alltäglichen Wunder. (Pierre Stutz)
- Slides: 86