Der Verstand ist ein Geschenk Gottes Ethischphilosophische berlegungen
Der Verstand ist ein Geschenk Gottes! Ethisch-philosophische Überlegungen zur Gentechnologie Dipl. Theol. Thomas Bauer, M. A.
Ethisches Grundsätze - Einblicke Praktischer Syllogismus Ethisches Argument: Normative Prämisse: Stellt eine Wertung dar. Normative Prämisse P(N) + Praktischer Syllogismus Deskriptive Prämisse: empirische Beobachtung. praktischer Syllogismus P(D) Beispiel: P(N): Alles was die Gesundheit fördert ist gut. P(D): Mit Gentechnik können wir viele Krankheiten heilen. Gentechnik ist ein gesundheitsförderndes und somit ein gutes Verfahren, was wir unterstützen sollten.
Ethisches Grundsätze - Einblicke Naturalistische Fehlschluss Hier fehlt eine normative Prämisse. !Direkter Schluss vom Sein („so ist etwas“) auf das Sollen („so soll etwas sein“)! Ø Passiert sehr oft, wenn man versucht von biologischen Tatsachen auf ethische Norme zuschließen. Bsp. aus der Embryonenforschung: Natur geht selber sehr verschwenderisch mit Embryonen um. Ein hoher Prozentsatz kommt gar nicht zur Einnistung und wird praktisch von der Natur selber „abgetrieben“. Wenn Natur so „handelt“, dann können wir Menschen diese auch zur Forschung hernehmen. Gegenfrage: Natur geht eigentlich auch sehr verschwenderisch mit menschlichen Leben um (z. B. Naturkatastrophen, Krankheiten, usw. ). Darf man also auch Menschen als Forschungsobjekte benutzen? Bei der ethischen Argumentation darf man sich nicht nur auf die Beobachtung berufen. Es bedarf einer normativen Prämisse, die offen dargelegt und begründet werden muss!
Ethisches Grundsätze - Einblicke Konsequenzialistische Argumentation § Konsequenzialistische Ethik ist eine Variante des Utilitarismus. § Nach dem Utilitarismus ist eine Handlung dann nützlich, wenn das Glück der Gemeinschaft gemehrt wird. § Im Konsequenzialismus gilt diejenige Norm als moralisch gut, deren Anwendung ein Übergewicht guter Konsequenzen gegenüber schlechten Konsequenzen zur Folge hat. Nützt eine Norm also mehr, als das sie schadet, so ist sie ethisch zu akzeptieren. Vier verschiedene Güter gelten generell als relevant für die ethische Abwägung: ü Wirtschaft / demokratische Strukturen ü äußere Natur ü körperliche bzw. seelische Gesundheit des Menschen ü soziale Gerechtigkeit / kulturelles Klima
Ethisches Grundsätze - Einblicke Deontologische Argumentation § Eine Norm wird ohne die Berücksichtigung der Konsequenzen beurteilt. § Entscheidend für die Moralität ist die pflichtbewusste Gesinnung, der gute Wille, die Intention, unabhängig von den Handlungsfolgen. Eine Norm kann also moralisch richtig sein, auch wenn sie nicht überwiegend positive Konsequenzen hervorruft! § Integrität des Menschen ist für die ethische Abwägung der Gentechnik von großer Bedeutung. § Integrität gilt als absolut wertvoll und unbedingt achtenswert. § Das Leben und die Würde gilt als unantastbar. Aus der Unantastbarkeit der menschlichen Natur werden ethische Normen abgeleitet, die kategorischen Charakter haben. In der Praxis gibt es aber keine strikte Trennung der beiden Argumentationen! Ein Beispiel wäre die Akzeptanz der Gentherapie beim Menschen, weil sie die Menschen heilen kann (konsequenzialistische Sicht), mit der Einschränkung, dass der Patient zustimmen muss, damit seine Autonomie gewahrt bleibt (deontologische Sicht).
Bioethische Urteile ein Schema von Prof. Dr. Peter Dabrock
Die Genschere: „CRISPR-Cas 9“ – ein Fallbeispiel Das Crispr-Cas 9 -System ist eine Art Immunsystem von Bakterien. Sie benutzen es, um einen Virenstamm wiederzuerkennen, der sie schon einmal angegriffen hat, um ihn außer Gefecht zu setzen. In der Gentechnologie dient der Mechanismus dazu, bestimmte Abschnitte im menschlichen Erbgut aufzuspüren und gezielt zu verändern. Schädliche Mutationen können so entfernt werden. Schnelle, einfache und billige Methode zur Manipulation der Genome. „Schweizer Taschenmesser der Genetiker“ „CRISPR stellt einfach alles auf den Kopf“ (Bruce Conklin) Im April wurde die Methode von chinesischen Wissenschaftlern bei menschlichen Embryonen angewendet. (siehe „Protein and Cell“ May 2015, Volume 6, Issue 5, pp 363 -372) Manche Experten glauben an die große Zukunft des gezielten „Gene Editing“: Eingriff könnte schwere genetische Erkrankungen noch vor der Geburt eines Kindes verhindern. Wissenschaftler regten ethische Diskussion an. (siehe „Natur“, 26. März 15, Volume 519) „Wir brauchen eine breit angelegte Diskussion, in welche Richtung wir hier gehen“ (Edward Lanphier, CEO Sangamo Bio. Science)
Die Genschere: „CRISPR-Cas 9“ – ein Fallbeispiel Gibt es einen Tabubruch? Schon seit dem Zeitpunkt als man bereit war zu sagen, dass „in-vitro-Embryonen“ Forschungsobjekte seien. Immer die Folgen mit einkalkulieren! Wissenschaftler denken sehr kausal. Aus A folgt B folgt C…. Aber, in der Bioethik muss man vor allem final denken. Was kann die Technik eigentlich anrichten? So ist bekannt, dass Gene und Umwelt hochgradig vernetzt sind. Gibt es also Auswirkungen für die nächste Generation? Biologische Systeme sind so komplex, dass wir nicht wirklich abschätzen können, welche Risiken sich in der Zukunft ergeben. Technik nicht an den Pranger stellen! Gott ist der Schöpfer. Auch der menschliche Verstand ist ein Geschenk Gottes. Technik kann man nicht aufhalten. ABER: Projekt- bzw. Machbarkeitswahn darf nicht überhand nehmen. „Es muss ein Recht auf eine offene Zukunft geben. “ Jürgen Habermas
Gewissen - letzte Entscheidungskraft? Das Gewissen wird im Allgemeinen als eine besondere Instanz im menschlichen Bewusstsein angesehen, die bestimmt, wie man urteilen soll. Ohne eine ethische Orientierung bleibt das Gewissen „leer“; „ohne Verantwortung ist das Gewissen blind“. Honnefelder: Was soll ich tun, wer will ich sein? 2007, S. 56. Nach Immanuel Kant enthält die praktische Vernunft ein a priori, ein jeder Moral vorhergehendes Grundprinzip. Dieses a priori bestimmt den kategorischen Imperativ. Der gilt absolut und überall und ist von jedem anwendbar. Thomas von Aquin: Gewissen als Vollzug eines Urteils über den moralischen Wert einer Handlung. Zwei Aspekte: eine Gewissensanlage und den konkreten Gewissensakt, in dem von außen herangeführte Normen und Erfahrungen auf Grund der Gewissenanlage zu einem Urteil verschmelzen. Das Urteil des Gewissens ist die letzte Instanz, nach der sich der Mensch zu richten hat, auch wenn er damit der offiziellen Kirche widerspricht. Martin Luther: Gewissen ist nicht göttlichen Ursprungs, sondern nichts anderes als das innerpsychische Mitwissen des Menschen mit seinem Tun und die von äußeren, vorgegebenen Werten geprägte Beurteilungsinstanz im Menschen selbst.
Gewissen - letzte Entscheidungskraft? Als eine Gewissensentscheidung gilt: „jede ernste sittliche, d. h. an den Kategorien von Gut und Böse orientierte Entscheidung […], die der Einzelne in einer bestimmten Lage als für sich bindend unbedingt verpflichtend innerlich erfährt, so dass er gegen sie nicht ohne ernste Gewissensnot handeln könnte. “ Bundesverfassungsgericht 12, 45, 55 Die Berufung auf das Gewissen als letzte wirklich gültige Instanz gilt heute als „Heilige Kuh“. Ob im kirchlichen- oder säkularen Bereich, Gewissensentscheidungen haben bei moralisch-ethischen Entscheidungen oberste Priorität. Geht zurück auf Thomas von Aquin und Martin Luther. JEDOCH wird dabei oftmals außen vor gelassen: DAS GEWISSEN MUSS ERSTEINMAL GEBILDET WERDEN UM ÜBERHAUPT EIN URTEIL FÄLLEN ZU KÖNNEN! Es bedarf eines klaren Kompasses, damit man sich nicht verirrt! „Das Gewissen ist unser bester und zuverlässigster Wegweiser, doch wo finden sich Merkmale, die seine Stimme von anderen Stimmen unterscheiden? “ Leo Tolstoi
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