Das Ungeld von 1359 Der Versuch einer Neubewertung
Das Ungeld von 1359 Der Versuch einer Neubewertung des Münzverrufs (renovatio monetae) im Lichte einer „neuen“ allgemeinen Getränkesteuer samt der Frage nach dem ökonomischen Nutzen eines „ewigen Pfennigs“ (denarius perpetuus) David Kulovits 7. Österreichischer Numismatikertag „Stabilität und Instabilität von Geldsystemen“
Kurze Einführung in die steuerliche Terminologie direkte Steuer indirekte Steuer Ø Steuerschuldner = Steuerträger Ø Steuerschuldner ≠ Steuerträger Ø beim Steuerschuldner erhoben Ø vom Steuerschuldner abgewälzt Ø Besitzsteuern (Ertrags- & Substanzsteuern) Ø Verkehrs-, Verbrauchs- und Umsatzsteuern • Steuerschuldner: derjenige, der einer „Autorität“ die Steuer schuldet; • Steuerträger: derjenige, den die Steuer im Endeffekt belastet Vorteile der indirekten Besteuerung: v Erhöhung des Steuervolumens durch Abwälzung der Steuerlast auf einen größeren Teil der Bevölkerung v Die Einfuhr bzw. der Verbrauch/Konsum einer Ware ist als Bemessungsgrundlage einer Steuer leichter zu ermitteln als die Anzahl oder das Vermögen von Personen.
Die Entwicklung der indirekten Steuern • Ungeld • Böspfennig • Ziese • Maut • Braupfennig • exactio • Akzise • Zoll • teloneum • Mahlpfennig Mainzer Reichslandfrieden (1235) „Districte insuper inhibemus, ne domini vel civitates pretextu faciendarum municionum vel alia quacumque de causa telonea vel exactiones instituant, que vulgo dicuntur ungelt, in homines extra positos vel extraneos vel bona eorum, set dominus de suo vel hominum suorum bonis edificet; violatoribus huius edicti nostri tanquam predonibus strate publice puniendis. “ Die Anfänge des Ungelds: Ø Nähe zum Zoll Ø Erhebung beim Stadttor Ø Erhalt von Wehranlagen und urbaner Infrastruktur
Verkehrssteuern Die Entwicklung des Ungelds Zölle „alte“ legale Zölle (iusta telonea) Sonder- und Notzölle (indebita telonea) Verbrauchsteuern Phase 1 (ca. 1189 -1250) Ungeld als Sonderzoll zum Ausbau der urbanen Infrastruktur § § Phase 2 (ca. 1250 -1300): Unterart des Zolls direkte Gegenleistung (z. B. Befestigungsbau) Städtische Abgaben stadt- bzw. landesherrliches Ungeld § § Phase 3 (ca. 1330/1350 -1400): Loslösung vom Zoll – eigenständige Abgabe ohne direkte Gegenleistung (z. B. Finanzierung der Infrastruktur) Braupfennig Mahlpfennig Akzise usw. Landesfürstliches Ungeld als Schank- bzw. Getränkesteuer § § § Wandel von einer Verkehrs- hin zu einer Verbrauchsteuer Besteuerung des Weinausschanks Ausweitung auf das gesamte Herrschaftsgebiet
Das Ungeld in Österreich vor 1359 • 1332: „Anno domini 1332 notantur deputationes literarum et eciam expositorum ungelti per Austriam (…)“ (Ausschnitt aus dem sog. großen Rationarium der österreichischen Herzöge von 1326 bis 1338) • 1338: Herzoge Albrecht II. und sein Bruder Otto befreien die Wiener Bürger ein Jahr von Steuern, Losung und allem Ungeld. • 1351: Herzog Albrecht II. gestattet den Bürgern von Wien vom Tage der Urkunde an bis zu den kommenden Weihnachten ein Ungeld einzuheben und auf Wein und Getreide zu legen, damit man die Stadt „verbessern“ kann. • 1358: Rudolf IV. verleiht den Bürgern von Wels die Ungeldfreiheit: „was sie weins hinauf geen Welss fuerent, den sy dasselbs inder statt trinken und vertun wellent das sy davon kainen ungelt geben sollen. “
Die Vertragspartner „Wir Ruodolf von gots gnaden herczog ze Oesterreich zu Steyr und ze Kernden tuon kunt, das wir mit allen gaistlichen und weltlichen fuersten prelaten und pharrern lantherren rittern und knechten und mit allen andern unsern getrewen gemainlich in unserm lande ze Oesterreich ueberain chomen sein, daz (…)“ Landesherr Stände Landesherr = Herzog = Landesfürst Prälaten und Pfarrer Stadtherr Landherren Stadt Richter und Knechte Landesherrliche Städte Das landes- und stadtherrliche Ungeld vor 1359 Das landesfürstliche Ungeld nach 1359
Der Vertragsinhalt „(…) wir ditz gegenwuertig newn und funfzigst iar si ueberheben wellen unserr muenzze, und an derselben muenzze stat sullent si uns in allen irn stetten merkten und doerffern hoefen lehenn weylern und gerichten, grozzen und klainen, wa sie gelegen und wie da genant sint, von allen irn und der irn gast-hausern tabernen und leutheusern oder wa man vailen wein met oder pyer zuo dem zapfen schenket, in allem dem lande ze Oesterreich under Ens und ob der Ens (…) geben und gevallen lazzen ze ungelt (…) den zehenten phenning alles des gelts, (…) von allem dem wein met oder pyer, so in dem egenanten unserm lande verschenket wirt dehains wegs oder verkaufet zuo dem zapfen, von hinne uncz zuo dem nechsten sant Joergentag und von dann ain ganczes iar durch. (. . . )“ „Tauschgeschäft“ ab dem 23. April 1359 für ein Jahr auf Probe Rudolf setzt die Münze aus. Als Ersatz erhält er von den Vertragspartnern § das Recht den zehnten Pfennig § von allem Wein, Met oder Bier, § das in österreichischen Städten, Märkten, Dörfern und Gasthäusern ausgeschenkt wird, § als Ungeld einzuheben.
Der Münzverruf (renovatio monetae) Wiener Stadtrechtbuch Art 113 Alte Münze A wird eingezogen Untergebene Herrscher A A Markttag B B Neue Münze B wird ausgegeben. Umtauschgebühr (bis zu 25% des alten Nennwerts) muenzze = periodischer Münzverruf (renovatio monetae)
Der Münzverruf als mittelalterliche Kapitalsteuer (2) Umtauschgebühr: • Direkter Münzgewinn: • Der natürliche Schlagschatz (monetagium) dient zur Deckung der Prägekosten und ist somit volkswirtschaftlich gesehen durchaus gerechtfertigt. • Der Wechselgewinn (jus cambii) stellt einen Aufschlag dar, der über den natürlichen Schlagschatz hinausgeht (der eigentliche Münzgewinn). • Indirekter Münzgewinn • Verringerung des Rauhgewichts: • Verringerung des Feingewichts: 80% 75%
„der acht ein viertail fuellent“ Verordnung Albrechts III. vom 20. Juli 1372 Der indirekte Charakter 58/(8 x 4) = 1, 8 l – 10% Ungeld 1, 8 – 0, 18 = 1, 6 l 58/1, 6 = 35 Achtering „daz viertail den stauf oder die mazze, wie sie dann gehaizzen ist si sei klain oder grozz, damit man von alter her geschenket hat, minren und klainer machen sol geleich um den zehenten tail; und sol doch iederman daz klain viertail den klainen stauf oder die klainen mazze wie si dann gnant ist, ausrueffen und geben nach allem seinem willen als tewr und umb alsvil gelts, als er sust daz alt viertail oder die grozzen mazz wie si dann genant ist (…). “ Bei gleichbleibenden Preisen sollten die Wirte ihre Auschankmaße um 10% reduzieren.
Die Getränkesteuer unser (…) getrewen, edel und unedel reich und arm in den stetten und auf dem lande, von disem ungelte chain beswerung noch schaden enphahen, sunder daz es tragen und geben allermaist froemde leute und geste, die von andern landen zuo uns gen Oesterreich wandelnt, und ander gemain volk, daz gewoenleich vailen wein met oder pyer von dem zapfen trinket • Nicht das „deponare“ (= der Besitz) von Wein, Met und Bier wird besteuert, sondern der Verbrauch bzw. der Konsum („verschenket wirt dehains wegs oder verkaufet zuo dem zapfen“). • Die Vertragspartner des Herzogs (mit ihren privaten Weinkellern) wurden von der neuen Schanksteuer gar nicht berührt. • Die Vertragspartner hatten daher die Wahl zwischen dem Münzverruf (belastet Personen mit hoher Kapitalbindung) oder einer Getränkesteuer (belastet Personen mit geringer Kapitalbindung)
Das Konzept des ewigen Pfennigs (denarius perpetuus) 1200 Silbergehalt 1000 800 600 400 200 0 Jahr x Pfenng A Jahr x+1 Pfennig B Jahr x+2 Pfennig C Jahr x+3 Jahr x+4 Pfennig D (ewiger Pfennig) „(…) und sullen ouch dieselben unser münzz ze Wienn und anderswa dieweil daz ungelt wert und allezeit meren schlahen und halten umb rechten und gewonlichen schlegschatz mit unsern hausgenozzen, als das notdürftig ist, daz unser land und leut an klainen phennig nicht brestens gewinnen. (…)“ Der Herzog versprach, dass er nur bei Bedarf neue Münzen nach dem rechten und gewöhnlichen Schlagschatz prägen lassen wird.
Münzerneuerung vom 24. November 1362 „(…) Unser munssmaister und auch unser hausgenossen in Osterreich uns habent chund getan den grossen presten den unser land und stet hieten von der munss wegen dy wir etliche iar nidergelegt haben durch ander nucz willen dy wir in andern wegen in unserm lannd genomen haben und das grosser prest an unser munss an wiennern in unserm lannd wer von valscher und fromder muns dy unter gengig was worden, dauon unser lannd und lewt grossen schaden genomen habent und das habent sie uns als offt zu willen getan daz wir ernstlich mit in geschafft haben das sy uber sezzen und erfunden wy wir ein merung der munss machten nach der tewrung des silbers daz unser lannd und lewt nicht prellen gewunnen an phennigen als sy etliche iar her gehabt habent. (…)“ Das Ende des Münzverrufs führte zu großen Problemen, da falsche und fremde Münzen in den österreichischen Geldverkehr gelangten.
Greshamsche Gesetz „Schlechtes“ ausländisches Geld wird Zahlungsmittel. Zirkulierende Geldmenge im Ausland „Bad money drives out good“ (Sir Thomas Gresham) Zirkulierende Geldmenge in Österreich „Gutes“ österreichisches Geld fließt ins Ausland ab. „Gutes“ österreichisches Geld wird als Wertaufbewahrungsmittel gehortet.
Münzerneuerung vom 24. November 1362 „(…) Unser munssmaister und auch unser hausgenossen in Osterreich uns habent chund getan den grossen presten den unser land und stet hieten von der munss wegen dy wir etliche iar nidergelegt haben durch ander nucz willen dy wir in andern wegen in unserm lannd genomen haben und das grosser prest an unser munss an wiennern in unserm lannd wer von valscher und fromder muns dy unter gengig was worden, dauon unser lannd und lewt grossen schaden genomen habent und das habent sie uns als offt zu willen getan daz wir ernstlich mit in geschafft haben das sy uber sezzen und erfunden wy wir ein merung der munss machten nach der tewrung des silbers daz unser lannd und lewt nicht prellen gewunnen an phennigen als sy etliche iar her gehabt habent. (…)“ Die Ausgabe neuer Pfennige wird vom Silberpreis abhängig gemacht.
Ausgabe neuer Münzen nach dem Silberpreis Prägekosten • Es können nur so viele Pfennige geprägt werden, wie der Edelmetallpreis zulässt. „(…) Nu haben wir geschafft mit vnserm obristen Kammr mit vnserm Münsmaister vnd auch mit vnserm Anbalt das sy derselben phennig sollen nemen czway markch swer vnd sullen die enczway tailen vnd (…) besigeln vnd (…) das haben wir darumb getan ob yemant gegen vnser Münss vnd gen vnsern hausgenossen aynem oder menigerm reden wolt vnd sy gegen vnsernn gnaden besagen es gieng an auffczall oder prantt das sullen sy verantwurtten gen den obgenantnn czwainn markchn (…). “ n Der Herzog gebietet die Aufbewahrung von versiegelten Gussproben zwecks Überprüfung der neu ausgegebenen Pfennige.
Münzerneuerung vom 24. April 1368 (? ) Urkunde vom 12. März 1368 „(…) vnser Münsmaister vnd vnser hausgenossen (…. ) habent vns ze wissen getan den presten den wir haben dauon vnser Münss lannge czeit gelegen ist von der tewrung des silbers vnd dasselb geschieht von dem wechsell den du treibent Bürger vnd gest vnd Juden die des nicht recht haben vnd auch zu der Münss nicht gehorent wann nyemant Golt noch Silber chauffen noch wechseln sol nur vnser Kaminr vnd hausgenossen. (…)“ Herzog Albrecht III. verbietet den Handel mit Silber und Gold zugunsten der Wiener Münze. Urkunde vom 24. April 1368 „Wir Albrecht (…) tvn kund (…) vnser Münsmaister vnd vnser Hausgenossen In Osterreich vnd czaigant vns einen brieff (…) vnser lieben brueder Herczog Ruedolffs (…) In geben hiet (…) vnd patten vleissiehlich das wir denselben brieff geruchten czu bestetten vnd czu vernewn das wir haben getan (…. )“ Albrecht erneuert die rudolfinische Urkunde zur Ausgabe neuer Münzen nach der Teuerung des Silbers.
Münzerneuerung von 1. September 1388 „(…) die grossen geprechen vnd auch verderbelichcn schaden die wir selben an vnsernn ambten vnd nvtzen vnd darnach vnser lanndt vnd lewt lange czeit her genomen haben von menigen fremden und vngengigen münsen die sich vnter vnser wienner Münss verlauffet (…)“ „(…) Das Sy vns Münswerchen nach der tewrung des Silbers das habent Sy auch getan (…) an der Statt do Sy es czu recht tün solden vnd do Ins zu recht sol auffseczen vnd prennen nach irer alten hanntuest sag vnd darnach haben wir nach ratt vnsers Rats geschafft (…) das sy derselben phennig sullen nerven czwayer march (…) ob yemant gegen vnsern hausgenossen einem oder menigerm wolt reden vnd sie gern vnsern gnaden besagen wolt es gieng an auffczall oder an prannt das Sullen Sy verantwurtten gen den obgenanten zwein markchen (…)“ Albrecht lässt neue Pfennige nach der Teuerung des Silbers ausgeben. Von diesen Münzen ordnet er die Aufbewahrung von versiegelten Gussproben an.
1341 1350 1354 1355 1356 1357 1358 1359 1360 1361 1362 1363 1364 1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371 1372 1373 1374 1375 1376 1377 1378 1379 1380 1381 1382 1383 1384 1385 1386 1387 1388 1389 1390 1391 1392 1393 1394 1395 1396 1397 1398 1399 1400 1401 1402 1403 1404 1405 1406 1407 1408 1409 Der Kurs des Wiener Pfennigs im Verhältnis zum Goldgulden 170 160 150 140 130 120 110 100 90
Münzerneuerung vom 18. September 1399 Schreiben des obersten Kämmerers, des Münzmeisters und der Hausgenossen „(…) Es sol ewr gand wissen daz ewr Munssmaister und ewr Anwalt mit ewern Hausgenozzen (…) mugen nicht gedenken, daz man mus Musswerch gearbeitten, als es die zeit gengig ist aus der Tewrung des Silbers, daz das Korn, und die aufzal mugen besteen als der Obrist Kamrer in dem land versigelt hat. Also ist ewer Munss gelegen vnd ligt ernyder, das doch ain gemainer Landschad ist, wenn man in dem land ane Munzz nichts gehandeln noch gewandeln mage, und sol es also die leng beleiben, so wirdt sich frömde Munsse under ewr Munzz in dem lande underlauffen, daz die guldein noch tewrer werden, daz ist nicht anders die Schuld, denn das nicht klaine Munzz da ist, damitte gemain leutte gehandeln mochten. (…) so lasset Munzzwerch arbeiten nach tewrung des Silbers, als aller ewrer vordern brieue lauttend allezeit Hundert pfenning fur ainn guldein (…)“ Aufgrund des hohen Silberpreises kann nicht mehr nach dem bisher üblichen Münzfuß geprägt werden. Durch den Schwund der eigenen Währung können sich nun schlechtere Münzen aus dem Ausland verbreiten, wodurch sich der Pfennigkurs zum Gulden auch weiter verschlechtert. Um dieser Gefahr entgegenzusteuern, sollen neue Pfennige geschlagen werden, deren 100 auf einen ungarischen Gulden gehen.
Münzerneuerung vom 18. September 1399 Bestätigung des Ansuchens durch de Herzöge Wilhelm und Albrecht IV. „(…) ayn newes korn und ain newe anczale, das ist fur aynn Guldein Hundert pfennige geordnet und aufgesaczt (…) In solicher masse, daz (…) der newen Pfeningen zwen für der altn dren, und dren alt für der newen zwen nemen und geben, und ach damitte handeln sullen die nechsten kunftigen drew Jare nachainander, und darnach uncz an unser widerrufen (… )“ Der Herzog genehmigt die Ausgabe neuer Münzen mit höherem Feingehalt, so dass zwei der neuen Pfennige für drei Alte eingetaucht werden können. Die alten Pfennige sollen dafür noch drei Jahre im Umlauf bleiben dürfen. Münzpatent von Albrecht IV. (ohne Datum) „Wir Albrecht (…) haben (…) mit In geschafft vns Münswerch zu würchen vnd zu arbaitten nach der tewrung des silbern das sy also getan haben (…) Item es sullen vnser wechsler nur vmb wienner phennig vnd nicht vmb fromde Münss wechseln (…)“ Der Herzog hat die Ausgabe neuer Münzen nach der Teuerung des Silbers gestattet.
170 1 Gulden : Wiener Pfennig CNA F a 1 / LA 10 (ca. 9 lötig) Münzerneuerungen (strichliert: vermutet) 160 150 weitere Schriftquellen CNA F a 2 / LA 11 (ca. 7 ½ lötig) CNA B 263 / LW 151 (ca. 9 ¼ lötig) Protestschreiben gegen eine schwerere Münze CNA B 266 / LW 163 (? ) 140 CNA B 265 / LW 164 (ca. 9 lötig) 130 120 110 100 Der Müchner Rat lässt wiederholt „pöckler“ aus Wien besorgen. Gleichzeitig wird der Wiener in Südostbayern immer mehr durch den sog. Regensburger verdrängt. Der Wiener wird in Bayern verboten. CNA F a 4 / LA 6 (ca. 7 lötig) Am Rhein finden sich gute Wiener als Zahlungsmittel. Falsche Münzen kommen von Bayern nach Österreich. Für alte Wiener, die nicht Steinböcke sind, gilt 9 ¼ Loth. CNA F a 3 / LA 5 (ca. 7 lötig) 1341 1350 1354 1355 1356 1357 1358 1359 1360 1361 1362 1363 1364 1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371 1372 1373 1374 1375 1376 1377 1378 1379 1380 1381 1382 1383 1384 1385 1386 1387 1388 1389 1390 1391 1392 1393 1394 1395 1396 1397 1398 1399 1400 1401 1402 1403 1404 1405 1406 1407 1408 1409 90
Anpassung des Münzfußes an den Silberpreis (1) Prägekosten • 1362: Es können nur so viele Pfennige geprägt werden, wie der Edelmetallpreis zulässt. • 1388: Um den notwendigen Bedarf an neuen Pfennigen decken zu können, wird der Münzfuß an den gestiegenen Silberpreis angepasst. 1 Silberbarren
Versuch einer Neubewertung des Ungelds von 1359 • Die Frage nach dem Copyright: Eine allgemeine Getränkesteuer wurde etwa in Böhmen bereits 1336 etabliert. Sowohl die Idee eines landesfürstlichen Ungelds als auch das Ende des Münzverrufs zeichnen sich in Österreich bereits unter Albrecht II. (1330 -1358) ab. • Wirtschaftliche Motive: Im Jahr 1334 erbrachten die Einnahmen aus dem Münzverruf 5000 lb. Pfennige. Die Einnahmen des Ungeldes lagen im Jahr 1392/94 bei 15000 lb. Pfennige; • Politische Motive: Die Einführung einer landesweiten Steuer war ein erster Schritt hin zu einer „österreichischen“ Identität. • Sozialpolitische Folgen wurden nicht berücksichtigt. • Das Ende des Münzverrufs scheint der einzige „Vorteil“ gewesen zu sein.
Der Anteil des Ungeldes an den Staatseinnahmen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Spätes 13. Jh. Ende 14. Jh. Ungeld-Einahmen sonstige Einnahmen 1437
Vorteile des Münzverrufs als mittelalterliche Kapitalsteuer • In der Praxis hatte der Zwangsumtausch nur bei Zahlungen an die herzogliche Kammer oder an offiziellen Markttagen eine wesentliche Rolle gespielt. • Der Münzverruf als Kapitalsteuer: • Entlastung der ärmeren Bevölkerungsschichten (gesellschaftspolitische Funktion) • Versorgung der Münzstätte mit Altmetall • Stabilisierung des Geldumlaufs durch Ausschluss von Falschgeld, natürlich abgenutzten Pfennigen sowie minderwertigen Münzen aus dem Ausland • Steigerung der Kaufkraft (Wirtschaftswachstum): Kapital konnte nicht gehortet werden, sondern musste schnell wieder ausgeben.
Die Einführung des Ungeldes war eine der glücklichsten Taten Rudolfs IV. auf finanziellen und wirtschaftlichen Gebiet. (…) Es ist also festzuhalten, dass sich gegen diese Abgabe nicht das Geringste einwenden lässt. (…)“ (E. Hillbrand) Urkunde Rudolfs IV. über die Einführung des Ungelds vom 21. März 1359
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