Das sprachliche Zeichen 30 04 2010 Der Zeichenbegriff
Das sprachliche Zeichen 30. 04. 2010
Der Zeichenbegriff bei Ferndinand de Saussure 1916 posthum „Cours de linguistique générale“ 1931 deutsche Ausgabe „Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft“ Begründer des Strukturalismus Inhalt / Vorstellung Ausdruck Bedeutung Form Bezeichnetes Bezeichnendes Begriff Lautkörper, Lautbild Signifikat Signifikant
Merkmale des sprachlichen Zeichens • arbiträr • beruht auf Konvention = konventionell • bilateral materielle Seite + geistiges Bild (Vorstellung) • „zwei Seiten eines Blattes Papier“
Sprache als Struktur • Sprache (hier: langue) • die sprachlichen Einheiten stehen miteinander in Verbindung • Sprachwissenschaft beschreibt die Beziehungen zwischen diesen Einheiten (= Regeln) • Segmentation – Einheiten werden ermittelt • Klassifikation – Bestimmung ihrer Funktion • Minimalpaare – Gegenüberstellung von zwei sprachlichen Zeichen, die sich nur in einem Element der darunter liegenden sprachlichen Ebene unterscheiden (Morpheme durch ein Phonem, zwei Sätze durch ein Wort). • redundante und relevante Merkmale – hängen immer von den jeweils betrachteten Beispielen ab
Syntagma Die Funktion der sprachlichen Zeichen wird bestimmt durch die Beziehungen, die sie untereinander aufbauen. Das sprachliche System der langue wird durch zwei Arten von Beziehungen konstituiert. 1. Beziehungen der Zeichen auf einer Ebene. Sprache ist linear. Jedes Zeichen steht in Beziehung zu den noch folgenden Zeichen. Die Zeichen müssen sich voneinander unterscheiden. Der Außenminister ist heiser. *der der Syntagmatische Beziehungen: horizontal, auch zwischen Lauten oder Sätzen.
Paradigma 2. Beziehungen auf unterschiedlichen Ebenen. Sprachliche Zeichen sind untereinander austauschbar. Sie sind jedoch nicht beliebig austauschbar. Syntagma Der Außenminister ist heiser. Der Innenminister ist heiser. Ein Innenminister wird zornig. … … …. . . Paradigma Jedes Zeichen ist durch seine Beziehungen zu den anderen Zeichen definiert.
Offene und geschlossene Systeme • Laute (Phoneme) – geschlossenes System: fest, unveränderlich. • Wortschatz (lexikalisches System) – offen, ist jederzeit veränderbar. Blackbox-Effekt – der Untersuchungsgegenstand der Linguistik, die abstrakten sprachlichen Regeln, ist nicht unmittelbar beobachtbar. Wir können nicht ist die Köpfe der Sprecher „hineinblicken“. Die Linguistik untersucht fertige Sprachäußerungen, also bereits gebildete Sätze. Black Box langue Sprecher parole
Semiotisches Dreieck (Ogden & Richards) Zeichen = etwas, das für etwas anderes steht (aliquid stat pro aliquo) Bezeichnung = Bezeichnendes, Symbol Vorstellung = Gedanke, Referenz Bezeichnetes = Referent, Gegenstand ------ Bezeichnung und Bezeichnetes hängen nur indirekt zusammen. Diese Beziehung ist konventionalisiert. Abstrakte Begriffe (Ehre) oder Fiktives (Dionysos) haben eine Vorstellung (Inhalt), aber keine Referenz. Vorteil: keine simple Etikettierung. Sprachliche Begriffe stehen nicht in einer 1: 1 -Beziehung zur außersprachlichen Realität.
Semiotisches Dreieck (Ogden & Richards) • das sprachliche Zeichen verweist nicht direkt auf außersprachliche Zeichen, sondern auf dem Unweg über die Vorstellung • Zwischen A (Form) und B (Konzept/Bedeutung) sowie B (Konzept) und C (Einheit in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt) bestehen direkte, wenn auch auf Konvention beruhende, Zusammenhänge. A (Form) und C (Einheit in der Vorstellungs- und Erfahrungswelt) hängen allerdings nur indirekt zusammen (angezeigt durch die gestrichelte Linie zwischen A und C). Das semiotische Dreieck baut auf den Überlegungen des französischen Sprachwissenschaftlers Ferdinand de Saussure auf, der die Wortform signifiant (das. Bezeichnende), die Bedeutung des Wortes signifié (das Bezeichnete) nannte. [. . . ]
Zeichenklassifikation – Ch. S. Pierce • • • Bei indexikalischen Zeichen steht der Signifikant in einer direkten Verbindung bzw. einem Folge-Verhältnis zu seinem Signifikat. Es ermöglicht dem Interpreten, Rückschlüsse auf etwas anderes zu ziehen: Das Wetterfähnchen zeigt uns die Windrichtung. Die tiefe Stimme eines unbekannten Anrufers verrät uns, dass es sich um einen Mann handelt. Bekanntestes Beispiel ist der Rauch, der uns wissen lässt, dass es irgendwo ein Feuer geben muss (Nöth, S. 185 -192). Ikonische Zeichen (von griech. Ikon: Bild) basieren auf einem Ähnlichkeitsverhältnis von Signifikat und Signifikant. So können Portraitfotos für eine uns bekannte Person stehen. Piktogramme ermöglichen uns auch im Ausland die Orientierung auf einem Flughafen. Auch lautmalerische Wörter sind ikonische Zeichen (Nöth, S. 193 -198). Symbolische Zeichen beruhen lediglich auf Gesetz oder Konvention; symbolische Zeichen sind arbiträr und konventionell. So sind viele Verkehrszeichen oder militärische Rangabzeichen symbolischer Natur. Das wichtigste System symbolischer Zeichen bildet jedoch die menschliche Sprache: Bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Lautmalerei) sind Wörter symbolische Zeichen (Nöth, S. 178 -184).
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