Das Schweigen brechen Sexuelle Gewalt in biblischen Texten
Das Schweigen brechen Sexuelle Gewalt in biblischen Texten Prof. Dr. Ilse Müllner www. ilsemuellner. at
1___ Sexuelle Gewalt zum Thema machen • die letzten Monate • die 90 er Jahre • und zurück verschleiern als solche benennen
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel verschleiern • „Frauenraub“ • „Inzest“ • „Verführung“ Gen 34, 28 f Ihre Schafe und Rinder, ihre Esel und was es sonst in der Stadt oder auf dem Feld gab, nahmen sie mit. Ihre ganze Habe, all ihre Kinder und Frauen führten sie fort und raubten alles, was sich in den Häusern fand. Pietro da Cortona, "Raub der Sabinerinnen", 1629
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel verschleiern • „Frauenraub“ • „Inzest“ • „Verführung“ Gen 19, 32 Komm, geben wir unserem Vater Wein zu trinken und legen wir uns zu ihm, damit wir von unserem Vater Kinder bekommen. Artemisia Gentileschi, Lot und seine Töchter, 1640
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel benennen • Rechtstexte • Erzählungen: – Einzeltäter – Gruppen als Täter
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel benennen – Rechtstexte (Dtn 22) Sexueller Akt außerhalb der Ehe verheiratet ► beide werden bestraft in der Stadt ► beide werden bestraft verlobt unverlobt ► Heirat und Scheidungsverbot auf dem Feld ► sexuelle Gewalt
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel benennen – Rechtstexte (Dtn 22) Sexueller Akt außerhalb der Ehe verheiratet ► beide werden bestraft in der Stadt ► beide werden bestraft verlobt unverlobt ► Heirat und Scheidungsverbot auf dem Feld ► sexuelle Gewalt
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel benennen – Rechtstexte (Dtn 22) Sexueller Akt außerhalb der Ehe verheiratet ► beide werden bestraft Dtn 22, 26 f Dieser Fall ist so zu beurteilen, wie wenn ein Mann einen andern überfällt und ihn tötet. Auf freiem Feld ist er ihr begegnet, das verlobte Mädchen mag um Hilfe geschrien haben, aber es ist kein Helfer da gewesen. in der Stadt ► beide werden bestraft verlobt unverlobt ► Heirat und Scheidungsverbot auf dem Feld ► sexuelle Gewalt
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel benennen • Rechtstexte • Erzählungen: – Gruppen als Täter Gen 19; Ri 19 – Bedrohung – Einzeltäter Oktateuch Athos, 13. Jhdt.
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel benennen • Rechtstexte • Erzählungen: – Gruppen als Täter Gen 19; Ri 19 – Bedrohung – Einzeltäter Boas sagte zu Rut: Höre wohl, meine Tochter, geh auf kein anderes Feld, um zu lesen; entfern dich nicht von hier, sondern halte dich an meine Mägde; behalte das Feld im Auge, wo sie ernten, und geh hinter ihnen her! Ich werde meinen Knechten befehlen, dich nicht anzurühren. Rut 2, 8 f
2___ Sexuelle Gewalt als Thema der Bibel benennen • Rechtstexte • Erzählungen: – Gruppen als Täter Gen 19; Ri 19 – Bedrohung – Einzeltäter Gen 34; 2 Sam 13
2 Sam 13, 1 -22 1 a Und es geschah daraufhin. 1 b Und dem Abschalom, Sohn Davids, war eine schöne Schwester. 1 c Und ihr Name war Tamar. 1 d Und es liebte sie Amnon, Sohn Davids. 2 a Und es quälte sich Amnon zum krank werden wegen Tamar, seiner Schwester. 2 b Und es war unmöglich in den Augen Amnons, ihr irgendetwas zu tun. 3 a Und dem Amnon war ein Freund. 3 b und sein Name war Jonadab, Sohn des Schima, Bruder Davids. 3 c Und Jonadab war ein sehr weiser Mann. 4 a Und er sagte zu ihm: 4 b Warum bist du so elend, Sohn des Königs, von Morgen zu Morgen? 4 c Willst du mir nicht erzählen? 4 d Und es sagte zu ihm Amnon: 4 d Tamar, die Schwester Abschaloms, meines Bruders, liebe ich. 5 a Und es sagte zu ihm Jonadab: 5 b Lege dich auf deine Liege. 5 c Und zeige dich krank. 5 d Und es kommt der König, dich zu sehen. 5 e Und du sagst zu ihm: 5 f Es soll doch kommen Tamar, meine Schwester. 5 g Und sie soll mir zubereiten Brot. 5 h Und sie soll machen vor meinen Augen die Speise. 5 i Damit ich sehe. 5 j Und ich esse von ihrer Hand.
6 a 6 b 6 c 6 d 6 e 6 f 6 g 7 a 7 b 7 c 8 a 8 b 8 c 8 d 8 e 8 f 9 a 9 b 9 c Und es legte sich Amnon. Und er zeigte sich krank. Und es kam der König, ihn zu sehen. Und es sagte Amnon zum König: Es soll doch kommen Tamar, meine Schwester. Und sie soll herzbacken vor meinen Augen zwei Herzkuchen. Und ich esse von ihrer Hand. Und es schickte David zu Tamar in ihr Haus zu sagen: Geh doch ins Haus Amnons, deines Bruders. Und mach ihm die Speise. Und es ging Tamar ins Haus Amnons, ihres Bruders. Und er war liegend. Und sie nahm den Teig. Und sie knetete. Und sie herzbackte vor seinen Augen. Und sie sott die Herzkuchen. Und sie nahm die Pfanne. Und sie schüttete aus vor seinem Gesicht. Und er weigerte sich zu essen.
9 d 9 e 9 f 10 a 10 b 10 c 10 d 10 e 10 f 11 a 11 b 11 c 11 d 11 e 12 a 12 b 12 c 12 d 12 e 13 a 13 b 13 c 13 d Und es sagte Amnon: Geht hinaus, alle Mann, weg von mir. Und es gingen hinaus alle Mann, weg von ihm. Und es sagte Amnon zu Tamar Bring die Speise ins Hinterzimmer. Und ich werde essen von deiner Hand. Und es nahm Tamar die Herzkuchen, die sie gemacht hatte. Und sie brachte zu Amnon, ihrem Bruder, ins Hinterzimmer. Und sie reichte ihm zu essen. Und er packte sie. Und er sagte zu ihr: Komm! Schlaf mit mir, meine Schwester! Und sie sagte zu ihm: Nicht, mein Bruder! Entrechte mich nicht! Denn das macht man nicht in Israel. Mach nicht ein solches Verbrechen. Und ich, wohin soll ich tragen meine Schmach? Du wärst wie einer der Verbrecher in Israel. Und nun, sprich doch mit dem König! Denn nicht wird er mich dir verweigern.
14 a 14 b 14 c 14 d 15 a 15 b´ 15 b 15 c 15 d 15 e 15 f 16 a 16 b 16 c´ 16 c 16 d 17 a 17 b 17 c 17 d Und er wollte nicht auf ihre Stimme hören. Und er war stärker als sie. Und er entrechtete sie. Und er beschlief sie. Und es haßte sie Amnon einen sehr großen Haß. Ja, größer war der Haß, den er sie haßte, als die Liebe, die er sie liebte. Und es sagte zu ihr Amnon: Steh auf! Geh! Und sie sagte zu ihm: Nicht! Das Böse ist größer, dieses als das letzte, das du mir angetan hast, mich wegzuschicken. Und er wollte nicht auf sie hören. Und er rief seinen Knaben, seinen Diener. Und er sagte: Schick doch diese da weg von mir auf die Straße! Und schließ die Tür hinter ihr zu!
18 a 18 b 18 c 18 d 19 a 19 b´ 19 b 19 c 19 d 19 e 20 a 20 b 20 c 20 d 20 e 20 f 20 g 21 a 21 b 22 a 22 b 22 c Und auf ihr war ein Ärmelkleid. Denn so waren bekleidet die Töchter des Königs, die Jungfrauen, damals. Und es führte sie der Diener hinaus auf die Straße. Und er schloß die Tür hinter ihr zu. Und es nahm Tamar Asche auf ihren Kopf. und das Ärmelkleid, das auf ihr war, zerriß sie. Und sie legte die Hand auf ihren Kopf. Und sie ging gehend. Und sie schrie. Und es sagte zu ihr Abschalom, ihr Bruder: Amnon, dein Bruder, war er bei dir? Und nun, meine Schwester, sei still! Dein Bruder ist er. Nimm dir nicht zu Herzen diese Sache. Und es wohnte Tamar. Und sie war trostlos im Haus Abschaloms, ihres Bruders. Und der König David hörte alle diese Ereignisse. Und er wurde sehr zornig. Und nicht sprach Abschalom mit Amnon, weder im Bösen noch im Guten. Denn es haßte Abschalom Amnon wegen der Sache, daß er entrechtet hatte Tamar, seine Schwester.
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