Das deutsche Schriftsystem und die Transliteration slawischer Buchstaben
Das deutsche Schriftsystem und die Transliteration slawischer Buchstaben ins Deutsche Njemački sistem pisma i transliteracija slavenskih slova u njemački Mag. Daniela Huber, 0205137 daniela. huber@edu. uni-graz. at am 17. 03. 2009 PS Schriftsysteme in den slawischen Sprachen, SS 2009 Dr. Branko Tošović
Inhaltsübersicht 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Unterscheidung der Sprachformen nach prototypischen Merkmalen Verhältnis von gesprochener und geschriebener Sprache Piktogramme, Ideogramme, Logogramme und Phonogramme Semasiographie und Glottographie Übergang von Semasiographie zur Glottographie Schriftgeschichte – Vorläufer Die alteuropäische Schrift Die Keilschrift Die Hieroglyphenschrift 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. Die westsemitische Konsonantenschrift Die griechische Schrift Die Runenschrift Die lateinische Alphabetschrift Das deutsche Schriftsystem Transliteration ISO – Transliteration des Kyrillischen Wissenschaftliche vs. Dudentranskription Abweichungen Abbildungsverzeichnis Literaturverzeichnis 2
Unterscheidung der Sprachformen nach prototypischen Merkmalen Gesprochene Sprache • flüchtig, nicht wiederholbar • synchrone Kommunikation • Verwendung deiktischer Ausdrücke • zusätzliche Informationsträger • keine Hilfsmittel • oft „fehlerhaft“ • erstreckt sich in Zeit • dialogisch Geschriebene Sprache • archivierbar, rückholbar • asynchrone Kommunikation • explizite Ausdrücke • keine zusätzlichen Informationsträger • Blatt, Stift, Computer, etc. • Nachbesserungen möglich • räumliche Ausdehnung • monologisch 3
Verhältnis von gesprochener und geschriebener Sprache Dependenzhypothese Autonomiehypothese • Abhängigkeit der geschriebenen von der gesprochenen Sprache • Ferdinand de Saussure • beide Sprachformen eigenständiges Sprachsystem – linguistisches Argument – entwicklungspsychologisches Argument – funktionales Argument – strukturelles Argument – Unabhängigkeit des Geschriebenen – Distanz zum Untersuchungsgegenstand – dokumentarische Funktion – Rückwirkung auf Gesprochenes 4
Piktogramme, Ideogramme, Logogramme und Phonogramme (1) Piktogramme (Bildzeichen) Ideogramme (Begriffszeichen) • keine konventionalisierte phonemsprachliche Repräsentation • international verständlich • Platz und Zeit sparend • gehören zur Klasse der Ikone • lautsprachlich nicht festgelegt • keine bildhafte Assoziation 5
Piktogramme, Ideogramme, Logogramme und Phonogramme (2) Logogramme (Wortzeichen) Phonogramme (Lautzeichen) • fest mit einer Bedeutung verbunden • im deutschen Schriftsystem: • ausschließlich auf lautliche Ebene bezogen • gewissermaßen als Gegenstück zu Piktogrammen • repräsentieren Ausdrucksund nicht Inhaltsseite • [fuks] <Fuchs> – Ziffern – Zeichen für mathematische Operationen – Kurzbeschreibungen 1, 6, 9, +, /, %, &, §, @, … 6
Semasiographie und Glottographie • semasiographisches Prinzip: Übermittlung von Eigenschaften, Verweis eines Zeichens auf eine Bedeutung, nicht aber auf eine festgelegte sprachliche Form; z. B. • phonographisches Prinzip: bestimmte lautsprachliche Repräsentation • glottographisches Prinzip: Verweis sowohl auf bestimmten Inhalt als auch auf bestimmte sprachliche Form 7
Übergang von Semasiographie zur Glottographie (1) • Stufe 1: Semasiographisches Prinzip a) Wiedergabe darstellbarer Einzelobjekte durch Zeichnungen (z. B. fürfj für eine Brille) b) Wiedergabe einer Klasse von darstellbaren Objekten durch Zeichnung eines repräsentativen Mitglieds (z. B. für Brillen) c) Darstellung von Objekten und Klassen durch Zeichen ohne Abbildcharakter (z. B. als Symbol für Liebe) 8
Übergang von Semasiographie zur Glottographie (2) • Stufe 2: Semasiographisches und phonographisches Prinzip a) Rebusschreibung: z. B. man zeichnet ein (Fußball) Tor, um einen Tor (Dummkopf) darzustellen b) Zeichnen eines Objektes, um Teil eines Wortes darzustellen c) Zusammenstellung eines Zeichensatzes, der für alle vorkommenden Lautformen ausreicht 9
Übergang von Semasiographie zur Glottographie (3) • Stufe 3: Orthographisches Prinzip a) Auswahl der Normalschreibung b) Kodifizierung der Normalschreibung c) Schriftentwicklung bereits abgeschlossen 10
Schriftgeschichte – Vorläufer (1) • Semasiographisches Prinzip – unklare Bedeutung: – Höhlenmalereien – Kommandostäbe • Kein Interpretationsspielraum: – Knotenschnüre der Inka – Zählsteine der Sumerer – Kerbhölzer bzw. Kerbstöcke 11
Schriftgeschichte – Vorläufer (2) • Höhlenmalereien 12
Schriftgeschichte – Vorläufer (3) • Kommandostäbe 13
Schriftgeschichte – Vorläufer (4) • Knotenschnüre der Inka 14
Schriftgeschichte – Vorläufer (5) • Zählsteine 15
Schriftgeschichte – Vorläufer (6) • Kerbhölzer bzw. Kerbstöcke 16
Die alteuropäische Schrift (1) • Schrift wurde nicht als neue Technologie erfunden, sondern entwickelte sich als Kulturtechnik • These von der Monogenese der Schrift stimmt nicht • ältestes Schriftsystem der Welt stammt nicht aus Mesopotamien 17
Die alteuropäische Schrift (2) • erste Schriftzeugnisse aus der Vinča-Kultur • 6. Jahrhundert vor Christus 18
Die Keilschrift (1) sumerische Keilschrift aus Mesopotamien ca. 3. Jahrtausend vor Christus zuerst bildhafte Darstellung von Objekten in feuchten Ton geritzt Weiterentwicklung aufgrund des Bedürfnisses Eigennamen aufzuschreiben • agglutinierende Sprache • bestand aus Wort-, Silbenzeichen und Determinativen • • • 19
Die Keilschrift (2) 20
Die Hieroglyphenschrift (1) hieroglyphica: heiliges Schnitzwerk Beginn des 3. Jahrtausends vor Christus keine Vokale bestand aus Konsonantenzeichen und Determinativen • hieratische und demotische Schrift • Stein von Rosette 1799 – Entzifferung 1822 • • 21
Die Hieroglyphenschrift (2) • Die Narmer - Palette 22
Die Hieroglyphenschrift (3) 23
Die Hieroglyphenschrift (4) • Stein von Rosette 24
Die Hieroglyphenschrift (5) Hethitische Hieroglyphenschrift Linear B 25
Das westsemitische Konsonantenalphabet (1) Ugaritische Schrift Phönizische Schrift • ca. 30 Zeichen – nur Konsonanten 26
Die griechische Schrift (1) • ca. 1000 vor Christus • erstmals Vokale systematisch verschriftet • Dipylon-Kanne als ältestes griechisches Schriftdenkmal • Stein, Marmor, Metall, Ton, Wachstafeln • später auf Pergament und Papyrus 27
Die griechische Schrift (2) 28
Die Runenschrift • Abstammung ungeklärt • ca. 2. Jahrhundert vor Christus 29
Die lateinische Alphabetschrift (1) • 26 Zeichen • Verwendung in über 60 Ländern der Welt • Erweiterung durch Sonderzeichen und Diakritika • von den Etruskern übernommen • älteste lateinische Inschrift: Manios-Spange • Grundformen der Buchstaben ab ca. 300 nach Christus 30
Die lateinische Alphabetschrift (2) • Das etruskische Alphabet 31
Die lateinische Alphabetschrift (3) 32
Das deutsche Schriftsystem 33
Transliteration (1) • Wiedergabe der Buchstaben eines Alphabets mit den Buchstaben eines anderen Alphabets – wissenschaftliche Transliteration – Transkription nach dem Duden • wissenschaftliche (bibliothekarische) Transliteration beruht auf tschechischem Alphabet zweifelsfreie Retranskription möglich 34
Transliteration (2) Wissenschaftliche Transliteration Duden - Transkription • Transliteration der kyrillischen Buchstaben durch lateinische • internationale Norm: ISO R 9 • deutsche Norm: DIN 1460 • gelten für alle kyrillisch schreibenden Sprachen Osteuropas • versucht mithilfe deutscher Orthographie annähernd korrekte Wiedergabe kyrillischer Zeichen • ohne internationale Transliterationszeichen • mit rein deutscher Tastatur schreibbar 35
ISO – Transliteration des Kyrillischen (1) 36
ISO – Transliteration des Kyrillischen(2) 37
Wissenschaftliche vs. Dudentranskription (1) 38
Wissenschaftliche vs. Dudentranskription (2) 39
Abweichungen (1) 40
Abweichungen (2) 41
Abbildungsverzeichnis (1) Folie 12: http: //www. kunstwissen. de/fach/f-kuns/b_stein/hoehl 00. htm Folie 13: http: //images. zeno. org/Meyers-1905/I/big/110326 a. jpg Folie 14: http: //www. geschichteinchronologie. ch/am-indios/indianerchronologie-bis-1492 -d/068 Inka-Peru-zahlensystem-knotenschnuere. gif Folie 15: http: //www. cpsd. us/haggerty/mesopics-Thumbnails/16. jpg http: //www. cpsd. us/haggerty/mesopics-Thumbnails/15. jpg Folie 16: http: //www. michaelgiesecke. de/geschichte/zweistromland_aegypten/bilder/schreibtechnik_stoffe/kerbholz 1. gif http: //www. michaelgiesecke. de/geschichte/zweistromland_aegypten/bilder/schreibtechnik_stoffe/kerbholz 3. gif Folie 18: http: //www. goidaci. de/mediac/400_0/media/DIR_26456/vinca-schrift. jpg Folie 20: http: //andreaschell. de/bilder/keilschr_gilga. gif Folie 22: http: //www. aegyptenweb. de/images/Bilder%20 zu%20 Texten/Reise_Zeit/Narmer. Palette. jpg Folie 23: http: //www. zhbluzern. ch/veranstaltungen/2005/zhb_05_hieroglyphen. htm Folie 24: www. stein-von-rosette. de/bilder/stone. jpg Folie 25: http: //www. kah-bonn. de/index. htm? ausstellungen/hethiter/index. htm http: //www. umass. edu/wsp/images/pylos. jpg 42
Abbildungsverzeichnis (2) Folie 26: http: //www. bibelwissenschaft. de/typo 3 temp/pics/fb 74735 e 33. jpg http: //www. phil. uni-passau. de/histhw/Tut. Hi. Wi/palaeographie 2. html Folie 28: http: //www 2. tu-berlin. de/fb 1/AGi. W/Auditorium/FAByz. Isl/SO 2/Gri. Phoen. GIF Folie 29: http: //www. gesamtschule-troisdorf. de/faecher/gl/wikinger/runen/jetzt-03. gif Folie 31: http: //www. members. aon. at/dei/images/schrift. jpg Folie 32: http: //images. encarta. msn. com/xrefmedia/dencmed/targets/illus/ilt/00175355. gif Folie 36/37: http: //kodeks. uni-bamberg. de/AKSL/Schrift/Transliteration. htm Folie 38/39: http: //www. zoe. phil-fak. uni-koeln. de/2723. html? id=3133 Folie 40/41: http: //www. vonrauch. de/slavist/transkrt. htm 43
Literaturverzeichnis Altmann, Hans/Ziegenhain, Ute (2007) Phonetik, Phonologie und Graphemik fürs Examen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [Linguistik fürs Examen 3] Dürscheid, Christa (2006) Einführung in die Schriftlinguistik, Wiesbaden: Westdt. Verlag [Studienbücher zur Linguistik 8] Günther, Hartmut (1988) Schriftliche Sprache: Strukturen geschriebener Wörter und ihre Verarbeitung beim Lesen, Tübingen: Niemeyer [Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 40] Haarmann, Harald (1991) Universalgeschichte der Sprache, Frankfurt/New York: Campus Verlag. Mulisch, Herbert (1996) Handbuch der russischen Gegenwartssprache, Leipzig u. a. : Langenscheidt. Robinson, Andrew (1996) Die Geschichte der Schrift. Von Keilschriften, Hieroglyphen und anderen Schriftformen, Bern u. a. : Haupt. Salberg-Steinhardt, Barbara (1983) Die Schrift. Geschichte, Gestaltung, Anwendung. Ein Lern- und Lehrbuch für die Praxis, Köln: Du. Mont [Du. Mont Taschenbücher 133] Stiebner, Erhardt D. /Leonhard, Walter (1992) Bruckmann‘s Handbuch der Schrift, München: Bruckmann. 44
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