Das Christkind kommt Geschmckt wird der Tannenbaum Mal
Das Christkind kommt! Geschmückt wird der Tannenbaum Mal silbern, gold, mal rot, mal braun. Das war aber nicht immer so, denn Rot und Grün war Tradition. Auch heute werden Tannen geschmückt. Wie in dem folgenden Bild der Salonzucker entzückt. Im Bukowina-Institut wurde er gestaltet, ein Brauch, der schon Jahrzehnte waltet.
Erinnerungen an Weihnachten Eva Jauch „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin“ - diese Frage schwirrt mir seit Tagen durch den Kopf und lässt mich nicht los. Es ist aber nicht das „Märchen aus uralten Zeiten“, wie in dem Loreleylied von Heinrich Heine. Was mir nicht aus Sinn geht sind eher Erinnerungen an die Weihnachtszeit. Wie oft habe ich früher diese Zeit herbeigesehnt? Und heute? Heute erfüllt mich irgendwie Angst, Traurigkeit, Wehmut. Diesmal wird alles ganz anders sein; die ersten Weihnachten ohne Mutter, die ersten Weihnachten ohne Eltern überhaupt, die ersten Weihnachten und ich bin nicht mehr Kind. Wie hab ich mich als Kind immer auf Weihnachten gefreut. Dieser Zauber, diese Vorfreude um das Geheimnis der Heiligen Nacht, jenes unverwechselbare Gefühl von Behaglichkeit, Wärme, von Kerzenlicht und Tannenbaum und Plätzchenduft ließ mein Herz immer höher schlagen, obwohl ich damals noch keinen süßen Adventskalender kannte, der mir das Warten auf das Christkind verkürzen sollte. Ab und zu ging ich frühmorgens, noch etwas verschlafen, schon vor Schulbeginn, mit Oma in die Rorate-Messe und da hing er, in der Kirche, der große Adventskranz mit den vier Kerzen, der mich schon immer faszinierte. Jeden Sonntagmorgen, wenn im Gottesdienst das Lied ertönte „Wir sagen euch an den lieben Advent“ brannte eine Kerze mehr. Damals kannte ich den Sinn der besinnlichen vier Wochen vor dem Fest, die Adventszeit und den Adventskranz nur aus der Kirche.
Nach Kathrein, dem letzten Tanzfest, war die Zeit vor Weihnachten eher ruhig und beschaulich. Kein Weihnachtsmarkt, keine mit Lichter beleuchtete Innenstadt, keine geschmückten Geschäfte mit Lichtreklamen ließen erahnen dass es weihnachtet. Es gab auch keinen Rummel in der Vorweihnachtszeit, nur die Namenstage wie Franz und Barbara und Nikolaus wurden in der Familie gefeiert. Laut wurde es dann am Nikolausabend, wenn unheimliches Kettenrasseln, selbst abgehärtete Kinder leichenblass erzittern ließen. Manch eines hatte vor lauter Angst sogar das vorbereitete Gedicht oder Lied vergessen, als der Nikolaus in der Tür stand, der dennoch Äpfel und Nüsse und ab und zu auch etwas Schokolade brachte. Am 8. Dezember ging Oma immer in die Kirche, da wurde Maria Empfängnis gefeiert. Erst später verstand ich, dass es die Empfängnis ihrer Mutter Anna war, denn 9 Monate später, also am 8. September ist Maria Geburt. Draußen, im alltäglichen Leben, merkte keiner was von diesem Fest. Etwa eine Woche vor Weihnachten strömte Plätzchenduft durch das Haus. Wie hab ich diesen Duft von Vanille, Zimt, Nelken und Nüssen geliebt, vermischt mit dem Tannenduft - wenn Vater den Weihnachtsbaum schon besorgt hatte der nun darauf wartete geschmückt zu werden. All diese vorweihnachtlichen Abläufe zu Hause bringen noch immer eine ganze Lawine von Erinnerungen ins Rollen. Besonders wenn Mutter dann die kleine Kiste mit den Weihnachtssachen öffnete, bebte mein Herz ganz gewaltig. Allzu viel war nicht drin, selbstgebastelte Ketten aus Silberpapier, vergoldete Nüsse und Tannenzapfen, Strohsterne, einige bunte Kugeln, angebrannte Baumkerzen
auf Kerzenhaltern, eine Christkindfigur, eine Tannenbaumspitze und Lebkuchenfiguren, die immer noch einen ganz besonderen Duft auströmten. Unsere traditionelle Weihnachtsbaumdekoration war der Salonzucker (Szaloncukor), in buntes Stanniolpapier eingewickelte Pralinen wie sie heute noch in manchen Gegenden am Weihnachtsbaum hängen. Angeblich stammt der Name aus dem ungarischen, da hier der Tannenbaum traditionell im Salon (Empfangszimmer) steht. Bei uns stand er in der guten Stube und nur an Heilig Abend gesellte man sich um ihn herum. Mein Bruder und ich haben Weihnachtslieder gesungen und später als ich Geige spielen konnte begleitete er mich instrumental auf der Posaune. Ab und zu schlichen wir uns schon paar Tage vorher hinein, in den kühlen Raum, um zu naschen. Geschickt drehten wir das leere Stanniolpapier wieder zu und keiner merkte was davon, dachten wir. Jahre später hat Mutter erzählt, wie sie augenzwinkernd beobachtet hat, dass auch Vater sich gerne hineinschlich, natürlich, nur um nach dem Rechten zu sehn. In meinen Kindheitserinnerungen da lag an Weihnachten immer Schnee, manchmal soviel, dass man von einer Straßenseite nicht zur anderen rüber sah. Wie fieberte ich Heilig Abend entgegen. Das Essen stand nie im Vordergrund, abends gab es Schweinesülze, klingt gewöhnungsbedürftig, hat aber dennoch immer gut geschmeckt. Danach machte man sich auf den Weg zur Christmette, musikalisch vom Kirchenchor begleitet, für mich, der schönste Gottesdienst im ganzen Jahr. In meinen Ohren erklingen immer noch die Lieder wie Adeste Fideles (Herbei, oh ihr Gläubigen), Der Friedensfürst als Höhepunkt und schließlich Stille Nacht.
Nach der Mette, versammelte man sich draußen vor der Kirche um den Turmbläsern zu lauschen, die für Gänsehautstimmung sorgten während der Frost einem von unten bis in die Knochen drang. Langsam machten wir uns dann im knirschenden Schnee auf den Nachhauseweg und weilten noch kurz vor dem Hoftor bis die letzten Weihnachtslieder vom Kirchturm verhallten. Am nächsten Tag kamen die Patinnen und brachten uns die Geschenke; es gab Äpfel, Nüsse, Orangen, aufgereihte Feigenkränze, Schokolade, mal ein Märchenbuch und manchmal auch Spielsachen oder eine Puppe. Wir Kinder hatten zwar Ferien, aber für die Erwachsenen waren Weihnachten ganz normale Arbeitstage, mittlerweile, glaube ich, sind es gesetzliche Feiertage. Im Laufe der Jahre hat sich vieles verändert. Schon lange feiern wir Weihnachten hier, in einer neuen Welt, natürlich wie immer, mit Kerzenschein, Tannenbaum, Plätzchenduft, auch mit Adventskranz, Adventskalender, in einer weihnachtlich beleuchteten Innenstadt mit Weihnachtsmarkt, ohne den Sinn von Weihnachten vergessen zu haben und dennoch wird es dieses Jahr anders sein.
Drei Generationen um einen Tannenbaum
Salonzucker war in Jahrmarkt an jedem Christbaum, hier links die Geschwister Margarethe und Josef Gries und rechts mit Eva Stoffel
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