Barrierefreie Befragung als methodologische Herausforderung SevalKongress 2016 in
Barrierefreie Befragung als methodologische Herausforderung Seval-Kongress 2016 in Basel Methodenatelier 1 8. September 2016 Christian Bolliger, Büro Vatter, Politikforschung & -beratung, Bern Lukas Golder, Forschungsinstitut gfs. bern
Forschungsprojekt im Auftrag des BSV • Art. 74 IVG: Behindertenorganisationen erbringen Dienstleistungen zugunsten von Personen mit IV-Leistung • Erkenntnisinteresse des Projekts (u. a. ): Unterstützungsund Dienstleistungsbedarf der Leistungsberechtigten erheben • Vorgabe: Befragung aller Zielgruppen, möglichst barrierefrei • Ethisch: Keine Diskriminierung durch Schranken • Methodisch : Repräsentativität • Zielgruppen: geistig-/lernbehindert, hörbehindert, körperbehindert, krankheitsbehindert, psychischbehindert, sehbehindert, sprechbehindert, suchtbehindert 2
Dimensionen der Barrierefreiheit Massnahme Medial Umfrage im Mixed Mode: Papier, Online, Cati, freie Wahlmöglichkeit X Layout und Typographie (Schriftart, Schriftgrösse, keine optischen Hindernisse) X Online-Version - Tauglich für «Vorlesefunktion» X Einfache Fragebogenstruktur: Verzicht auf Matrixfragen, w. m. Dummy statt Skalen X Übersetzung des Fragebogens: Variante in Leichter Sprache Kognitiv Unterstützung X X Ausfüllen mit Hilfsperson explizit erlaubt X Support mittels Hotline X 3
Massnahmen Barrierefreiheit 4
Ausschöpfung Anzahl Totalprozent auf Total von 8520 Bewertung für Ausschöpfung 621 7. 2 wenig Standard 2602 30. 5 zentral Leichte Sprache 487 5. 7 hilfreich Surveymonkey 0 (1 ungültig) 0 nicht hilfreich Hotline 2208 25. 9 extrem stark genutzt, wertvoll Online 1074 12. 6 notwendig CATI 161 1. 9 Hotline deutlicher wichtiger Print 1854 21. 7 zentral Total 3089 36. 2 (39. 1%) hoch Ungültig Nach Programmierung Nach Teilnahmeart 5
Leichte Sprache • Ist ein Sprachstandard, der Texte für Menschen mit geringer Kompetenz in Deutsch verständlich machen soll • Regeln z. B. : Kurze Sätze mit nur einer Aussage; Aktivsätze, Umschreibungen statt Fremdwörter, … • Für Umfrage (Einladungsschreiben und Fragebogen) • durch qualifizierte Person übersetzt • Test bei 3 kognitiv eingeschränkten Personen • Übersetzung in F und I – Test bei je 3 kognitiv eingeschränkten Personen 6
Leichte Sprache – Beispiele 7
Leichte Sprache – Beispiele 8
Leichte Sprache - Nutzung Alle 16% 19% Körperbehindert 19% Sprachbehindert Hörbehindert 18% Krankheitsbehindert 16% Sehbehindert 15% Geistig-/Lernbehindert 14% Psychischbehindert 12% Suchtbehindert 12% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 9
Leichte Sprache - Nutzung Keine 23% Schule 2% Praktische Ausbildung 39% Berufsattest 35% EFZ 2% Maturität 26% Höhere Ausbildung 20% keine Angabe 30% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 10
Leichte Sprache - Nutzung • Unterschiede zwischen Zielgruppen nicht sehr gross • Unterschiede nach Schulabschluss z. T. kontraintuitiv • Alter, Geschlecht, IV-Leistung: kleine Unterschiede Mögliche Gründe für die eher überraschenden Befunde: • Möglichkeit, sich helfen zu lassen • Papierversion ist niederschwelliger zugänglich, aber nicht in Leichter Sprache • Unterschied zu Originalversion nicht sehr gross? • Stolz und Neugier? 11
Fazit • Mediale, kognitive und Supportdimension • Barrierefreiheit trägt zur Steigerung der Ausschöpfung bei • Nicht alle Massnahmen waren gleich hilfreich, z. T. auch «Kannibalismus» • Papierversion als bequemster Weg vs. Leichte Sprache • CATI und spezielle Online-Variante kaum genutzt • Support-Hotline sehr wichtig • Leichte Sprache wird genutzt, aber nicht unbedingt nur von jenen Zielgruppen, bei denen man das erwartet 12
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Büro Vatter: www. buerovatter. ch Gfs. bern: www. gfsbern. ch 13
- Slides: 13