Ansthesie bei Erkrankungen der Schilddrse Klinikum fr Ansthesiologie
Anästhesie bei Erkrankungen der Schilddrüse Klinikum für Anästhesiologie, Schmerztherapie, Intensiv- und bald Notfallmedizin Fürth 05. 07. 2007 Matthias Nußelt
endokriner Regelkreis
Hormonsynthese Tyrosin
Hormonfreisetzung n n n n Proteolyse des Thyreoglobulin T 4 Blut an TBG und Albumin gebunden Relation freies zu gebundenem Hormon 1: 1000 Thyroxin = Pool für T 3 T 4 Tetrajodthyronin T 3 Trijodthyronin nur freie Hormone sind biologisch aktiv HWZ T 4 200 h T 3 20 h
Hormonwirkung Steigerung Grundumsatz und Gesamtstoffwechsel erhöhter Sauerstoffverbrauch n Muskelerregbarkeit n Sensibilisierung für Katecholamine n Insulinabbau erniedrigte Glukosetoleranz n Herz Kreislauf Frequenz Kontraktionskraft HMV n Hemmung der Glykogen und Proteinsynthese n
Jodmangelstruma häufigste SD-Erkankung n Frauen : Männer 5: 1 n Hyperplasie der SD Kompression Dysphagie Dyspnoe n evtl. autonome Knoten n Gefahr der thyreotoxischen Krise
Hyperthyreose Jodmangelstruma n Hypophysentumor n irreg. SD Stimulation n Basedow, Thyreoiditis, Neoplasie, AK iatrogen n autonome Areale n Jodexposition n
Hyperthyreose - Prämedikation n n Gewichtsverlust und Diarrhoe Schwitzen Unruhe, Tremor EKG Tachycardie Arrhythmie VHF Extrasystolen n n n muskuläre Schwäche „Jodallergie“ Palpation der SD : Struma, Schwirren Schluckstörungen inspiratorischer Stridor
Hypothyreose häufig entzündlich immunogen Hashimoto-Thyreoiditis n Radiojodtherapie bzw Resektion n iatrogen n sekundär, tertiär n
Hypothyreose - Prämedikation n n n Kälteintoleranz Obstipation Müdigkeit Heiserkeit Myxödeme Hypotonie EKG Bradykardie, abgeflachte TWelle, AV Block n n n Apathie Schluckstörung inspiratorischer Stridor
Anaesthesiologische Aspekte Hypothyreose n euthyreote Stoffwechsellage klinische Symptomfreiheit wichtig ! n ggf beginnende Hormonsubstitution beginnend mit 25 µg L-Thyroxin/d n zurückhaltende Prämedikation Störung Atemantrieb n Intubationsprobleme Makroglossie, verzögerte gastrale Entleerung n häufig Leber- u. Nierenfunktionsstörungen CAVE: Narkoseüberhang n Komplikation Myxödemkoma
Anaesthesiologische Aspekte Prämedikation Struma OP n Euthyreote Stoffwechsellage ? Labor : TSH, f. T 3, f. T 4, Calcium TSH im Normbereich schließt bei asymptom. Pat. eine manifeste SD Dysfunktion aus. Klinische Symptomfreiheit wichtig ! bei retrosternaler Struma Tracheazielaufnahme n HNO Konsil zur Stimmbandfunktion n evtl. bronchoskopische Inubation bzw Tracheotomie aufklären n RS mit Operateur über OP Umfang Sternotomie ? EKs? n
Anaesthesiologische Aspekte Prämedikation Medikamente Thyreostatika oder ß-Blocker perioperativ weiter geben, Thyroxin wegen langer Halbwertszeit entbehrlich n großzügige anxiolytische Sedierung n möglichst keine Anticholinergika n
Anaesthesiologische Aspekte Narkoseführung Struma 1 n Einleitung und Aufrechterhaltung prinzipiell mit allen Medikamenten möglich n Sympathikusstimulation vermeiden Anticholinergika, Ketamin, flache Narkosen, Adrenalinzusatz in LA n Intubation Tubus mit Klebeelektrode, Stirnelektrode kleine Tuben und Führungsstab bereithalten evtl. bronchoskopische Intubation Verkleben nur oberhalb Mandibla, Ohrläppchen
Anaesthesiologische Aspekte Lagerung Struma n halbsitzend, evtl. Knierolle Aufsetzen unter Blutdruckkontrolle n kein Narkosebügel Tubus mittig nach oben (2. Chir. Assistent steht am Kopf) n n n Arm rechts anlagern, links auslagern Abklappen des Kopfteils nach RS mit Operateur Augenschutz
Anaesthesiologische Aspekte Narkoseführung Struma 2 n n n n PEEP Temperaturmessung möglichst keine Relaxierung perioperative Antibiose Cefuroxim 1500 mg Volumensituation beachten akzidentielle Jodkontamination vermeiden großzügige Indikation zur postoperativen Intensivüberwachung
Anaesthesiologische Aspekte Narkoseführung Struma 3 n nach Extubation Sprechkontrolle bei Verdacht auf Larynxdysfunktion laryngoskop. Beurteilung der Stimmbandfunktion Eiskrawatte im AWR n Messung Halsumfang stündlich n
Larygoskopische Kontrolle
Komplikationen intraoperativ n n n Vagusreiz Bradykardie Asystolie sitzende Lagerung Luftembolie Tachycardie, Hypertonie Pneumothorax Cuff Verletzung Tracheaverletzung
Komplikationen intraoperativ n n n Bradykardie Asystolie Atropin Luftembolie PEEP Tachycardie Hypertonie Narkosetiefe / ß-Blocker / Digitalis Pneumothorax Cuff Verletzung Tracheaverletzung
Komplikationen postoperativ n n n n Nachblutung Rekurrensparese Stimmbandödem Pharynxschwellung Hypocalcämie thyreotoxische Krise Neuropathie
Komplikation Nachblutung n n n n evtl. sofortige Revision nötig meist in den ersten Stunden nach OP Tracheaverlagerung / Trachealkollaps Reintubation evtl. Tracheotomie nötig Halsumfang messen, Oberkörperhochlagerung Drainagen überwachen daran denken
Rekurrensparese nach Struma-OP n n bei Erst-OP und benigner Struma 4% bis zu 10% bei Rezidiveingriffen auf Reintubation vorbereitet sein postoperative Kontrolle der Stimmbandbeweglichkeit Sprechkontrolle
Komplikation Rekurrensparese Einseitige Rekurrensparese t meist keine respiratorische Problematik t inkompletter Glottisschluss und Heiserkeit t in 50% reversibel (8 - 12 Wochen) dann nochmalige Kontrolle t wenn irreversibel, logopädische Behandlung Doppelseitige Rekurrensparese t oft erst in der ersten Nacht nach OP symptomatisch • Kompensationsmechanismen ermüden • Stimmbandschwellung t vorerst konservativer Versuch mit leichter Sedierung, Sauerstoffzufuhr und abschwellenden Maßnahmen t Reintubation unter Tracheotomiebereitschaft t ggf. Langzeittracheotomie t ggf. Aryknorpelfixation, unilaterale Laserresektion des Proc. vocalis
Komplikation Hypocalcämie n n n Funktionsstörung NSD meist nach 12 – 18 h Tetanie, Parästhesien, Somnolenz, Krampfanfälle i. v. Gabe von Calciumgluconat bei Tetanie 10 -20 ml 10% langsam i. v dann via Perfusor unter Calciumkontrolle sonst orale Substitution 3 g/d
Thyreotoxische Krise Akute Exazerbation einer Hyperthyreose langfristig bestehende Jodmangelstrumen mit autonomen Arealen Streßsituation: Infektion, Trauma, Operation, Jodexposition (KM, Amiodaron) Fieber Exsikose Tachycardie Rhythmusstörungen Tremor Desorientirung, Somnolenz Koma t Intensivüberwachung t Thiamazol 80 mg i. v. dann 10 mg/h i. v. Hemmung Synthese t Glucocorticoide Prednisolon 2 -4 x 50 mg Hemmung Konversion t Sympathikolyse Propranolol 2 -4 x 1 mg t Volumenersatz 3 -4 l/d t Thromboseprophylaxe 2 x 7500 IE Heparin s. c. t kühlen t Sedierung
Myxödemkoma Akute Exazerbation einer Hypothyreose Hypothermie Hypoventilation Hyperkapnie Bradycardie Koma t t t Intensivüberwachung Intubation und Beatmung Glucorticoide L-Thyroxin i. v. 500 µg als Kurzinfusion dann 100µg/d Atropin langsames Erwärmen
Jodinduzierte Hyperthyreose n Grundlage: Regulationsverlust durch Autonomie, Thyreoiditis, Immunhyperthyreose Häufigste Ursache: Kontrastmittel n Zweithäufigste Ursache: Amiodaron n Latenz! n
Jodinduzierte Hyperthyreose JIH n n n Gehalt an freiem, anorganischem Jodid ist entscheidend auch nichtionische KM enthalten freies Jodid moderne nichtionischen RÖKM enthalten ca 50 -250 µg freies Jodid pro 100 ml organisches Jod wird zu freiem Jodid bei einer typischen Untersuchung können so im Verlauf Jodid Belastungen von bis zu 5 -6 mg/d auftreten.
Jodinduzierte Hyperthyreose JIH n Risikofaktoren für JIH u Schweregrad des Jodmangels vor Jodexposition u Ausmaß der Jodexposition u Ausmaß an autonomen Arealen u Alter des Patienten n Anamnese klinischer Befund basales TSH n n
Expositionsprophylaxe n Wer nicht? Patn. < 60 Jahre ohne klinisch erkennbare SD-Erkrankung Patn. > 60 Jahre ohne Klinik mit basalem TSH im Normbereich n Wer auf jeden Fall? Patn. mit latenter Hyperthyreose (supprimiertes TSH) Knotenstruma, autonome Areale n Wie ? 20 -80 mg Thiamazol/die und 900 -1200 mg Perchlorat n Wann ? Am Tag vor der Exposition (mind. 4 h) für insgesamt 14 Tage Rendl: SD und Röntgenkontrastmittel (Deutsches Ärzteblatt 2001)
thyreostatika
Oberhalb eines Blutspiegels von ca. 30 Mikrogramm Jodid pro 100 Milliliter werden so hohe intrathyreoidale Jodkonzentrationen erreicht, daß diese zu einer Blockade der Jodisation führen (Wolff-Chaikoff-Effekt). Das Jodid gelangt zwar in die Schilddrüsenzellen, wird jedoch nicht in das Schilddrüsenhormon eingebaut. Zum größten Teil diffundiert es in die Zirkulation zurück und wird renal ausgeschieden. Gleichzeitig werden die Jodination und besonders bei hyperthyreoter Schilddrüse die Proteolyse (Hormonabgabe)gehemmt. Erst einige Tage nach der Zufuhr hoher Joddosen kommt es auch zur Hemmung des schilddrüsenmembranständigen Jodtransportsystems und somit zur Abnahme der intrathyreoidalen Jodkonzentration und zur Aufhebung des Wolff-Chaikoff-Effektes. Dieser als Escape-Phänomen bezeichnete Mechanismus verhindert eine übermäßig lange Blockade der Hormonsynthese und damit die Entwicklung einer Hypothyreose. Bei pathologischer Reaktion der Schilddrüse können diese Regelmechanismen ausfallen. Bei Störung des Wolff-Chaikoff-Effektes oder zu frühem Eintreten des Escape-Phänomens kann sich eine jodinduzierte Hyperthyreose bilden. Daher treten jodinduzierte Hyperthyreosen oft erst mit einem Intervall von vier bis sechs Wochen nach Jodgabe auf. WOLFF-CHAIKOFF
Bilaterale occipitale Neuropathie n n n Weibl. , 124 kg bei 1, 65 m, Diab. mell. 4 h OP Propofol / Remifentanil Taubheit occipital für 6 Wo. Ring? ? ? Schulz-Stübner Acta Anaesthesiol. Scand. 2004: 48: 126
NEUROMONITORING
Relaxierung erlaubt? n Ja, aber: u Fehlermöglichkeit bei vollständiger Relaxation u Immer unter Relaxometriekontrolle u Bei TOF 1 Stimulation immer möglich, darunter unsicher u Jonas et al. (Der Cirurg 2002 73: 983)
Larygoskopische Kontrolle
Hormonsubstitution
Nebenschilddrüsen anästhesiologisch relevant sind Störungen des Kalziumspiegels entscheidend ist der Spiegel des ionisierten Kalziums • direkt gemessen werden • unter Kalkulation des an Albumin gebundenen Kalziums aus dem Gesamtkalzium berechnet. Freies Ca = Gesamt-Ca - (Albuminspiegel in g/l * 0, 02571) + 1 Hypoparathyreoidismus ist bei ausreichender Anhebung des Calciumspiegels (Substitution, Cholecalciferolabkömmlinge) anästhesiologisch unproblematisch.
Hyperparathyreoidismus: primär-sekundär-(tertiär) Symptome: Hyperkalzämie, Hypophosphatämie, arterieller Hypertonus , Polyurie mit Gefahr des ANV, Hypovolämie, Arrhythmiegefahr (Verkürzte PQ und QT-Zeit), abdominelle Beschwerden (Pankreatitis, Ulcera) Operation an den Epithelkörperchen: Analog der Strumaresektion, zusätzlich Bekämpfung der Hyperkalzämie mit forcierter Diurese, Calcitonin-Gabe, Biphosphonaten, bei intraoperativem Monitoring des Parathormonspiegels kann sich die OP-Zeit verlängern Postoperativ: an die Möglichkeit eines schweren Hypoparathyreoidismus durch komplette Entfernung der Epithelkörperchen denken (Kalziumkontrolle)
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