ANGST VOR CHEMOTHERAPIE Publikumsvortrag PATIENTENFORUM CH 7 Oktober
ANGST VOR CHEMOTHERAPIE? Publikumsvortrag PATIENTENFORUM. CH 7. Oktober 2008 Urs Huber, MD Medizinische Onkologie
Angst vor Chemotherapie? l l ÜBERSICHT Chemotherapie: was ist gemeint? Gradierung der Nebenwirkungen (WHO) [Früh-] Erkennung von Nebenwirkungen Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut ( -Gefässe) l l Onkologische Notfälle Themen bei der Tumor-Nachsorge
Chemotherapie: was ist gemeint? I Medizinisch-onkologische Therapie l ist zumeist eine Systemtherapie (von Kopf bis Fuss)
Chemotherapie: was ist gemeint? II beinhaltet Chemotherapie, Immuntherapie, Gentherapie und weitere moderne Behandlungen, wie - small molecules, targeted therapy, TKI, - Gefässneubildungshemmer [Thalidomide, Avastin], - „Knochenfestiger“ [Bisphonate, RANKLAB] l beinhaltet Supportiva (Antiemetika, Blutzellbildungshormone u. v. a. ) l
Chemotherapie: was ist gemeint? III Ziel der Chemotherapie l Adjuvante Therapie mit dem Ziel der Heilung (nimmt man mehr Nebenwirkungen in Kauf? ) l Palliative Therapie mit dem Ziel, die Krebssymptome bestmöglich zu lindern oder zu verhindern, auch Leben zu verlängern
Chemotherapie: was ist gemeint? IV
Chemotherapie: was ist gemeint? V Nebenwirkungen: Abgrenzung zur Krebssymptomatik l z. B Durchfall nach Dickdarm-Tumor-Resektion (short bowel syndrome) vs. durch 5 -FU - Campto-Chemotherapie l z. B Lungenentzündung durch Tumorstenose vs. begünstigt durch Therapie-bedingten Mangel an Immunzellen
Gradierung der Nebenwirkungen (WHO) I
Gradierung der Nebenwirkungen (WHO) II WHO-Klassierung l 0 = Symptom nicht vorhanden l I = Symptom leichtgradig, kaum beeinträchtigend l II = gewisse Einschränkungen durch das Symptom l III = massgebliche Symptome l IV = invalidisierende Symptome, lebensbedrohlich l (V = Tod als Therapiefolge)
Gradierung der Nebenwirkungen III Beispiel Alopezie (Haarausfall) Ausnahme: nur Grade 0 -IV I = Ausdünnen, ev. flächiger Haarausfall l II = vollständiger (Kopf-) Haarausfall l III =. . . inklusive Augenbrauen+Wimpern l IV = irreversibler Haarausfall l
Gradierung der Nebenwirkungen IV z. B Leukopenie (Mangel an weissen Blutzellen) l I = klinisch irrelevant l II = Infektgefährdung, Antibiotika-Prophylaxe empfohlen l III = i. v. -Antibiose und Blutstammzellwachstumsfaktoren indiziert l IV = langdauernde Sepsis in Agranulozytose, lebensbedrohlich
Gradierung der Nebenwirkungen V
Gradierung der Nebenwirkungen VI z. B Mucositis (Mundschleimhautentzündung) l I = leichtes Brennen l II = massgebliche Schmerzen, Essen/Trinken reduziert möglich l III = drohende Inanition (Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt) l IV = Nahrungsaufnahme unmöglich per os: parenterale Ernährung oder PEG-Sonde
Gradierung der Nebenwirkungen VII Allgemeinzustand Karnowsky – Index (10%-Schritte): von 100% (=gesunder Normalzustand), über 50% (=nicht arbeitsfähig, drohende soziale Desintegration, teils bettlägrig), zu 10% (=komatös, totale Fremdhilfe) l WHO Klassierung (0 – IV): z. B I = leichtgradige Einschränkung z. B III = bettlägrig, Desintegration droht l
[Früh-] Erkennung von Nebenwirkungen I Essentiell sind das Wissen und die Erfahrung der Onkologiefachpersonen. l Erfordert systematische Befragung und Dokumentation mittels - Anamnese / Fremdanamnese - Fragebogen - Skalen l
z. B Erkennen von Fatigue [Früh-] Erkennung von Nebenwirkungen II Müdigkeit ist ein subjektives Empfinden und wird von den Betroffenen als unüberwindbares, anhaltendes Gefühl der Erschöpfung beschrieben. Genügend Schlaf und Ruhe verändern das Erleben der Erschöpfung nicht. Die Auswirkungen der Müdigkeit sind multidimensional und beeinträchtigen die Lebensqualität der Patienten. Müdigkeit ist eines der häufigsten Symptome einer Krebserkrankung und deren Behandlung. Die Faktoren, die zur Entstehung von Müdigkeit führen sind multikausal.
z. B Erkennen von Fatigue [Früh-] Erkennung von Nebenwirkungen III Normale Müdigkeit >Tritt vorübergehend und temporär auf Fatigue >Ist ungewohnt und extrem >Ist von kurzer Dauer >Ist von langer Dauer >Hat eine klare Ursache >Ist nicht abhängig von Anstrengungen >Wird durch Ruhe oder Schlaf behoben >Ruhepausen oder Schlaf helfen nicht
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue I, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut extreme Schwäche Energiemangel Erschöpfung Konzentrationsstörungen Lethargie Depressionen
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue II, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut Ziele Durchbrechen des durch Müdigkeit entstandenen „Teufelskreises“. Medizinische und pflegerische Interventionen situationsbezogen und individuell gestalten
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue III, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut Energiesparende Massnahmen Energieerhaltende Massnahmen Energieerhöhende Aktivitäten Krankheitsverarbeitung, ablenkende / unterhaltende Aktivitäten
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare: coldcap, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut Vitamin B- Komplex, Folsäure l Nicht zu oft waschen oder desinfizieren l Lotionen statt Crème oder Salbe verwenden l
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut I, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut genügend Flüssigkeit umsetzen l mild würzen l Pflege mit Chlorhexidin (z. T infrage gestellt) l spülen / inhalieren mit Salbei l
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut II, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut AMIFOSTIN als l hochpotenter Schleimhautschutz unter Radio- / Chemotherapie l ohne Minderung der Effizienz der onkologischen Therapie
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut III, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut l PEG-Sonde
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut Viel Flüssigkeitsumsatz Viel Bewegung Nützliche Medikamente, wie Kortison, Paspertin, 5 -HT 3 Antagonisten, Neurokinin 1 -Rez. AA, Coffein, Vitamin B, Rotwein?
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut l l l Viel Flüssigkeitsumsatz Viel Bewegung Prokinetika (Verdauungsförderer) Bei Obstipation (Verstopfung) Laxantien, Einläufe Bei Diarrhoe (Durchfall) mit Vorsicht Bioflorin®, Lopéramide oder Tinctura opii
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut Bestmöglich bewegen, Gymnastik usw. l Vitamin B- Komplex, insbesondere Vitamin B 12 (intramuskulär als Depot) l
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut. Gefässe pflegen mit Quarkwickeln oder Heparin Bei fragilen Gefässen: Versuch mit Carnitin i. v.
Spezielle Anliegen / Therapieansätze: Fatigue, Haare, Haut, Schleimhaut, Übelkeit, Verdauungsstörung, Nerven, Blut Eisen, Folsäure, Vitamin B und C ! Transfusionen von Erythrozyten (roten Blutzellen) oder von Thrombozyten (Blutplättchen) Blutzellwachstumshormone für >Erythrozyten („Epo“ = Erythropoietin) >Leukozyten (weisse Blutzellen; G-CSF / GM-CSF)
Onkologische Notfallsituationen (mit oder ohne Chemotherapie!)
Themen bei der Tumor-Nachsorge Mangelzustände (z. B Vit B 12)? l Blutbildungsstörungen? l Postaktinische Schäden= Strahlenspätschäden (Arteriosklerose, Neuropathien [Nerven])? l Psyche? l Fragilität gegenüber Malignomen (Krebserkrankungen)? l
Brochure: Tipps für Krebspatienten und deren Angehörige I von Urs Huber, MD l Tipps für Krebspatienten und deren Angehörige Urs Huber, MD Schon nur die Verdachtsäusserung, jemand leide an einer Krebserkrankung, lässt die Umgebung aufschrecken. Oft motiviert durch Neugier, geben gewisse Leute viele sogenannt weise Ratschläge ab, ohne Genaueres zu kennen oder zu wissen. Für betroffene Krebskranke oder deren Angehörige ist es dann schwierig, den Unterschied zwischen echter Anteilnahme und wertvoller versus erfunden-sinnloser Information herauszufinden. Ähnlich ist es mit dem Recherchieren im Internet: Es ist zum Teil kaum auszumachen, aus welcher Informationsquelle Nutzbringendes herausgenommen werden kann oder wo beispielsweise nur wirtschaftliche Interessen vorliegen mit dem Ziel, Krebserkrankte auszubeuten. Krebserkrankungen sind sehr vielfältig, z. B. gleicht kaum ein Lungenkrebs dem andern. Demzufolge kann man Patienten mit bösartigen Erkrankungen nicht mit allgemeinen Ratschlägen unterstützen. Ist der eine Lungenkrebs potentiell heilbar, wird man in der Regel dem Patienten eine aggressivere (Chemo-) Therapie empfehlen, ihm mehr Nebenreaktionen zumuten, als einem Menschen mit Lungenkrebs ohne Heilungsaussicht. Hier dürfte die Therapie nur minimale Nebenwirkungen haben, die Therapie wird insgesamt auf Symptomenlinderung ausgelegt. Ernährung, Vitamine und Konsorten Nehmen Patienten ungewollt an Körpergewicht ab, kann dies ein ungünstiges Krebssignal sein. Sie sollten dann in erster Linie alles essen und trinken, worauf sie Lust hat, am liebsten Eiweiss- oder gar Fett-reich, Speisen, die die Verdauung fördern und nicht blähen. Nicht nur für Krebserkrankungen gilt, dass sehr viel Flüssigkeit umgesetzt werden sollte, 3 oder mehr Liter pro Tag, damit die Niere in der Ausscheidung von diversen Stoffwechselprodukten unterstützt wird. Zudem ist Abwechslung angesagt: Tee (inklusive der vielgerühmte Grüntee), Bouillon, Milch, Wässer (eher kohlensäurearm), warum nicht auch die täglichen 1 -2 Gläser (Rot-) Wein oder den althergebrachten Eierliquor? Mit Vitaminen oder Mineralsalzen ist es so eine Sache: Vitamin-„Exzesse“ am Start einer onkologischen Behandlung können ungünstig wirken, ausgeglichene Ernährung ist dann – wie fast immer – der beste Rat. Vitamin-Überdosierungen zum Beispiel bei der A-Gruppe können sogar Krebs fördernd sein! Hohe Dosen von Vitamin C können zur Nierenübersäuerung (-Schädigung), auch zu Nierensteinen führen. Ebenso kann Kalziumüberschuss Nierenschäden verursachen! Unter etablierter Therapie ist es sicher nicht schädlich, ein wohlausgewogenes Vitamin-Mineralsalz – Präparat zusätzlich einzunehmen. Gewisse Chemotherapien werden von Vorteil mit Vitaminen der B-Reihe und Folsäure unterstützt. Lifestyle Stellt ein an Krebs Erkrankter sein ganzes Leben um, gibt er indirekt zu, dass sein Lebensstil an der bösartigen Erkrankung Schuld ist, was selten der Fall ist (Ausnahmen sind die bekannten Noxen, es schadet also nie, mit Rauchen aufzuhören!). Viel ausgleichende Bewegung ist nützlich. Hobbies sind – so es die Zeit erlaubt – ausgiebig zu pflegen. Soziale Kontakte sind sehr wichtig, vor allem solche, an denen nicht immer (d. h. nur selten) über „Krebs“ debattiert wird. „Look good, feel better!“ In der Tat: Wer die Chance hat, sein Äusseres schön zu pflegen, soll dies wirklich tun. Man kommt sich dann nicht so (Krebs-) gezeichnet vor, fühlt sich in der Öffentlichkeit wohler, gewinnt daraus neue Lebensfreude. Es besteht erfreulicherweise das Gratisangebot für Frauen, den Kurs „Look good, feel better!“ zu belegen, erkundigen Sie sich bei Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt.
Brochure: Tipps für Krebspatienten und deren Angehörige II von Urs Huber, MD l l l l Allgemeines Ernährung, Vitamine und Konsorten Lifestyle „Look good, feel better“ Schmerzen Übelkeit Fatigue Patientenforen, Selbsthilfegruppen
Coping (=Problemlösungsstrategie) alleine, in Gruppe, im Team?
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