ADHS und Impulsivitt Welche Auswirkungen haben sie auf
ADHS und Impulsivität Welche Auswirkungen haben sie auf Beziehungen? Dr. med. Ursula Wälty
ADHS polarisiert. . Zwei Beispiele
ADHS-Symptome und ihre Auswirkungen auf Beziehungen n n Aufmerksamkeitsstörung n Erhöhte Ablenkbarkeit n Vergesslichkeit n Häufiges Verlieren von Gegenständen n Schwierigkeit, Gesprächen aufmerksam zu folgen Motorische Hyperaktivität n Innere Unruhe n Unfähigkeit, sich zu entspannen n Bewegungsunruhe Wender PH 1995
ADHS-Symptome und ihre Auswirkungen auf Beziehungen n Affektlabilität n Stimmungsschwankungen, stark von äusseren Faktoren abhängig Affektkontrolle n Reizbarkeit n Wutausbrüche Desorganisiertes Verhalten n Schwierigkeit, Arbeitsabläufe zu planen n Schwierigkeit, Aufgaben zu Ende zu bringen n Probleme mit Zeitstrukturierung und Selbstorganisation n Probleme, Vorhaben überhaupt anzufangen n Übermässige Unordnung Wender PH 1995
ADHS-Symptome und ihre Auswirkungen auf Beziehungen n n Impulsivität n Ungeduld n Dazwischenreden n Temperamentausbrüche n Riskantes Verhalten Emotionale Überreagibilität n Geringe Stresstoleranz n Gesteigerte vegetative Empfindlichkeit n Schnell ängstlich und unsicher Wender PH 1995
ADHS-Symptome und ihre Auswirkungen auf Beziehungen: Betroffene. . . n Gelten oft als unordentlich und unzuverlässig n Wirken „unkooperativ“, scheinen Dinge auf ihre Art machen zu wollen n Haben Mühe beim „Sich Abgrenzen“ und beim „Nein-sagenkönnen“ n Neigung zu Eifersucht n Beziehen vieles schnell auf sich und sind schnell beleidigt n Haben oft das Gefühl, in ihrer Beziehung alles fasch zu machen und erleben sich als beziehungsunfähig n Wirken unberechenbar und egoistisch oder selbstzerstörerisch Rossi 2006, Resnick 2000
ADHS-Symptome und ihre Auswirkungen auf Beziehungen Typische Kommunikationsmuster n Reden ohne Punkt und Komma n Sich beim Erzählen oft in Details verlieren n Plötzlich von etwas reden, was nicht zum Thema gehört n Dazwischenplatzen n Sich schnell in Wortwahl und Tonfall vergreifen n Spontan Personen oder Dinge laut, deutlich und offen bewerten nach Neuhaus 2005
Betroffene Beziehungsbereiche n Klinische Verlaufsstudien zeigen, dass Betroffene. . . n Öfter vorzeitig die Schule verlassen müssen n Weniger oder keine Freunde haben n Seltener eine begabungsentsprechende Arbeit ausüben n Vermehrt asoziale Handlungen ausführen n Häufiger Frühschwangerschaften aufweisen n Häufiger an sexuell übertragenen Krankheiten leiden n Vermehrt Autounfälle erleiden International Consensus Statement on ADHD 2005
Betroffene Beziehungsbereiche n n n n Arbeitsplatz Partnerschaft Erziehung der eigenen Kinder Sozialleben
Betroffene Beziehungsbereiche n Arbeitsplatz n Schwierigkeiten, administrative Arbeiten zu erledigen n Probleme mit Langzeitprojekten n Probleme mit der Arbeit in einer unruhigen Umgebung n Schwierigkeiten mit Detailarbeit n Probleme mit repetitiven Arbeiten Aber auch n Grosse Kreativität n Oft Fähigkeit, „intuitiv“ richtig zu entscheiden und schnell zu handeln n Fähigkeit, die grossen Zusammenhänge zu sehen Nach Resnick 2004, Neuhaus 2005
Betroffene Beziehungsbereiche n Frau Müller und Herr Kunz bei der Arbeit. . .
Betroffene Beziehungsbereiche n Partnerschaft n Gehäufte Missverständnisse aufgrund von Unaufmerksamkeit und Selbstbezogenheit n Gefühlsausbrüche und Stimmungsschwankungen belasten die Beziehung n Sexuelle Probleme n Desorganisation erschwert gemeinsame Aufgabenbewältigung n Tendenz zu abhängigen Beziehungen Aber auch n Grosses Einfühlungsvermögen n Starkes Engagement für eine Beziehung Nach Resnick 2004, Neuhaus 2005
Betroffene Beziehungsbereiche n Die Partnerschaften von Frau Müller und Herr Kunz
Betroffene Beziehungsbereiche n Erziehung der eigenen Kinder n Erhöhtes Risiko, dass die Kinder an einer ADHS leiden n Schwierigkeit, ein konstantes Erziehungsverhalten aufrechtzuerhalten n Einbringen der eigenen Kindheitserfahrungen, die oft nicht positiv sind n Streit zwischen den Eltern über Erziehung Aber auch n Verständnis für die Problematik der betroffenen Kinder n Oft „intuitiv“ guter Umgang mit der Impulsivität der Kinder Nach Resnick 2004, Neuhaus 2005
Betroffene Beziehungsbereiche n Frau Müller und Herr Kunz in ihren Familien. . .
Betroffene Beziehungsbereiche n Sozialleben n Risikoreiches Hobby n Schwierigkeit, sich in der Freizeit zu erholen n Wenige Freunde, viele „oberflächliche“ Kontakte Nach Resnick 2004
Betroffene Beziehungsbereiche n Das Umfeld von Frau Müller und Herr Kunz
Multimodaler Behandlungsansatz n n n n Psychoedukation Anpassung der Umgebung Coaching Medikation Kognitive Verhaltenstherapie, speziell Neuro-kognitive Psychotherapie Training sozialer Fertigkeiten Selbsthilfegruppen Einbezug der Angehörigen und relevanten Bezugspersonen Nach Nadeau 2006, Ramsay 2005, Resnick 2004
Multimodaler Behandlungsansatz n Einbezug der Angehörigen und relevanten Bezugspersonen n Angehörige sind immer Mitbetroffene n Das Leiden bei ADHS entsteht oft durch die Folgen im zwischenmenschlichen Bereich n Die Beziehungsdynamik führt oft zu einer Aufrechterhaltung der Probleme n Im Mehrpersonensetting lassen sich die durch syndromtypische Kommunikationsprobleme bedingten Missverständnisse verringern n Angehörige können, im Einverständnis mit dem Betroffenen, hilfreich unterstützend wirken
Multimodaler Behandlungsansatz n Psychoedukation n Die umfassende Information des Betroffenen und ihrer Angehörigen über die Störung ist ein zentraler Aspekt der Behandlung n Das Verständnis für die Störungen, die dem problematischen Verhalten zugrundeliegenden, kann für Betroffene und ihre Partner entlastend sein n Die Kenntnisse über die Störung können bei ADHS wesentlich dazu beitragen, die Selbsthilfe zu fördern Nach Neuhaus 2005, Nadeau 2006
Multimodaler Behandlungsansatz n Kognitive Verhaltenstherapie/ Neuro-kognitive Psychotherapie n Aspekte der kognitiven Therapie wie Neu- und Umbewertung, Identifikation und Veränderung automatischer Gedanken, u. a. n Ansätze zur Bewältigung der Probleme z. B. durch Verbesserung der kognitiven Funktionen unter Berücksichtigung der neurobiologischen Aspekte der Störung Nadeau 2006
Multimodaler Behandlungsansatz n Kognitive Verhaltenstherapie/ Negative Selbstüberzeugungen n Misstrauen „ Ich kann mich nicht auf mich selbst verlassen“, „ Ich bin unberechenbar“ n Versagen „Ich habe nicht meinen Erwartungen entsprochen“ n Unfähigkeit „ Ich bin grundsätzlich unfähig“ n Ausgeschlossensein „Ich bin anders und werde anders behandelt“ n Defekt sein „ Ich bin nicht, wie ich sein sollte“
Schwerpunkte in der Behandlung n Probleme am Arbeitsplatz n Psychoedukation n Anpassung der Umgebung n n Günstige Arbeitsplatzbedingungen Ablenkungen zwischendurch Berufsspezifisches Coaching Training sozialer Fertigkeiten n Unterstützung in Kommunikation und Entscheidungsfindungen Nach Nadeau 2006
Schwerpunkte in der Behandlung n Probleme in der Partnerschaft n Psychoedukation n Besprechen von „Vorfällen“ in emotional ruhigen Momenten n Aushandeln von Absprachen für eskalierende Situationen n Thematisieren der Paardynamik aufgrund von Temperamentausbrüchen, Selbstwertproblematik und Hypersensibilität
Zusammenfassung n n n Die Beziehungsprobleme bei ADHS finden sich vor allem bei der Arbeit, in den Partnerschaften und der Erziehung der Kinder. Sie bestimmen im Wesentlichen das Leiden, das durch die Störung verursacht wird. Die Auseinandersetzung mit dem Störungsbild, der Einbezug der Angehörigen und Aspekte aus der kognitiven Therapie sind wesentliche Pfeiler in der Behandlung bei Beziehungsschwierigkeiten. ADHS bedeutet nicht nur Probleme, sondern auch Ressourcen!
Literaturverzeichnis I n n n Ebert D, Krause J, Roth C (2003); AWMF-Leitlinien ADHS im Erwachsenenalter. Nervenarzt 10: 939 -946 Krause KH, Krause J, Trott GE (1998); Das hyperkinetische Syndrom (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) im Erwachsenenalter. Nervenarzt 69: 543 -556 Neuhaus C (2005); Lass mich, doch verlass mich nicht, ADHS und Partnerschaft. Deutscher Taschenbuch Verlag, München Ramsay R J, Rostain L (2005); Treating Co-Morbid Adult ADHD by combining Medication and Cognitive Therapy. APA, May 26, 2005 Resnick RJ (2004); Die verborgene Störung-ADHS bei Erwachsenen. Klett-Cotta Ryffel M; Deutsche Übersetzung International Consensus Statement on ADHD. In Internetseite: ADD-Online: Stand 2005, abgerufen am 2. 10. 2006: http//www. adhs. ch/add/consensus. htm
Literaturverzeichnis II n n Wender PH (1995); Attention-deficit hyperactivity disorder in adults. Oxford University Press, New York-Oxford Weiss L (2003); ADS im Job. Brendow u. Sohn Verlag Gmb. H, Moers Winkler M, Nadeau K G; Deutsche Übersetzung Neuro-kognitive Psychotherapie für Erwachsene mit ADHS. In Internetseite ADD-online: Stand 2006, abgerufen am 2. 1006: http: //www. adhs. ch/add/neurokognitiv. htm Winkler M; ADHS bei Erwachsenen- Grundlagen und klinische Symptomatik der Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms im Erwachsenenalter. In Internetseite: ADD-Online. Stand 2006, abgerufen am 2. 10. 2006: http: //www. adhs. ch/add/grundlagen_1. htm
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