A Holz J Schlaf Papa Hamlet Die Handlung

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A. Holz / J. Schlaf Papa Hamlet

A. Holz / J. Schlaf Papa Hamlet

 • Die 'Handlung' der Studie ist einfach (wenn auch der Leser zunächst Schwierigkeiten

• Die 'Handlung' der Studie ist einfach (wenn auch der Leser zunächst Schwierigkeiten hat, sich zu orientieren); sie beruht auf einer novellistischen Skizze S. s (Ein Dachstubenidyll). Der arbeitslose, heruntergekommene Schauspieler Niels Thienwiebel lebt mit seiner Frau Amalie und dem kränklichen Sohn Fortinbras in einer kalten Dachstube. Verzweiflung und Größenwahn liegen bei dem ständig Hamlet zitierenden Mimen eng beieinander. Streitsucht, sexuelle Gier, Vaterstolz und Brutalität charakterisieren sein Verhältnis zu Frau und Kind. Für kurze Zeit geht es besser, da der Freund Ole Nissen ein Bild verkauft hat. Doch nach einer Woche ist das Geld verpraßt, die Freunde streiten sich, die Wirtin verlangt die rückständige Miete und kündigt die Wohnung. Kurz vor dem Auszug erwürgt Niels in einem Wutanfall sein Kind. Eine Woche später stolpert ein Bäckerjunge vor einem Schnapsladen über den erfrorenen "großen Thienwiebel".

Arbeitsaufträge • 1. ) Der Titel + Warum schreiben die Autoren unter dem Pseudonym

Arbeitsaufträge • 1. ) Der Titel + Warum schreiben die Autoren unter dem Pseudonym Bjarne P. Holmsen? • 2. ) Erklären Sie den Begriff Sekundenstil und beziehen Sie hierzu konkrete Beispiele aus Papa Hamlet mit ein! • 3. ) Welche sprachlichen Mittel (Wortschatz, Syntax, Interpunktion) sind Ihnen während der Lektüre spontan aufgefallen? • 4. ) Erläutern Sie naturalistische Motive und Themen, die Probleme der damaligen Zeit widerspiegeln • 5. ) Was können Sie zum naturalistischen Menschenbild sagen? • 6. ) Suchen Sie Namen / Bezeichnungen für den Sohn der Thienwiebels, die in der Erzählung vorkommen. Welche Erkenntnisse lassen sich daraus schließen? • 7. ) Hamletbezüge

„Novellistische Studie“ • Novelle war eine bevorzugte Gattung des poetischen Realismus • die Naturalisten

„Novellistische Studie“ • Novelle war eine bevorzugte Gattung des poetischen Realismus • die Naturalisten wollten sich von den poetischen Realisten distanzieren → Skizzen oder novellistische Studien • novellistische Studien sollen einen Ausschnitt der Wirklichkeit genau und wissenschaftlich beschreiben

„Sekundenstil“ • nannten A. Holz und J. Schlaf eine Erzähltechnik, die eine Kopie der

„Sekundenstil“ • nannten A. Holz und J. Schlaf eine Erzähltechnik, die eine Kopie der Wirklichkeit ermöglichen sollte • mit sprachlichen Mitteln wurden dabei gewissermassen die Genauigkeit der filmischen Nahaufnahme und die Deutlichkeit der Zeitlupe vorweggenommen • mit diesem Erzählstil sollten auch die kleinsten Bewegungen und intimsten Empfindungen minutiös erfasst und nachgebildet werden können (Holz: „Kunst = Natur – x“) • die sprachliche Nachbildung der Wirklichkeit ergänzten Holz/Schlaf noch durch eine „phonografische Methode“, also den Versuch einen Vorgang in allen seinen Lautwerten, nicht nur in seinen Sprache gewordenen Äusserungen zu erfassen • die Wirklichkeit wollten sie eben nicht als Auswahl infolge subjektiver Wahrnehmung gestalten, sondern in objektiver Komplexität, die auch das Zufällige, Periphere und Unkontrollierte in ihr enthält

Sprachliche Mittel • • viele Ausrufe direkte Figurenrede dialektaler Sprachgebrauch die erzählende Instanz hält

Sprachliche Mittel • • viele Ausrufe direkte Figurenrede dialektaler Sprachgebrauch die erzählende Instanz hält sich mit Erklärungen zurück (man platzt z. B. mitten ins Geschehen hinein)

Bezeichnungen für den Sohn der Thienwiebels: + - Der kleine zappelnde Wurm, der arme

Bezeichnungen für den Sohn der Thienwiebels: + - Der kleine zappelnde Wurm, der arme Wurm, mein Mäuseken, Putteken, armes kleines Menschenkind, kleines verwundertes Bündelchen, der kleine Prinz von Norwegen, Fortinbras Teufelsbraten, (infamer) Schlingel, der kleine Krebsrote, Schurke, das (infame) Balg, der Bengel, Kanaille, Schreisack, Lümmel, Lausbub, Lindwurm, Bestie, Kamel, Zebra

Das naturalistische Menschenbild • Das geschilderte Elend ist nicht Ergebnis sozialer Ungerechtigkeit oder Entwicklung

Das naturalistische Menschenbild • Das geschilderte Elend ist nicht Ergebnis sozialer Ungerechtigkeit oder Entwicklung der industriellen Gesellschaft; gezeigt wird vielmehr das Verkommen im Rahmen eines Bohèmelebens. Gleichwohl ist auch das nicht ohne sozialkritische Relevanz: • "Der große Thienwiebel hatte nicht so unrecht: Die ganze Wirtschaft bei ihm zu Hause war der Spiegel und die abgekürzte Chronik des Zeitalters", heißt es an einer Stelle.

Hamletbezüge • • • der Titel „Papa Hamlet“ ist in mehrfacher Hinsicht als Ironie

Hamletbezüge • • • der Titel „Papa Hamlet“ ist in mehrfacher Hinsicht als Ironie zu verstehen Hamlet → Inbegriff des jugendlichen Helden Papa → die Vorstellung eines liebevollen, gemütlichen Familienvaters Niels verwandelt seine armselige Mietunterkunft in eine Ersatzbühne (seine verwahrloste, stumpfsinnige Frau wird zu Ophelia, der Zimmernachbar Ole zum besten Freund Horatio, sein kränklicher Sohn zu Fortinbras, er selbst übernimmt die Rolle des Hamlet) Hamlet-Zitate (Niels parodiert sich selbst) der pathetische, dichterisch hochsprachliche Stil der klassischen Tragödie wird kontrastiert mit der groben Sprache von Niels Hamlet-Monolog beendet Niels mit den Worten „Ae, Quatsch!“ der Shakespeare Text landet neben einer Spirituskochmaschine, einem Milchtopf ohne Henkel, einem alten Handtuch, einer Gaslampe und einer Fotografie „Sommernachtstraum“ (Niels zwingt seine Frau brutal zum Beischlaf)

Zusammenfassung • Die literarische Bedeutung von Papa Hamlet resultiert jedoch weniger aus dem Sujet

Zusammenfassung • Die literarische Bedeutung von Papa Hamlet resultiert jedoch weniger aus dem Sujet als aus der Erzählweise, der Absicht, ein möglichst objektives Bild der dargestellten Welt zu zeichnen. • Also gibt es keinen allwissenden, ordnenden Erzähler, keine Exposition, keine Erklärung zur Situation oder zum Gegenstand des Geschehens. • Der Dialog dominiert; das Geschehen tritt zurück, wird häufig nur in der Ankündigung oder Reaktion auf ein Ereignis deutlich. • Dafür werden die Reden der einzelnen Personen mit allen Geräuschen, Belanglosigkeiten, Wortfetzen, Interjektionen so getreu wie möglich nachgezeichnet. • Alle Details sind gleich wichtig und werden in den erzählenden Partien von Augenblick zu Augenblick registriert: H. spricht von "Sekundenstil". Zugleich allerdings wird durch den kaum greifbaren, sich auch in der Schreibweise seinem 'Helden' anpassenden Erzähler ein entschieden ironischer Ton deutlich.