26 11 2002 Modelle der Umweltpsychologie Franziska List
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26. 11. 2002 Modelle der Umweltpsychologie Franziska List Michaela Hornbachner Andrea Angermann Jennifer Güttler Windebensee, Nationalpark Nockberge
ÜBERBLICK 1. Methoden und Modelle 2. Theorie des vernünftigen Handelns (Fishbein & Ajzen) 3. Rahmenmodell zum „Umwelthandeln“ (Fietkau & Kessel) 4. Health Belief Modell (Hochbaum, Kegels & Rosenstock) 2
1. Methoden und Modelle Franziska List
Überblick über theoretische Grundlagen u. Modelle Was wird untersucht? „Umweltbewusstsein“ als Ausdruck des Zeitgeistes „Nachhaltigkeit“ in verschiedenen gesellschaftlichen Systemen Wie wird untersucht? Methoden, Modelle, Zusatzannahmen 4
Nachhaltigkeit aus der Sicht der Irokesen Bedenke bei deinem Handeln stets, welche Folgen dein Tun für die dritte und fünfte Generation nach dir haben wird 5
Was wird untersucht? Einfluss von umweltbezogenen Einstellungen und Werthaltungen auf das Verhalten Geringe korrelative Zusammenhänge führen zur Annahme von Moderatorvariablen 6
Was wird untersucht? Wie wird untersucht? Erklärungen für die Inkonsistenz zwischen Einstellung u. Verhalten Durch die Methode: Z. B. Einstellung wird auf einem allgemeineren Niveau gemessen als das Verhalten Zu Verschiedenes in einem Topf: Verkehrsmittelwahl und Altpapiersammlung unterliegen völlig verschiedenen Einflüssen Durch den Inhalt: Verhaltensgewohnheiten sind sehr veränderungsresistent Verhalten ist abhängig von situativen Variablen MODERATOREN 7
Moderatoren als situative Variablen Innere Moderatoren Sich verantwortlich fühlen für die Bewältigung der Umweltproblematik Bewusstheit von Handlungskonsequenzen Kontrollüberzeugungen Wissen und Fähigkeiten Äußere Moderatoren: soziale Normen (Welchen Briefumschlag verwende ich wofür? ) z. B. Vorhandensein von „Öffis“, Altstoffabholung, . . . subjektive Normen (= antizipierte Erwartung bedeutsamer anderer) 8
Wie wird untersucht … Modelle Empirisch fundierte Strukturmodelle Modellentwicklung durch FA durch statistische Behandlung erhobener Daten Theoretisch fundierte Strukturmodelle Z. Bsp. Fishbein & Ajzen, 1975 Heuristisch entwickelte Prozessmodelle Z. Bsp. Stern & Oskamp, 1987 eine Reihe von einander beeinflussender Variablen, die von außen kommen, führen zum tatsächlichen Verhalten Theoretisch fundierte Prozessmodelle basieren auf der Theorie der Normaktivierung von Schwartz, 1977 9
Wie wird untersucht … Motive und Determinanten umweltrelevanten Verhaltens Motive aus objektiver Sicht Altruistische Motive Egozentrische Motive (z. B. individueller Gesundheitsschutz) Relevant für politische Aktionen, aber Zahlungsbereitschaft erst bei einer Antizipation egozentrischer Werte Einfluss soziodemografischer Variablen (Alter, Geschlecht, …) auf die Motivation ist nicht eindeutig Motive aus subjektiver Sicht Aus der Sicht des Handelnden Z. Bsp. : Umfrage: Warum trennen Sie Müll? 10
Computersimulation des Fischereikonfliktdilemmas Individuelle Nutzung einer kollektiven Ressource „Tragedy of the Commons“ Fischereikonfliktdilemma : Untersuchung als Computersimulation positiv wirkt sich das Wissen um ökologische Zusammenhänge aus, Interaktionsmöglichkeiten und Kommunikation – so können Absprachen getroffen werden negativ wirkt Anonymität und mangelndes Wissen Allmende funktioniert eingebettet in die Gemeinschaft. 11
2. Theorie des vernünftigen Handelns Fishbein & Ajzen, 1975 Sozialpsychologisches Modell Vorhersagen von Verhalten aufgrund von Einstellungen eher mangelhaft Grund: kein direkter kausaler Zusammenhang Michaela Hornbachner 12
Die Theorie Erwartungen von Konsequenzen Bewertung dieser Einstellung zum Verhalten Relative Wichtigkeit von Einstellung und Norm Meinung über Wünsche anderer Motivation, diesen zu folgen INTENTION VERHALTEN Subjektive Norm 13
Fishbein und Ajzen, kooperatives Spiel Entweder kooperativ oder Wettkampf Fragebogen: Einstellung zum Partner, Einstellung zu kooperativem Spiel, erwarteter Gewinn bei koop. Spiel, vermeintliche Erwartung des Partners hinsichtlich eigenem Verhalten Einstellung ist nicht von Sympathie abhängig! Erwartete Verstärker, Einst. zu kooperativem Verhalten wichtig! 14
Beispiel Mülltrennung: Ressourcen schonen, neg. Folgen vermeiden. . . Pos. Bewertung dessen MT ist wichtig! Plan, Müll zu trennen WG erwartet es von mir Leute der WG sind mir wichtig Mülltrennung Alle in der WG trennen 15
Theorie des geplanten Verhaltens Modellerweiterung von Ajzen, 1985 Erweitert um den Faktor KONTROLLIERBARKEIT Somit DREI Ursachen: Einstellung zum Verhalten Subjektive Normen Kontrollierbarkeit 16
Theorie des geplanten Verhaltens Kontrollierbarkeit hängt von inneren und äußeren Faktoren ab. Innere Faktoren: Verhaltensrelevante Infos Fähigkeiten interne vs. externe Kontrolle Willensstärke Gefühle und Zwänge 17
Theorie des geplanten Verhaltens Äußere Faktoren: Zeit Gelegenheit Mittel (Geld) Abhängigkeit von anderen Personen 18
Veranschaulichung: Bim oder Auto? ? Einstellung zum Verhalten: unmittelbare Gewinn (Bequemlichkeit) ist meist stärker Soziale Normen: „die fahren ja auch mit dem Auto …“ Man findet leicht Trost 19
Veranschaulichung: Bim oder Auto? ? ? Kontrollierbarkeit: intern: verhaltensrelevante Infos („ich weiß ja nicht wo ich umsteigen muss. . . “) oder Willensstärke („Ich hab heut schon so viel gearbeitet. . . “) extern: Mittel („Bim fahren ist genau so teuer. . . “) oder Gelegenheit („zur Bim muss ich weit gehen, Auto in Garage. . “) 20
3. Rahmenmodell zum „Umwelthandeln“ (Fietkau & Kessel) Angermann Andrea Zirbenwald, Nationalpark Nockberge 21
3. Rahmenmodell zum „Umwelthandeln“ Verhaltensangebote Einstellungen Werte Wissen Umweltbezogenes Verhaltensanreize Wahrgenommene Konsequenzen 22
Alternative Verhaltensangebote Stabile Routinen Bsp. : Freifahrtsscheine „Kinderkrankheiten“ Einsatz von Multiplikatoren Soziale Bezugsgruppen „sozialer Diffusionsprozess“ Zielgruppe 23
3. Rahmenmodell zum „Umwelthandeln“ Verhaltensangebote Einstellungen Werte Wissen Umweltbezogenes Verhaltensanreize Wahrgenommene Konsequenzen 24
Verhaltensanreize Belohnungen u. Bestrafungen „Schwarzfahrerverhalten“ Bsp. : Müllgebührensystem Individuelles Ausgangsniveau Bsp. : Semestertickets Wettbewerbe sind kein Anreiz Intrinsische vs. extrinsischer Motivation Verhalten um seiner Selbst willen (stabiler) Verhalten als Mittel zum Zweck „over-justification“ (Profisport) 25
Verhaltensanreize • Planung von Interventionsmaßnahmen Ökonomischer Kontext oder moralischer Kontext? Ökonomische Anreizstruktur = effektiver Effekte ungeschickter moralischer Argumentation … (erhobener Zeigefinger) Bsp. : ökonomisch vs. moralisch motivierte Müllreduzierer 26
3. Rahmenmodell zum „Umwelthandeln“ Verhaltensangebote Einstellungen Werte Wissen Umweltbezogenes Verhaltensanreize Wahrgenommene Konsequenzen 27
Wissen Handlungswissen konkreter Automatisierte Verfügbarkeit Bsp. : Aufkleber Nutzung v. Verhaltensangeboten Hintergrundwissen abstrakter Wirkt auf Einstellungen Bsp. : Sichtfensterkuverts 28
3. Rahmenmodell zum „Umwelthandeln“ Verhaltensangebote Einstellungen Werte Wissen Umweltbezogenes Verhaltensanreize Wahrgenommene Konsequenzen 29
Einstellungen und Werte Persuasive Kommunikation Empirische Untersuchungen Kommunikationsmuster Bsp. : ÖPNV vs. Auto Kontrollüberzeugungen Verantwortungszuschreibungen Konkrete Argumente einsetzen Ängste und Befürchtungen Reaktanz 30
3. Rahmenmodell zum „Umwelthandeln“ Verhaltensangebote Einstellungen Werte Wissen Umweltbezogenes Verhaltensanreize Wahrgenommene Konsequenzen 31
Wahrgenommene Konsequenzen Anreize & Konsequenzen Rückmeldungen Externe Informationen Eigenes Handeln muss greifbar und nachvollziehbar sein Beispiele Einführung v. Mülltrennung Wasser- u. Energieverbrauch 32
Schlussbemerkung Stückwerk vermeiden Zielgenauigkeit Empirische Abklärung Langfristige Planung von Interventionen Evaluation Interdisziplinäre Zusammenarbeit 33
Modelle der Gesundheitspsychologie Jennifer Güttler
ÜBERBLICK 1. 2. 3. 4. 5. Einleitung Health Belief Modell HBM: Anwendung HBM: Kritik Modifiziertes Modell 35
1. Überblick der Gesundheitspsychologie Drei große Kategorien Modelle der Gesundheit Modelle des Gesundheitsverhaltens Modelle der Gesundheitserziehung, -beratung und -förderung 36
Modelle des Gesundheitsverhaltens (1) Rationale Menschenbildannahme Mensch ist aktiv Trifft bewusste Entscheidungen Kognitionen 37
Modelle des Gesundheitsverhaltens (2) Modelle der Analyse und Veränderungen Vorhersage von Gesundheitsbzw. Risikoverhalten Gesundheitsverhalten 38
Analyse und Vorhersage des Gesundheitsverhaltens Health Belief Modell oder Modell gesundheitlicher Überzeugungen 39
Health Belief Modell (1) wahrgenommener NUTZEN minus wahrgenommene KOSTEN wahrgenommener SCHWEREGRAD wahrgenommene VERWUNDBARKEIT wahrgenommene BEDROHUNG GESUNDHEITSVERHALTEN (Wahrsch. ) 40
wahrgenommener NUTZEN minus wahrgenommene KOSTEN Geld Zeit Schmerz 41
Beispiel für Kosten / Nutzen Lebensverlängerung um zwei Jahre Zeitgewinn = Zeitverlust 42
Health Belief Modell (2) wahrgenommener NUTZEN minus wahrgenommene KOSTEN wahrgenommener SCHWEREGRAD wahrgenommene VERWUNDBARKEIT wahrgenommene BEDROHUNG GESUNDHEITSVERHALTEN (Wahrsch. ) HANDLUNGSREIZE 43
Handlungsreize Interne und externe Reize 44
Health Belief Modell (3) DEMOGRAPHISCHE UND SOZIO-PSYCHOLOGISCHE VARIABLEN wahrgenommener NUTZEN minus wahrgenommene KOSTEN wahrgenommener SCHWEREGRAD wahrgenommene VERWUNDBARKEIT wahrgenommene BEDROHUNG GESUNDHEITSVERHALTEN (Wahrsch. ) HANDLUNGSREIZE 45
Demographische und Soziopsychologische Variablen Geschlecht/Alter Einkommen kultureller Hintergrund 46
Health Belief Modell (4) DEMOGRAPHISCHE UND SOZIO-PSYCHOLOGISCHE VARIABLEN wahrgenommener NUTZEN minus wahrgenommene KOSTEN wahrgenommener SCHWEREGRAD wahrgenommene VERWUNDBARKEIT wahrgenommene BEDROHUNG GESUNDHEITSVERHALTEN (Wahrsch. ) HANDLUNGSREIZE 47
HBM: Anwendung Hauptanwendungsgebiete Vorhersage und Vorsorgeverhalten Medizinische Beratung und Behandlung Compliance Welche Informationsquellen werden genutzt? 48
HBM: Kritik Es fehlen Mindestens zwei kognitive Vermittlungsgrößen Es ist zu statisch Überschätzt die Bedrohung Kosten-Nutz-Abwägung sollte nicht einzigen Faktor darstellen 49
Modifizierung des Modells Aufnahme 2 neuer Konstrukte Selbstwirksamkeit Gesundheitsmotivation 50
Kalter Keller – Karstplateau. Kandelaberfichte. Nationalpark Nockberge ENDE 51
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